Freitag, 27. April 2007

Rashtriya Sahara 2/2003: "Ich kann mich als Schauspieler nicht einschätzen"

Rashtriya Sahara, Februar 2003

"Ich kann mich als Schauspieler nicht einschätzen"

Dreißig Kilometer von Bikaner entfernt dreht Sanjay Dutt eine waghalsige Szene auf seiner Mitsubishi für Mehbooba, den neuen Film des Produzenten und Regisseurs Afzal Khan mit Ajay Devgan und Manisha Koirala. Respektvoll befolgt er die Anweisungen des geschickten Stuntregisseurs Bhiku Verma, während Ajay und Manisha zusehen. In einer kleinen Erholungspause während des temporeichen Drehs spricht Sanjay Dutt mit Jyothi Venkatesh in einem ungezwungenen Interview über seine laufenden Filmproduktionen, seine Pläne für die Zukunft und seine Tochter Trishala.

Rashtriya Sahara: Worum genau geht es in Mehbooba?

Sanjay: Mehbooba ist die Geschichte einer reifen Liebe mit Akzent auf den Gefühlen. Im Grunde dreht sich der Film um Beziehungen, die mit viel Würde und ohne Ecken und Kanten gefilmt worden sind von Produzent und Regisseur Afzal Khan, der zuvor schon Filme wie Mahaanta oder Hum Kisise Kum Nahin gemacht hat.

Rashtriya Sahara: Wenn ein Film zwei männliche Hauptdarsteller hat so wie Mehbooba, haben Sie da keine Angst vor Konkurrenzdenken zwischen den beiden Schauspielern?

Sanjay: Ich brauche nur eine einzige Szene, um einen Eindruck als Schauspieler zu hinterlassen. Das mit dem Konkurrenzdenken und Showstehlen überlasse ich dann dem anderen Schauspieler. Zum Glück für mich ist Ajay jedoch kein Schauspieler, der sich auf das Niveau herabbegeben würde, sich mit seinem Co-Star diesbezüglich anzulegen.

Rashtriya Sahara: Stimmt es, dass Mahesh Manjrekar Ihnen angeboten hat, in seiner englischen Version von Astitva mitzuwirken?

Sanjay: Ja. Mahesh möchte gerne, dass ich die Rolle übernehme, die Mohnish Behl in der Hindi-Originalversion gespielt hat. In der englischen Version sind Mahesh und Sushmita für die Hauptrollen vorgesehen. Aber ich habe mich noch nicht entschieden.

Rashtriya Sahara: Machen Sie noch einen anderen Film mit Ihrem Lieblingsregisseur Mahesh Manjrekar?

Sanjay: Ich werde in einem Film namens Rakht mit Mahesh Manjrekar zusammenarbeiten. Das wird ein etwas anderer, übernatürlicher Thriller, und wir werden ihn während eines einzigen Non-Stop-Dreh-Zeitplans abdrehen.

Rashtriya Sahara: Was ging schief bei Plan, der von Sanjay Guptas Assistent Hriday gemacht werden sollte?

Sanjay: Schauen Sie, nach so langer Zeit hat Sanjay Gupta mit Kaante endlich den Erfolg einfahren können, der es ihm ermöglicht, das zu bekommen, was er sich all die Jahre hindurch gewünscht hat. Wir werden Plan erst dann wieder aufgreifen, wenn Sanjay wieder hundertprozentig auf den Beinen ist. Er liegt noch immer als Rekonvaleszent zu Hause, nachdem er diesen katastrophalen Unfall überlebt hat. Obwohl sein Assistent Plan inszenieren soll, ist der Film im Grunde Sanjays Baby, und deshalb finden wir, dass er bei den Dreharbeiten persönlich dabei sein sollte.

Rashtriya Sahara: Sie arbeiten in Vidhu Vinod Chopras neuem Projekt erstmals seit 14 Jahren wieder mit Ihrem Vater Sunil Duttsaab zusammen. Wie fühlen Sie sich dabei?

Sanjay: Ja, ich spiele in Munnabhai MBBS an der Seite meines Vaters. Meine Rolle darin ist die eines sadak chaap tapori. Vor Jahren haben Dad und ich Vater und Sohn in J.P. Duttas Kshatriya gespielt, aber wir hatten keine gemeinsamen Szenen darin. Ich freue mich riesig auf die Zusammenarbeit mit Dad, auch wenn ich neben ihm vermutlich wie ein Anfänger wirken werde. Um ehrlich zu sein, der Gedanke an die Zusammenarbeit mit Duttsaab macht mich nervös.

Rashtriya Sahara: Worum geht es in Munnabhai MBBS?

Sanjay: Munnabhai MBBS ist im Grunde eine Satire über die Korruption in der heutigen Mediziner-Gesellschaft. Dieser Film stellt die Wärme der Menschen neben kaltblütige medizinische Manipulationen. Es ist kein bemüht komischer Film. Es ist ein sehr emotionaler Film. Das Drehbuch zu Munnabhai MBBS ist wirklich wunderbar und hat mich von Anfang an fasziniert, weil es nicht von einem anderen Film abgeschrieben ist.

Rashtriya Sahara: Sie begannen Ihre Karriere als Action-Hero. Und doch widmen Sie sich auch mit größter Glaubwürdigkeit komischen Rollen. Was war Ihrer Ansicht nach der Grund für Ihren Wechsel von Action- zu komischen Rollen?

Sanjay: Im wirklichen Leben, das wissen Sie, war ich schon immer ein lustiger Typ. Komödie ist ein Teil von mir. Aber ich hatte nie realisiert, dass ich Komödienrollen problemlos rüberbringen kann, bis David Dhawan auf die Idee kam, mir eine komische Rolle in einem seiner Filme zu geben. Und die Menschen mochten meine komischen Darbietungen in seinen Filmen wie Haseena Maan Jaayegi und nicht zuletzt Hum Kisise Kum Nahin.

Rashtriya Sahara: Sie scheinen als Schauspieler eine eher zurückhaltende Strategie zu fahren. Warum?

Sanjay: Schauen Sie, ich bin glücklich, was meine Karriere betrifft. Ich habe alles erreicht, was ich wollte. Ich kann mich nicht dazu durchringen, um Rollen zu bitten und dann für Produktionsfirmen zu arbeiten. Das habe ich in all den 23 Jahren, in denen ich nun schon im Geschäft bin, nie gemacht, und das kann ich auch jetzt nicht tun. Sie haben mich nie in einem Film von Yash Chopra oder von Rajshri gesehen. Ich bin glücklich, Filme für meine Freunde machen zu können, z.B. Ek für Ramu.

Rashtriya Sahara: An welchen anderen Filmen arbeiten Sie derzeit noch?

Sanjay: Ich arbeite in Raman Kumars Sarhad Paar, Mani Shankars Rudraksh und Sanjay Guptas Zinda. Sarhad Paar, in dem Tabu meine Partnerin ist, ist sehr patriotisch angehaucht. Zinda dagegen wird ein sehr dunkler Film werden, ganz anders als Sanjay Guptas frühere Filme. In J.P. Duttas LOC Kargil spiele ich V.K. Joshi, den Kommandeur der 13 Jack Rifle, der allein mit seinen Jungs unterwegs war; das einzige Bataillon, das in zwei Kriegen gekämpft hat. In Rudraksh werde ich in drei verschiedenen Looks erscheinen. Mani Shankar ist wie Sanjay Gupta ein toller Techniker und versucht mal was Neues. Sein Film 16 December hat mich beeindruckt. Ich konnte gar nicht glauben, dass das sein erster Film als Regisseur war.

Rashtriya Sahara: Was hält Sie als Schauspieler in Schwung?

Sanjay: Es ist mein Drang, mit verschiedenen Rollen und Figuren zu experimentieren, ohne dabei auf Sicherheit zu gehen wie die meisten anderen meiner Kollegen, der mich als Schauspieler immer weiter vorantreibt. Ich finde, dass man als Schauspieler alles spielen muss, auch die unterschiedlichsten Rollen. Ich habe Hrithiks Vater in Mission Kashmir gespielt, weil ich an die Rolle glaubte. Was war falsch daran, Hrithiks Vater zu spielen? Als ich in Saajan einen verkrüppelten Poeten spielte, erklärte mir die ganze Welt, dass ich damit gewissermaßen Harakiri begehen würde, wo ich doch Filme als romantischer jugendlicher Held an der Hand hätte. Aber das Risiko hat sich für mich ausgezahlt, und ich bekam Anerkennung und Auszeichnungen für meine Darbietung in Saajan.

Rashtriya Sahara: Hat Ihre Tochter Trishala vor, als Schauspielerin in Ihre Fußstapfen zu treten?

Sanjay: Trishala ist am Schauspielen überhaupt nicht interessiert, obwohl sie die Tochter von Richa und mir ist. Sie ist jetzt fünfzehn und sehr kritisch über meine Darbietungen. Ich habe ihr gesagt, sie soll Medizin studieren und Ärztin werden, damit ich mich im Alter zurückziehen und ein bequemes Leben führen kann.

Rashtriya Sahara: Woran würden Sie Ihre Entwicklung als Schauspieler von Rocky bis Mehbooba festmachen?

Sanjay: Als Schauspieler bin ich definitiv gewachsen. Inwieweit, das können nur Sie mir sagen, weil ich mich selber als Schauspieler überhaupt nicht einschätzen kann. Ich kann nur sagen, dass ich als Schauspieler niemals aufhören kann zu lernen, weil man als Schauspieler mit jedem neuen Film weiter reift.

Rashtriya Sahara: Was ist Ihre Traumrolle?

Sanjay: Ich würde gerne Al Pacinos Rolle in Scarface spielen. Das ist derzeit meine Traumrolle. Ich hoffe, dass irgendein Regisseur eines Tages beschließt, eine indische Version von Scarface zu machen. Diese Rolle wäre für mich als Schauspieler eine echte Herausforderung.

Rashtriya Sahara: Wie romantisch sind Sie in Ihrem Herzen? Glauben Sie an die Existenz von Liebe auch in unserem materialistischen Zeitalter?

Sanjay: Natürlich existiert auch in diesem Düsenzeitalter noch Liebe. Ich bin in meinem Innersten von Grund auf ein Romantiker, und das leugne ich auch gar nicht. Auch heute noch umwerbe ich eine Frau gerne stilvoll mit einem Strauß Rosen, einer Flasche Rotwein und einem romantischen Dinner bei Kerzenschein.

Rashtriya Sahara: Eine letzte Frage: Was hat Ihre Zeit im Gefängnis Sie gelehrt?

Sanjay: Meine Zeit im Gefängnis hat mich weltklug gemacht. Sie hat mich als Person stärker gemacht. Sie hat mich gelehrt, das Leben ernst zu nehmen und nicht damit zu spielen, wie ich es früher getan habe. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass das Gesetz seinen eigenen normalen Weg gehen und dass meine Unschuld bewiesen werden wird. Beten Sie einfach nur für mich!

(Jyothi Venkatesh; Deutsch von Diwali)

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