Zur Story: Bei einem Militäreinsatz überquert Ranjeet Singh (Sanjay Dutt) die Grenze zu Pakistan und verschwindet spurlos. Fünf Jahre später gehen die Bewohner seines Heimatdorfes bereits von seinem Tod aus; nur seine Frau Pammi (Tabu) und seine Schwester Simran (Mahima Chaudhary) halten an ihrem Glauben fest, dass Ranjeet noch am Leben ist. Tatsächlich wird Ranjeet kurz darauf im Rahmen eines Gefangenenaustausches freigelassen, doch er hat sein Gedächtnis verloren. Vergeblich versucht Pammi, ihn an ihre gemeinsame Vergangenheit zu erinnern. Das einzige, was immer wieder vor Ranjeets innerem Auge auftaucht, sind massive physische und psychische Folterungen und das Gesicht eines Mannes. Genau dieses Gesicht erkennt er eines Tages im Tempel von Gurdwara wieder: Es handelt sich um den Terroristen Bakhtavar (Rahul Dev), der befürchtet, dass Ranjeet das indische Militär auf seine Spur bringen könnte. Durch diese Begegnung erlangt Ranjeet sein Gedächtnis zurück und hat fortan nur noch ein Ziel: Bakhtavar unschädlich zu machen. Bei der Hochzeit von Simran mit Ravi (Chandrachur Singh) bricht der Kampf zwischen Ranjeet und den Terroristen offen aus...
Als Sanjay Dutt am 28. November 2006 endlich von allen TADA-Vorwürfen freigesprochen wurde, hatten es einige Produzenten plötzlich sehr eilig, Filme mit ihm, die schon seit längerem auf der Halde lagen, fertigzustellen und herauszubringen, um die Sanjay-Popularitätswelle auszunutzen. Ähnlich wie Nehlle Pe Dehlla hatte auch Sarhad Paar – A New Dawn bereits eine mehrjährige Produktionsphase hinter sich (im Dezember 2002 veröffentlichte die Society bereits ein Poster mit Sanjay als Ranjeet Singh!), die zusätzlich verkompliziert worden war, als man sich mittendrin genötigt gesehen hatte, das Drehbuch umzuschreiben, da der ursprüngliche anti-pakistanische Grundton aufgrund der politischen Entwicklungen nicht mehr angesagt war. Das konnte nicht gut gehen – und in der Tat wirkt Sarhad Paar, trotz einiger in sich sehr schön geschlossener Sequenzen, ziemlich unfertig. Was ich überhaupt nicht begreife, sind die Tonprobleme: Nicht nur, dass an einer Stelle ein Dialogpartner von Sanjay sich anhört wie von einem anderen Stern – vor allem jedoch wurden ein paar Passagen nicht von Sanjay selbst gedubbt, und da frage ich mich schon, warum das nötig war; immerhin hat Sanjay die Verlängerung seiner Kaution nach der Urteilsverkündung u.a. auch für das Sarhad-Paar-Dubbing genutzt. Hatte man dabei diese Stellen vergessen und dann noch husch husch ohne Sanjus Beteiligung fertiggestellt, um nicht noch mehr Zeit bis zum Filmrelease zu verlieren?
Nun, für Sanjay war es kein größerer Verlust, denn dieser Ranjeet Singh war keine besondere Herausforderung für ihn und rangiert wohl eher in der Kategorie „Rollen, die um der Abwechslung willen angenommen werden“. Insgesamt ist Sanjay in Sarhad Paar massiv unterbeschäftigt, vor allem in der ersten Filmhälfte, wo er selbst in den Rückblenden auf die glücklicheren Zeiten vor seiner Gefangenschaft kaum etwas zu tun hat. Erschwerend kommt hinzu, dass die Dreharbeiten teilweise in eine Zeit fielen, in der er wegen der Endphase des TADA-Verfahrens unter starkem psychischem Druck stand und um jeden Augenblick der Konzentration kämpfen musste. Und das merkt man. Dabei ist er durchaus imstande, auch unter solchen Umständen grandiose Leistungen zu bringen; der beste Beweis dafür ist der LRM-Munnabhai. Aber in Sarhad Paar hat wohl einfach zu viel nicht gestimmt.
An seinen Partnern liegt es nicht. Tabu ist wunderbar, wenn auch ebenso unterbeschäftigt wie Sanjay. Mahima Chaudhary mit ihrem übersprudelnden Temperament ist ein guter Gegenpol zu den beiden eher ruhigeren Figuren von Tabu und Sanjay. Dagegen ist Chandrachur Singh die gleiche Schlaftablette wie eh und je – wieso kriegt der Typ eigentlich immer noch Rollen angeboten? Rahul Dev schließlich verleiht seinem Terroristenführer eine eher unterschwellige Gefährlichkeit, die dieser Figur sehr gut tut. Vor zehn, fünfzehn Jahren wäre das noch Sanjays Rolle gewesen, jede Wette.
Wie gesagt: Ein besonderer Wurf ist Sarhad Paar nicht. Er wirkt unfertig, enthält ein paar unnötige Comicszenen und eine störende Itemnummer, die noch dazu so kurz ist, dass man sich fragt, warum man sie nicht gleich weggelassen hat. Aber er hat auch seine Momente – vor allem die gemeinsamen Szenen von Sanjay und Tabu sind einfach nur schön (Fortsetzung dieses Jodis dringend erwünscht). Und wenn Ranjeet sich in einer der Rückblenden selber als Bräutigam für Pammi vorschlägt, dann blitzt für einen Moment der Sanjay Dutt auf, so wie man ihn kennt. Das ist eine Szene zum dreimal hintereinander Anschauen. Leider aber eben auch die einzige.
Produktion: Nimbus Motion Pictures; Regie: Raman Kumar
108 Min.; DVD: Madhu, englische UT (inkl. Songs)
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