Samstag, 7. April 2007

Namak (1996)

Zur Story: Pravad Sharma, der kleine Sohn des wohlhabenden Unternehmers Lalaji (Shammi Kapoor) und dessen Frau Shanti, genannt Biji (Nirupa Roy), freundet sich mit dem armen Jungen Gopal an. Als er im Spiel unabsichtlich auf Gopal schießt, haut er ab im Glauben, seinen Freund getötet zu haben. Gopal hat jedoch überlebt, und obwohl Lalaji den Verlust seines Sohnes nie verwinden kann, nimmt er Gopal an Sohnes Statt bei sich auf. Gopal (Sanjay Dutt) ist seiner Pflegefamilie in tiefster Loyalität ergeben: den Eltern, den beiden Schwestern Asha und Sunita sowie deren Ehemännern Suresh und Gullu (Gulshan Grover) – obwohl er mit letzterem, auch in seiner Eigenschaft als Union Leader in Lalajis Unternehmen, ständig Ärger hat. Wie Bijis Bruder Mamaji (Prem Chopra) hat es auch Gullu auf Lalajis Vermögen abgesehen. Doch als Lalaji stirbt und Mamaji, Gullu und Suresh das Regiment im Hause übernehmen wollen, setzt Biji ihr ganzes Vertrauen in den treuen Gopal, der inzwischen sein Herz einer jungen Verwandten des Hauses, der Ärztin Anju (Farha Naaz), geschenkt hat. Ein Zeitungsbericht über den Tod Lalajis gelangt in die Hände von Pravad (Siddhant Salaria), der bei einem Pflegevater (Raza Murad) und dessen Sohn Jagdish (Shakti Kapoor) aufgewachsen und Sänger geworden ist und nun auf diese Weise erfährt, dass er seinen Freund damals nicht getötet hat. Sofort macht er sich auf den Weg nach Hause – doch Jagdish folgt ihm, wirft ihn aus dem Zug und gibt sich vor Bijis Familie als Pravad aus. Um uneingeschränkter Herr im Haus zu werden, inszeniert er gemeinsam mit Mamaji, Gullu und Suresh eine gemeine Intrige, die Gopal bei Biji derart in Misskredit bringt, dass sie ihn aus dem Haus wirft...

Namak (= Salz) krankt über weite Strecken an den widrigen Umständen seiner Entstehung. Die Dreharbeiten zogen sich, wie so häufig damals, über mehrere Jahre hin, und selten wirkt sich die dadurch fehlende Continuity so fatal aus wie hier. Die Figur des Gopal wirkt, als sei sie von zwei verschiedenen Schauspielern gespielt worden; wobei das unterschiedliche Aussehen gar nicht mal das Hauptproblem ist, aber mit Sanjus Aussehen ändert sich fatalerweise auch jedes Mal Gopals Charakter. Der „jüngere“ Gopal ist sanft und demütig, der „ältere“ wild und aufsässig. Man könnte meinen, der Saajan-Aman und der Khalnayak-Ballu hätten sich die Rolle des Gopal geteilt. Endgültig das Genick gebrochen hat dem Film die Tatsache, dass er offensichtlich zum Zeitpunkt von Sanjays Inhaftierung 1994 noch nicht ganz fertig war. Ich habe Kawal Sharma im Verdacht, dass er sein Interesse an Namak mit Sanjays Inhaftierung verloren hatte und nach Sanjays Freilassung lediglich darauf aus war, die Sympathiewelle auszunutzen, die Sanjay damals kurzzeitig willkommen hieß, und Namak ganz schnell doch noch auf den Weg zu bringen, um mit Sanjays Namen Kohle zu machen. Ohne sich die Mühe zu machen, dringend noch notwendige Szenen nachzudrehen, pappte er das Ganze zusammen und schluderte das Dubbing dazu (Chetan Sashital übernahm mal wieder Sanjays Part) – die Tonqualität des Filmes ist eine Frechheit sondergleichen; Shammi klingt bisweilen so, als hätte er sich gerade im All befunden und seine Repliken zur Erde gefunkt, und Sanjay ohne seine Stimme ist sowieso nur der halbe Spaß...

Fakt ist: Namak wirkt fürchterlich unfertig. Die Szenenabfolge ist bisweilen abenteuerlich, und viele Aktionen hängen völlig in der Luft, bleiben unmotiviert oder ohne Erklärung bzw. Auflösung. Wie kommt es zum Beispiel, dass Gopal, nachdem er Lalaji bei einem Anschlag das Leben gerettet hat, dabei schwer verletzt worden ist und halbtot im Krankenhaus liegt, schon kurz darauf wieder munter durch die Gegend läuft? Wieso kommt Anju zwischendurch fast eine Stunde lang überhaupt nicht mehr vor, hat man sie vergessen? Was wird aus Pravads Freundin Anita, die von Jagdishs Kumpeln ebenfalls aus dem Zug geschmissen worden ist? Und die allerwichtigste Frage: Woran ist Lalaji gestorben?

Um das Ergebnis jetzt nicht völlig zu verteufeln: Der Film hat trotz allem seine Momente. Selten hat Sanju so starke Emotionen gezeigt wie in seinen Szenen mit Shammi und ganz besonders mit Nirupa. Und Usurpatoren-Storys sind per se schon interessant, weil man da immer gespannt sein kann, wann und wie die ganzen Intrigen aufgedeckt werden. Zudem hat der Film gleich mehrere Schurken, die zum Teil durchaus Entwicklungen durchlaufen (wenn auch leider ziemlich unmotiviert). Der Schluss greift dann allerdings ganz, ganz tief in den Schmalztopf – wer behauptet, das Finale von Ek Rishtaa sei unglaubwürdig, der hat Namak nie gesehen.

Meines Erachtens dürfte Namak heute zuvörderst nur für noch Die-Hard-Sanjay-Dutt-Fans als Zeitdokument von Interesse sein. Shammi-Fans können gut und gerne auf ihn verzichten, denn Shammi bleibt insgesamt eher blass und tritt ja auch relativ bald ab. Auch Farha-Naaz-Fans brauchen ihn nicht, denn Farha wurde hier völlig verschenkt. Nein, der einzige Grund, Namak auszugraben, ist ein stellenweise wirklich zu Tränen rührender Sanju. Aber selbst dafür gibt es entschieden bessere Filme als Namak, der, wenn es nach mir geht, gerne weiterhin Qurbani Rang Layegi und Johny I Love You in den VCD-Archiven Gesellschaft leisten darf.

Produktion und Regie: Kawal Sharma
Ca. 146 Min.; VCD: Indus, ohne UT; z.T. extreme Tonstörungen bei Dialogen
Haarfaktor

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