Donnerstag, 26. April 2007

Filmfare 3/2005: Century Maar Liya

Filmfare, März 2005

„Century Maar Liya“
Sanjay Dutt nähert sich der 100er Marke


„Ab Mitte 2006 werde ich ein Jahr lang Pause machen“, erzählt Sanjay Dutt mir als allererstes, als er sich für dieses Gespräch am Set zu Nitin Manmohans Tathastu zu mir setzt. „Ich bin jetzt etwa 25 Jahre im Geschäft“, rechnet er, „und habe an 100 oder 105 Filmen gearbeitet. Century maar liya. Bas, jetzt will ich es etwas leichter angehen lassen.“

Der Schauspieler hofft, ausgiebig reisen, Zeit mit seiner Teenager-Tochter Trishala in den USA verbringen oder einfach nur rumhängen zu können. „Es gibt so vieles, was ich tun möchte“, lächelt er schalkhaft. Und zuckt die Achseln, wie um eine unsichtbare Last loszuwerden, die er seit Jahren mit sich rumschleppt.

Derzeit jedoch kann Sanjay von einer Pause nur träumen. Er arbeitet zur Zeit an einem halben Dutzend Filmen, darunter AB Corp’s Viruddh, Nitin Manmohans Dus und Tathastu, Sanjay Guptas nächsten Film und Vidhu Vinod Chopras Parineeta und Munnabhai Meets Mahatma Gandhi (= Lage Raho Munnabhai). Und am Set warten außerdem die Produzenten Mahesh und Mukesh Bhatt, Hriday Shetty und Rohit Kumar darauf, dass „Baba“ ihnen grünes Licht für ihre Projekte gibt.

Zu seinem jüngsten Release Shabd meint Sanju: „Das ist eine intensive Rolle. Und es war schön, zur Abwechslung mal einen Schriftsteller zu spielen. Ich bin wirklich aufrichtig glücklich, dass ich meine Schusseisen-Figuren in Filmen wie Deewaar und Musafir abwechseln kann mit Rollen wie in Shabd und Parineeta. Anderenfalls könnte das Leben für einen Schauspieler ziemlich eintönig werden.“

Sein Shabd-Co-Star Aishwarya Rai bekommt eine Menge Lob ab. „Üblicherweise sind die Menschen von ihrer Schönheit überwältigt“, lächelt er. „Aber ich finde, Ash ist eine gute Schauspielerin. Vor ein paar Jahren haben wir zusammen David Dhawans Hum Kisise Kum Nahin gemacht, durch und durch eine Komödie. Shabd ist ein Gefühlsdrama. Und Ash fühlt sich in beiden Genres wohl.“

Darüber, dass sie ihn am Set von Shabd oft hat warten lassen, redet er nicht: „Arre yaar, Schauspielerinnen brauchen nun einmal definitiv mehr Zeit, fertig zu werden, als wir Jungs. Sicher habe ich ein paar Mal ungeduldig auf sie gewartet. Aber das ist doch kaum etwas, worüber man sich aufregen müsste. Es gab auch schon Zeiten, da habe ich meine Kollegen warten lassen aus Gründen, die außerhalb meiner Kontrolle lagen. Wir sind Menschen, keine Roboter. Wir haben alle unsere guten und unsere schlechten Tage. Fürs Archiv gebe ich zu Protokoll, dass Ash eine stressfreie Schauspielerin ist und dass ich gerne mit ihr gearbeitet habe. Glaubt nicht jedes Gerücht, das hier herumflattert.“

Der Schauspieler gibt zu, ein wenig enttäuscht gewesen zu sein, als Deewaar und Musafir zu Nieten erklärt wurden. „Beide Filme waren doch in Ordnung“, sagt er. „Man hat mir erzählt, dass die Kinobesucher in Musafir sehr positiv auf meine Figur reagiert haben. In Goa, wo wir Musafir drehten, liefen Touristen tatsächlich durch die Gegend und schwenkten so ein messerartiges Instrument, wie ich es in dem Film trage. Sie ahmten sogar mein großspuriges Auftreten nach. Ich will damit sagen, dass eine gewisse Neugier auf den Film durchaus vorhanden war. Alle, die ihn vorab sahen, hielten ihn für ziemlich schick. Leider konnte der Film diese Neugier nicht bestätigen.“

Sanjay ist auch sehr aufgeregt über Vidhu Vinod Chopras Parineeta, der im April dieses Jahres rauskommen soll. „Das ist eine interessante Liebesgeschichte“, verdeutlicht er. Auf die Frage, ob es Spannungen zwischen ihm und seinem Co-Star Saif Ali Khan gab, weil er Saifs Ex-Frau Amrita Singh näher steht, antwortet er offen: „Nein, yaar, es gab keine Spannung zwischen uns. Ich stehe definitiv Dingy näher als Saif, aber wer sagt den, dass ich Partei ergreifen muss? Ich bin ein erwachsener Mann von 45 Jahren. Ich weiß, dass, wenn eine Ehe nach 13 Jahren kaputtgeht, beide Seiten einen Teil der Schuld auf sich nehmen müssen. Wieso bitte sollte ich irgendwelchen Groll gegen Saif hegen? Wir hatten nicht viel Kontakt zueinander während der Außenaufnahmen zu Parineeta. Aber das kann ja wohl nicht bedeuten, dass ich Saif nicht mag. Und als Co-Stars passten wir perfekt zusammen.“

Sanjay verweigert sich außerdem dem Thema, dass die Beziehung zu seiner langjährigen Freundin Nadia am Kaputtgehen ist. „Darüber will ich nicht reden“, verdeutlicht er. „Aber da läuft nichts falsch.“ Was ist mit den Gerüchten, dass er Angst bekommt, weil Nadia eine feste Bindung von ihm fordert? „Ich habe keine Angst vor einer Bindung“, betont er. „Ich habe jetzt doch eine ganze Weile eine feste Beziehung geführt.“

Wird er also wieder heiraten? „Nein“, schüttelt er den Kopf. „Ich habe keine Pläne, wieder zu heiraten.“ Und fügt scherzhaft hinzu: „Wenn ich meine Meinung ändere, dann sage ich euch Bescheid, Leute.“

Sanjay verdeutlicht, dass, was Herzensangelegenheiten betrifft, ihm derzeit das Wohltätigkeitskonzert am nächsten steht, das er Anfang des Monats für die Tsunami-Opfer organisiert hat. „Ich bin nicht irgendein Superheld, der die Sache ganz allein in die Hand genommen hat“, schickt er voraus und ergänzt dann: „Fast jeder in der Industrie wollte dabei sein und seinen Beitrag leisten. Und ich war eben derjenige, der das Konzert koordiniert hat. Wenn man mal 25 Jahre in der Industrie war, dann genügt es nicht zu spielen, deinen Scheck zu nehmen und heimzugehen. Du musst auch zusätzliche Verantwortungen übernehmen.“

Er fährt fort: „Die meisten Menschen sehen die Filmindustrie in einem negativen Licht. Wir gelten oft als die Jungs mit den Verbindungen zur Unterwelt und die sich in der Öffentlichkeit schlecht aufführen. Doch wann immer das Land in den Jahren zwischen 1950 und 2005 sich einer Krise ausgesetzt sah, war die Filmindustrie stets als erste zur Stelle, um zu helfen. Verglichen damit kämpfen wir unsere eigenen Fälle auf ziemlich verlorenem Posten aus. Meine Eltern und so viele andere ältere Mitglieder der Industrie haben jahrelang regelmäßig die jawans an der Grenze besucht und Sonderkonzerte für die Unterprivilegierten veranstaltet. Es wäre eine Schande, wenn ich das jetzt nicht auch täte.“

Er bietet mir ein Pfefferminz an, wirft sich selber zwei davon ein, zwinkert und meint: „Und jetzt müssen Sie mich bitte entschuldigen. Amisha Patel und ich müssen eine romantische Szene für Tathastu in Angriff nehmen.“

Da er das definitiv allein erledigen muss, mache ich meinen Abgang.

(Meena Iyer; Deutsch von Diwali)

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