Mittwoch, 4. April 2007

Insaaf Apne Lahoo Se (1994)

Zur Story: Anwalt Mahendra Pratap Singh (Kulbhushan Kharbanda) hat die Witwe Geeta (Gita Siddharth) geheiratet, deren kleiner Sohn Devilal, genannt Deva, ständig für Ärger sorgt. Nach einer handfesten Auseinandersetzung fordert Mahendra von Geeta, sich zwischen ihm und ihrem Sohn zu entscheiden, woraufhin der Junge das Haus freiwillig verlässt – jedoch nicht ohne einen Racheschwur gegen seinen Stiefvater. Kurz darauf erschießt Mahendra Richter Saxena, als dieser ihn im Bett mit seiner Frau Roopa (Beena Banerjee) erwischt, und schiebt die Tat Geeta in die Schuhe, die aufgrund seiner und Roopas Aussagen zu vierzehn Jahren Gefängnis verurteilt wird. Dort bringt sie ihren Sohn Raja zur Welt, der bald zu Pflegeeltern kommt. Nach einer Brandkatastrophe landen Raja und sein Pflegebruder Mohan in der Obhut eines Straßenkünstlers (Sameer Khakhar) und dessen kleiner Tochter Rani. Jahre später verdient Raja (Sanjay Dutt) an der Seite von Rani (Farha Naaz) mit Straßenshows das Geld für das Studium von Mohan (Shekhar Suman), der an der Uni als Bester abschließt und nun eine Polizeiausbildung beginnt. Ebenfalls top an der Uni ist Anjali (Sonam), die von Mahendra nach jener Brandkatastrophe adoptiert worden ist. Hardwarilal (Kader Khan), ein verbrecherischer Freund Mahendras, möchte seinen Sohn Jimmy (Gulshan Grover) mit Anjali verheiraten, doch diese verliert, ebenso wie Rani, ihr Herz an Raju. Als Jimmy daraufhin versucht, Raju zu töten, rettet ein Fremder ihm das Leben: Es ist Deva (Shatrughan Sinha), der Raju für seine Rache an Mahendra benutzen will – zumal als die beiden durch Zufall entdecken, dass sie Halbbrüder sind. Dadurch gerät Raju jedoch in Konflikt mit dem Gesetz und somit auch mit Mohan, der inzwischen Police Inspector ist und furchtbar darunter leidet, seinen über alles geliebten Bruder verfolgen zu müssen. Als Roopa ermordet aufgefunden wird, der Verdacht auf Raju fällt und Mahendra über ihn richten soll, kommt es im Gerichtssaal zur großen Abrechnung zwischen allen Beteiligten...

Ähnlich wie Adharm hat es auch Insaaf Apne Lahoo Se geschafft, trotz sich über noch mehr Jahre als damals ohnehin schon üblich hinziehender Dreharbeiten einigermaßen stringent und interessant zu bleiben. Gut, kleine Handlungslöcher sind wohl da, aber die gehören bei Hindi-Filmen um 1990 rum ja fast schon zum guten Ton, ebenso wie die zum Teil extrem schrägen Klamotten, das Einbauen von Primaten (das ist jetzt schon mein dritter Sanjay-Film mit Affe – Sunder heißt das Kerlchen diesmal und hält sich zum Glück angenehm im Hintergrund) und gewisse Knallchargen, für die in diesem Fall mal wieder Gulshan Grover zuständig ist, der sich mit knallbunten Haaren (Raju redet ihn denn auch ständig mit „Technicolor“ an) durch den Film hibbelt. Zum Glück schlägt sein Filmvater Kader Khan nicht auch noch in die gleiche Kerbe, sondern bleibt als Fiesling gezielt eher unauffällig.

Ansonsten ist die Herrenriege gut besetzt. Kulbhushan Kharbanda leidet als ehebrecherischer Familienvater und Anwalt zwar ein wenig unter den Schwächen des Drehbuchs, das ihm kaum Gelegenheit gibt zum Motivieren der Entwicklung, die seine Figur durchläuft, doch er macht das beste aus der Sache, so dass ihm sein starker Schlussauftritt vergönnt ist. Noch stiefmütterlicher von den Drehbuchschreibern behandelt wird Shatrughan Sinha, dessen Rolle man beinahe als verschenkt betrachten muss, was definitiv nicht seine Schuld ist. Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich eben einmal mehr auf Sanjay Dutt, und natürlich enttäuscht er nicht, auch wenn dieser Raju eher guter Durchschnitt und weit entfernt von Sanjus besten Leistungen ist. Aber vor allem seine emotionalen Szenen mit Mohan (der eher blasse Shekhar Suman profitiert sichtlich von seinen Interaktionen mit Sanjay) sind wunderbar, und wenn er sich im Suff mit ein paar Halunken prügelt, dabei gegen ein an die Kneipenwand geheftetes Sridevi-Plakat knallt und mit einem rauschseligen „Aaaah Sridevi!“ einen dicken Kuss auf das Foto schmatzt, dann ertappt sich frau bei dem eher seltenen Phänomen, auf ein Kneipenplakat neidisch zu sein.

Apropos Frau, in diesem Punkt ist positiv zu vermerken: Insaaf Apne Lahoo Se wartet mit gleich zwei starken Frauenrollen auf (zusätzlich zu Geeta und Roopa, die eher wenig zu tun haben, von Gita Siddharth und Beena Banerjee jedoch glaubhaft gestaltet werden). Sonam als elegant-mondäne Anjali ist dabei das perfekte Gegenstück zu der eher quirligen Farha Naaz, die sich durchaus auch handfest zur Wehr setzen kann und vor allem in ihrer ersten Tanznummer mit der Ausstrahlung einer Madhuri Dixit durch die Gegend wirbelt. Mehrfach tanzt Farha in diesem Film um ihre Liebe zu Raju, der buchstäblich zwischen den beiden Damen hin- und hergerissen ist – der Clip, in dem Sonam und Farha ihn beide zugleich verführerisch umgarnen, ist übrigens eine der letzten Szenen, die für den Film gedreht wurden, denn so wie Sanjay sich da präsentiert, selbstbewusst-souverän und in der vollen langhaarigen Puma-Schönheit seiner frühen Dreißiger, sieht er sonst fast den ganzen Film über nicht aus – die anderen Szenen sind eben doch ein paar Jährchen früher entstanden.

Letzten Endes bleibt allerdings doch ein eher schaler Nachgeschmack zurück: Da treibt Latif Khan die Spannung zum großen Showdown im Gerichtssaal perfekt auf, dieser lässt sich auch gut an, doch dann macht sich Khan durch einen dummen Knalleffekt alles kaputt. Zumal er danach nicht mehr weiß, wie er das Ganze abschließen soll, und sich für ein Schlussbild entscheidet, das viele Wünsche offen lässt. Schade. Bei Insaaf Apne Lahoo Se wurde eine Menge Potential verschenkt bzw. fiel der langen Produktionszeit zum Opfer. Man kann sich den Film mal ansehen, wenn man nichts Besseres zu tun hat – aber eine Empfehlung sieht anders aus.

Produktion: L.R. Shaikh & Arun Kumar Muchhala; Regie: Latif Khan
Ca. 145 Min.; VCD: Eagle, ohne UT
Haarfaktor

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