Samstag, 14. April 2007

Stardust 8/1995: aus "Shooting from the lip" (Shatrughan Sinha)

Stardust, August 1995
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"Shooting From The Lip": Ausschnitte aus einem Interview mit Shatrughan Sinha


Ihre Unterstützung für Sanjay Dutt, zu einem Zeitpunkt, als niemand zu ihm stand, kam sehr überraschend, angesichts der Tatsache, dass Sunil Dutt Mitglied der Oppositionspartei ist und Sie dabei riskierten, Ihre Parteikollegen zu beleidigen. Sie haben sich als wahrer Freund der Dutts erwiesen.

Sinha: Viele werden es jetzt bevorzugen, das nicht zu glauben, aber Fakt ist: Meine besten Eigenschaften sind mein fleckenloser Charakter im öffentlichen Leben, meine Ehrlichkeit und meine Fähigkeit, einsame Schlachten zu schlagen. Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst und intelligent genug, um Urteile zu fällen. Ich war mir der umfassenden Beweise, die die Polizei gegen Sanju zu haben behauptete, durchaus bewusst. Ich habe großes Vertrauen in die Polizei, aber gleichzeitig ist die Polizei nicht mehr die Heilige Kuh, die sie einmal war. Es ist bekannt, dass die Polizei nach den Launen der politischen Herren agiert, und es ist keine Kunst, zu erraten, wer damals der Chef war. Wir haben nur die Polizei-Version gehört und ganz bestimmt nicht die Version der Heiligen Kuh. Bis die CBI mit ihren Untersuchungen beginnt, ist eine Behandlung Sanjus nach dem Motto „im Zweifel für den Angeklagten“ das Mindeste, was man tun kann. Ich habe immer darauf bestanden, dass Sanjay Dutt nicht verschont werden soll, nur weil er Sanjay Dutt ist. Aber er sollte auch nicht gehängt werden, nur weil er Sanjay Dutt ist, oder weil er Sunil Dutts Sohn ist. Man bescheinigt mir eine Menge Zukunftsaussichten in meiner Partei; warum also würde ich das alles riskieren für jemanden, der nicht zu meiner Partei gehört – mehr noch: dessen Vater zur Opposition gehört –, wenn ich der Meinung wäre, die Anklagen gegen Sanju bestünden zu Recht? Selbst meine Partei verstand schließlich, dass ich für etwas kämpfte, was nach meinem Gefühl das Richtige war, und das als Privatperson und nicht als Politiker.

Ihre Unterstützung für Sanjay Dutt ist sehr ergreifend. Aber sind dafür all die Seitenhiebe auf die wallas der Industrie nötig, nur weil diese Ihre Überzeugungen nicht teilen? Sie lassen keine Gelegenheit aus, zu betonen, dass einzig Shatrughan Sinha in der Stunde der Not zu den Dutts gestanden hat.

Sinha: Es war eine schlimme Zeit für Sunil Dutt und seine Familie. Es war ein Riesenschock für die Dutts, zu erkennen, dass all die Menschen, die Sunil Dutt „Papaji“ genannt hatten und Sanjay „darling Sanju“ oder „Sanju baba“, sich in rückgratlose Trottel verwandelt hatten. Nicht nur über Sanjay Dutt zu reden, selbst über Sunil Dutt zu reden wurde plötzlich zur Sünde. Viele Leute aus der Industrie riefen mich an und rieten mir, nicht bei den Dutts anzurufen, weil die Telefone dort abgehört würden und ich in unnötige Schwierigkeiten geraten könnte, wenn ich mit den Dutts in Verbindung bliebe. Aber das hat mich niemals davon abgehalten, sie anzurufen und ihnen zu sagen, wie sehr ich mit ihnen fühle und wie leid mir das Ganze tut. Es hat mir das Herz gebrochen; deshalb war ich es, der zu den Dutts stand, und nicht die CAA (Cinema Artists Association). Wo war sie, als die Dutts sie brauchten? Ich glaube, die haben sich alle an das berühmte Sprichwort erinnert: „Wer im Glashaus sitzt, sollte sich nur dann ausziehen, wenn das Licht aus ist.“ Dabei hatte die Industrie doch gar nichts zu fürchten, denn alle Welt hat sie doch schon nanga (nackt?) gesehen. Ein paar von ihnen haben sich sogar wie brave Kleinkriminelle verhalten und nach der Pfeife der Unterwelt getanzt. Und die Erklärungen, die sie dafür abgeben, sind geradezu übermütig; sie sagen: „kalaakar hain, jaana padta hai“. Dann müssen Shatrughan Sinha, Rajesh Khanna, Amitabh und Dharmendra Lastwagenfahrer sein, weil sie nie bei dem berühmten darbar waren.

Die CAA scheint Ihre Lieblingszielscheibe zu sein. Anstatt ihre Geste anzuerkennen, haben Sie sie als eine „Bande von Witzbolden“ bezeichnet und lauthals gelacht, als die Künstler unmittelbar nach Sanjus Verhaftung eine morcha zum Thane Jail veranstalteten, um Sanju beizustehen. Kein Wunder, dass sie sich jetzt von Ihnen beleidigt und gedemütigt fühlen.

Sinha: Wenn sich hier jemand beleidigt fühlen muss, dann diese Bande von Clowns, und wenn ich jemandem eine Abbitte schulde, dann den Clowns und nicht der CAA. Jeder Clown hat mehr Verstand und Intelligenz als ein paar der Stars, die unter der Führung unseres lieben Subhash Ghai und der CAA agiert haben. Sie haben Sanjay Dutt wie eine Seuche behandelt, oder soll ich AIDS sagen? Als es ihnen in den Kram passte, haben sie ihn gemieden, und jetzt, da sich die Hitze abgekühlt hat, haben sie beschlossen, der Welt zu zeigen, dass sie sich um Sanju baba sorgen. Sie haben ein informelles Treffen abgehalten und bei Champagner und Kaviar beschlossen, den amerikanischen Weg zu gehen, „I love Sanju“-Poster zu machen und schwarze Armbinden zu tragen! Dann stiegen sie in einen klimatisierten Bus und fuhren runter zum Thane, während sie Wodkas kippten und ihre Lieblingsmarken rauchten. Beim Gefängnis angekommen, posierten sie kurz für die anwesenden Filmfotografen, und voilà, schon war es Zeit für den Schichtwechsel. Soviel zu dieser morcha. Die Cops und die Shiv Sainiks, die vor Ort waren, haben sich totgelacht über sie. Anstatt die Dinge für Sanjay besser zu machen, hat dieser Haufen es geschafft, Sanjus Fall noch zusätzlich zu verschlimmern. In ihrem Fall wäre niemals besser gewesen als spät. Das Mindeste, was sie hätten tun können, wäre gewesen, sich zu erkundigen, ob ihre Aktionen legal sind, bevor sie zuschlugen. Ich erinnere mich noch dunkel, wie Gulshan Grover mich um halb ein Uhr nachts anrief und fragte, ob ich mich ihnen nicht anschließen wollte. Und ich erklärte Gulshan daraufhin, dass diese tamasha absolut unnötig wäre, da sie mehr Schaden als Nutzen bringen würde.

War das nicht etwa zu derselben Zeit, als Sie sich für ein Verbot von Sanjay Dutts Filmen aussprachen? Warum dieser doppelte Maßstab?

Sinha: Ich habe nie etwas Derartiges gesagt. Im Gegenteil, ich war absolut gegen ein Verbot von Sanjay Dutts Filmen, aus dem einfachen Grund, dass Sanju bereits für diese Filme bezahlt worden war, während für die Vertriebe noch eine Menge auf dem Spiel stand. Sie wären die eigentlichen Opfer dieser Umstände gewesen. Warum sollten die Techniker und die Produzenten leiden für etwas, das nicht ihre Schuld war?

(Shalini Jagasia; Deutsch von Diwali)

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