Sonntag, 11. Februar 2007

Deewaar (2004)

Zur Story: Während des indisch-pakistanischen Krieges im Dezember 1971 geraten 54 indische Soldaten in pakistanische Gefangenschaft. 33 Jahre später ist mehr als die Hälfte immer noch am Leben, darunter Major Ranvir Kaul (Amitabh Bachchan), der nie die Hoffnung aufgegeben hat, Indien wiederzusehen. Endlich gelingt es ihm, seiner Frau (Tanuja) eine Nachricht zukommen zu lassen – doch die Regierung will keine Konflikte mit Pakistan und unternimmt nichts zur Befreiung der Gefangenen. Nun ergreift Major Kauls Sohn Gaurav (Akshaye Khanna) die Initiative und reist nach Pakistan. Dort macht er das Gefangenenlager ausfindig und wird Zeuge eines Massenfluchtversuchs, bei dem jedoch nur einer entkommt: der indische Spion und Einzelgänger Khan (Sanjay Dutt). Zusammen mit ihm entwickelt Gaurav einen Befreiungsplan für die indischen Gefangenen. Um den Major und die anderen entsprechend zu instruieren, lässt sich Khan freiwillig wieder einfangen...

Die Tagline von Deewaar lässt keinen Zweifel an der Gesinnung des Filmes: Let’s bring our heroes home. Wieder einmal werden die ewigen und unsäglichen Klischees "gute und tapfere indische Soldaten gegen grausame und herzlose Pakistani" bedient, was so gar nicht zu den versöhnlicheren Tönen passt, die die indische Filmindustrie seit einiger Zeit gegenüber dem nördlichen Nachbarn bevorzugt anschlug. Immerhin wurden die Pakistani nicht pauschal zu den Buhmännern abqualifiziert; so erweist z.B. der pakistanische Major Qureshi (Piyush Mishera) Major Kaul stets aufrichtigen Respekt, und Gaurav findet bei den muslimischen Freunden Khans Helfer für seine Befreiungsaktion, während auf der anderen Seite die indische Regierung ihre tapferen Soldaten tatenlos im Stich lässt. Insofern kann man mit dem Ergebnis dann doch leben, zumal sich auch die patriotischen Phrasen in erträglichen Grenzen halten.

Das ist natürlich vor allem Amitabh Bachchan zu verdanken, der den unbeugsamen Major Kaul mit einer Intensität spielt, die einem den Atem nimmt. Man wünscht ihm den ganzen Film über nichts mehr als eine erfolgreiche Flucht und die ersehnte Heimkehr nach Indien und zu seiner Frau und seinem Sohn, und man fiebert entsprechend mit ihm und seinen Kameraden mit. Akshaye Khanna ist in solchen eher aktiv-aggressiven Rollen entschieden besser aufgehoben als bei den Liebhabern, wobei er sich auch in Deewaar verlieben darf – in Rhadika, die Tochter seines Gastgebers, die von Amrita Rao bezaubernd und mit viel Charme gestaltet wird. Aber letztlich ist sie ebenso unwichtig wie Tanuja, auch wenn diese in ihren wenigen Szenen stark rüberkommt. Deewaar gehört ganz und gar den Männern, die sich gegenseitig entweder unterstützen oder bekämpfen; die indischen Gefangenen sind ebenso gut besetzt wie die Pakistani mit dem verkrüppelten und sadistischen Lagerkommandanten Sohail (eine sehr gute Leistung von K.K. Menon) an der Spitze. Doch es ist ohne Frage Amitabh, der den Film trägt – unterstützt von Sanjay Dutt, der Amitabh in punkto brillante Rollengestaltung in nichts nachsteht.

Obwohl seine Rolle kleiner ist als die von Amitabh, macht Sanjay sie zu einer gefühlten Hauptrolle. Ähnlich wie in Plan greift er erst nach etwa einer Stunde ins Geschehen ein, doch danach ist er aus dem Film nicht mehr wegzudenken, zumal sein Part als "Allahs Stolz" Khan für den Ausgang der Handlung entscheidend ist. Er muss als Gefangener noch mehr einstecken als Amitabh, verliert dabei jedoch nie sein Selbstbewusstsein und seinen diabolischen Humor. Sanju ist in Deewaar, man verzeihe mir den Ausdruck, einfach saugut und sieht noch dazu verboten attraktiv aus. Wenn er in der flotten "Marhaba"-Nummer mit einer in hellen Flammen stehenden Hand tanzt, dann bleibt einem nur noch die Luft weg. Den Star Screen Awards war diese tolle Leistung immerhin eine Nominierung als bester Nebendarsteller wert.

Amitabh und Sanjay machen Deewaar auf jeden Fall zu einem Erlebnis. Auch wer mit solchen patriotischen Themen eher weniger anfangen kann, kann sich auf eine spannend inszenierte Story freuen mit zwei Hauptdarstellern, die durch ihr intensiv-mitreißendes Spiel und ihr Charisma einmal mehr unter Beweis stellen, dass sie zur unbestrittenen Top-Liga der Schauspieler zählen.

Produktion: Gaurang Doshi; Regie: Milan Luthria
156 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs)

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