Samstag, 28. April 2007

Filmfare 3/2001: The Glimmer Man – Cut to Sanjay Dutt

Filmfare, März 2001

The Glimmer Man – Cut to Sanjay Dutt

Es ist eine ruhige und gelassene Heiterkeit um Sanjay Dutt. Selbst mit 41 ist sein Lächeln unverkennbar jungenhaft. Wenn man ihm dabei zusieht, wie er in seinem Büro in Bandra zusammen mit seinen Kumpeln Blödsinn macht, Witze reißt und Streiche spielt, dann fragt man sich schon, ob all diese Geschichten über seine wilden Affären mit einigen seiner Heroinen... und diese berüchtigten Wutanfälle... nun, übertrieben sind.

Zudem gibt es, als krassen Kontrast zu seinem Image als abgebrühter Star, diese Geschichten über seine Großzügigkeit. So wie es aussieht, hat er seinem Hausdiener Mohammad gerade eine gemütliche Wohnung gekauft und zahlt seinem Chauffeur Prasad tausend Rupien am Tag, weil beide ihm schon seit zwanzig Jahren treue Dienste leisten.

Und es gibt Berichte, dass Sanjay Dutt auf noch ausstehende Honorare verzichtet, wenn einer seiner Produzenten in Schwierigkeiten steckt.

„Ich habe aufgehört, mein Leben auf der Überholspur zu leben“, sagt Sanjay Dutt mit einem verlegenen Grinsen, als sein silbergrauer Land Cruiser mit 160 km/h auf der Mumbai-Pune-Autobahn einem Dorf entgegendüst, wo er für Pitaah dreht, einen Film seines Freundes und Produzenten Avinash Adik.

Elegant in ein schwarzes Versace-T-Shirt und eine dazu passende schwarze Hose gekleidet und mit Designer-Sonnenbrille und einer Rolex um sein Handgelenk, bringt Dutt baba nach wie vor die Herzen vorübergehend zum Stillstand.

Kaum steigt der Star am Set aus seinem Wagen, ist er auch schon von einer riesigen Menge umgeben. Doch innerhalb von Sekunden ist er ganz bei seiner Arbeit. Ungeachtet der neugierigen Blicke um ihn herum bearbeitet der Schauspieler seinen Bart mit einem elektrischen Rasierer und geht zugleich durch sein Dialog-Manuskript.

Danach verschwindet er im Make-Up-Caravan, um sich umzuziehen. Als er in einer Dhoti-Kurta und mit einem Handtuch um den Hals wieder herauskommt, verschmilzt er perfekt mit der Menge. Ja, Sanjay Dutt spielt einen einfachen Dorfbauern, der sich rächen will, als seiner Familie durch die regierenden Thakurs Unrecht wiederfährt.

Der Schauspieler ist begeistert von dem Drehbuch, das seiner Ansicht nach das Potential von Mehboob Khans Mother India hat, in dem seine Mutter Nargis Dutt die Titelrolle porträtiert hat. Deshalb hat er Adik auch umfangreiche Drehtermine für Pitaah zur Verfügung gestellt.

„Nie hat mir das Schauspielen mehr Spaß gemacht“, erzählt mir der Schauspieler, nachdem er eine anspruchsvolle Szene absolviert hat. Er checkt das Ergebnis auf einem Video-Monitor, signalisiert Mahesh Manjrekar „Daumen hoch“ und meint: „Es ist schon ironisch, aber dafür, dass ich einst als Nicht-Schauspieler abgefertigt worden bin, kriege ich heute wirklich tolle Rollen.“

Aber er beschränkt sich auf drei Filme pro Jahr. Nach Abschluss der Pitaah-Dreharbeiten im April wird er mit Mahesh Manjrekars Ek Ajeeb Prem Kahani mit Kareena Kapoor weitermachen, und im August beginnen die Dreharbeiten zu Sanjay Guptas Kaante mit Amitabh Bachchan, Suniel Shetty, Lucky Ali und Kumar Gaurav.

Berichte über sein Zerwürfnis mit Mahesh Manjrekar wegen Kurukshetra fertigt Dutt jr. als nichtig ab und stellt klar: „Arre yaar, Mahesh gehört quasi zur Familie. Warum sollte ich ihn bekämpfen? Wir hatten ein paar Differenzen, aber das war’s auch. Kurukshetra ist ein Kassenerfolg in Maharashtra und hat mir außerdem gute Kritiken eingebracht. Ich müsste schon ein Idiot sein, um ernsthaft zu glauben, dass jeder Film, den Mahesh und ich zusammen machen, Box-Office-Geschichte schreibt.“

Sanju verdeutlicht: „Mahesh ist ein ehrlicher Kerl. Er hat mir gesagt, dass er aus purer Unsicherheit heraus für so viele Filme unterschrieben hat, bevor Vaastav herauskam. Wie immer seine jüngsten Filme auch gelaufen sein mögen, zumindest ist Mahesh in Frieden mit sich selbst. Glauben Sie mir, es brennt noch immer das Feuer in ihm. Er liefert mir ständig neue Drehbuch-Ideen.“

Ganz aufgeregt erzählt Dutt jr. von dem Tag, an dem sein Vater Sunil Dutt ihn am Set von Pitaah besuchte. „Als er da war, habe ich mich wie ein Kind gefühlt“, erinnert er sich. „Natürlich bekommt mein Vater immer viel mehr Aufmerksamkeit als ich. Aber ich bin nicht neidisch deswegen. Er ist in jeder Hinsicht beliebter als ich, und die Menschen verehren ihn.“

Auf die Frage, warum seine Frau Rhea nicht am Set ist, antwortet Sanju offen: „Sie begleitet mich nicht zu jedem Drehtermin. Rhea ist nicht einfach nur eine Star-Ehefrau. Aber auch wenn sie nicht hier am Set ist – rufen Sie bei mir zu Hause an, und sie wird rangehen.“

Nach Gerüchten befragt, die ihn mit Mahima Choudhary verbinden, kommt die Reaktion: „Gott, wann und wo bin ich mit Mahima gesehen worden? Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit wir Kurukshetra abgedreht haben.“

Er seufzt: „Es ist unglaublich. Woher um alles in der Welt kommen solche Gerüchte nur immer? Ich bin es müde, in den Magazinen über meine Romanzen zu lesen. Zuerst hieß es, dass ich mich mit Sushmita Sen treffe, die ich kaum kenne. Dann hat man mich nach Preity Zinta befragt, die ich wie ein Kind behandle. Und jetzt ist also Mahima Choudhary dran. Macht mal eine Pause, yaar. Ich habe keine Affäre am Laufen.“

Nach einem kräftigen Zug an seiner Zigarette fährt Dutt fort: „Mit über 40 bin ich nicht zuvörderst auf Liebesgeschichten aus. Wenn ich mal das Bedürfnis habe, mich zu entspannen, dann gehe ich mit ein paar Freunden aus, trinke einen Bacardi oder zwei und gehe dann heim zu Rhea. Ich spüre keinerlei Neigung, zu umwerben oder umworben zu werden.“

„Aber ich muss meine Regisseure daran erinnern, ein paar romantische Szenen für mich zu schreiben“, lacht er. „Nur weil ich jetzt etwas reifere Figuren spiele, heißt das noch lange nicht, dass sie sterbenslangweilig sein müssen. Schauen Sie, was die reifen Herren in Hollywood zu tun kriegen. Harrison Ford und Clint Eastwood haben auf der Leinwand nach wie vor Romanzen mit ihren Leading Ladies. Warum dann nicht auch ich?“

Sanjay verteidigt seine Altersgruppe: „Okay, Hrithik Roshan und Abhishek Bachchan sind die neuen Poster Boys. Sie sind jung, gutaussehend und erfolgreich. Aber das heißt nicht, dass Sunny Deol, Jackie Shroff und ich unsere Stiefel an den Nagel hängen müssen. Ich hasse es, ständig an diesen Altersfaktor erinnert zu werden. Fakt ist, dass es einen Schauspieler über 50 gibt, der gerade das Wort „populär“ neu definiert. Ja, ich spreche von Amitabh Bachchan, der mit seinen 58 Jahren angesagter ist als jeder Star, den ich kenne. Dank ihm hat das Leben für Typen über vierzig wie mich gerade erst begonnen.“

Sei es wie es sei, aber warum setzt er seine Hoffnungen auf Regisseure wie Afzal Khan und Sanjay Gupta, die nicht gerade Kassenmagneten sind? Dutt jr. erwidert: „Afzal Khan und Sanjay Gupta mögen nicht die größten Talente im Geschäft sein, aber sie sind meine besten Freunde. Ich bin ein emotionaler Typ. Ich möchte mit Menschen arbeiten, mit denen ich mich gut fühle.“

„Ich stehe heutzutage auch David Dhawan sehr nahe“, verrät er. „Er ist ein No-Nonsense-Typ. Jodi No. 1, unser dritter gemeinsamer Film, kommt jetzt im März raus.“

Mal ganz nebenbei, was ist dran an den Berichten über sein Zerwürfnis mit Salman Khan wegen Ego-Streitereien während der Dreharbeiten zu David Dhawans Chal Mere Bhai?

Antwort: „Nein, yaar, ich nehme alles viel zu locker, um mich wegen meines Egos zu streiten, und schon gar nicht mit einem Kind wie Salman. Es gab eine Zeit, in der er jeden Abend in mein Fitness-Studio kam, um mit mir zu trainieren. Fragen Sie mal David danach, wie Salman am Set von Chal Mere Bhai auf mir huckepack geritten oder auf meinem Schoß gesessen ist. Ganz ehrlich, wir haben keinen Stress miteinander. Unser Leben ist ein offenes Buch. In dieser Hinsicht sind wir beide emotionale Gimpel.“

Sanjay Dutt weist darauf hin, dass Salman und er Ketan Desais Yeh Hai Jalwa machen sollten. Doch als das Drehbuch fertig war, hatte Ketan das Gefühl, dass es zwei Helden nicht gerecht würde: „Ketan beschloss, zwei verschiedene Filme zu machen, einen mit Salman und Amisha Patel und Regisseur David Dhawan, und einen anderen mit mir, der bislang allerdings noch im Planungsstadium ist.“

Ist es also schierer Zufall, dass Salman Khan vor kurzem aus David Dhawans Hum Kisise Kum Nahin ausgestiegen ist, in dem er mit Amitabh Bachchan und Sanjay Dutt zusammenspielen sollte? „Ich habe gehört, dass sich der Produzent und Salman in gewissen Punkten nicht einigen konnten“, meint Sanju achselzuckend. „Deshalb stieg er aus, und Raju (Ajay Devgan) übernahm seine Rolle.“

Wir reden noch über dies und das. „Ich habe in meiner Karriere viele Multi-Starrer gemacht“, erinnert er mich. „Das wäre nicht möglich gewesen, hätte ich irgendwelche Ego-Fimmel. Ob Govinda, Ajay Devgan oder Salman Khan, sie sind alle meine Freunde. Heute bin ich so cool und selbstsicher, dass ich mir auch dann keine Sorgen mache, wenn ich in einem Projekt mit Hrithik Roshan zusammengecastet werde. Ich habe für meine Darbietung in Mission Kashmir ebensoviel Lob bekommen wie Hrithik. Oder?“

Korrekt.

(Meena Iyer; Deutsch von Diwali)

Keine Kommentare: