Sonntag, 25. Februar 2007

Zahreelay (1990)

Zur Story: Nachdem Captain Jaswant Kumar (Jeetendra) bei einem Militäreinsatz den linken Arm verloren hat, verlässt er die Armee, siedelt sich in dem Bombay-Vorort Shanti Nagar an und eröffnet dort eine Autowerkstatt. Schon bald erhält er Besuch von dem "Schutzkomittee" Raksha Mandal, das ganz Shanti Nagar fest im Griff hat. Als Jaswant sich weigert, Schutzgelder zu zahlen, und dafür von Aufseher Peter Gonsalves (Sharat Saxena) und dem Rest der Bande kurz darauf massiv attackiert wird, kommt ihm niemand der Einwohner des Ortes zu Hilfe, da sie alle viel zu viel Angst um sich selbst und ihre Familien haben. Nur der Taxifahrer Raju (Chunky Pandey) und der Journalist Razdan (Shafi Inamdar) sind beeindruckt von Jaswants Mut und schließen sich fortan seinem Widerstand an. Aus Sorge, Shanti Nagar zu verlieren, befiehlt Taneja, der Don des Schutzkomittees (Kiran Kumar), seinem Assistenten Jaichand Khurana (Sudhir), dessen besten und skrupellosesten Mann auf die Widerständler anzusetzen: Raka (Sanjay Dutt). Doch selbst der beißt sich an Jaswants und Rajus Entschlossenheit die Zähne aus – und ändert daraufhin seine Taktik...

Zahreelay ist ein Film, der zu Mut zum Widerstand aufruft - Widerstand gegen Erpressung, aber auch gegen die eigene Angst und Feigheit vor scheinbar übermächtigen Gegnern. Dementsprechend sind die Fronten klar verteilt: Jeetendra, Chunky, Shafi & Co. sind die Guten, Kiran, Sharat, Sudhir & Co. sind die Bösen. Der einzige, der sich einer solchen Schwarz-Weiß-Einstufung wieder einmal souverän entzieht, ist Sanjay. Seine Rolle ist vielleicht nicht so umfangreich wie die von Jeetendra und Chunky - es dauert allein schon geschlagene fünfzig Minuten, bis er überhaupt ins Geschehen eingreift -, aber sie ist ohne Frage die facettenreichste. Mit seinem hinterhältigen Doppelspiel ist dieser Raka so ziemlich eines der fiesesten Schweine, die Sanju jemals gespielt hat, und zugleich auch einer der größten Loser (Sanju dürfte selten so viel eingesteckt haben). Gegen Jeetendra und Chunky stand er handlungsmäßig fast ständig auf verlorenem Posten - nicht nur, was die Screentime betrifft. Aber dafür war sein Part psychologisch der interessanteste, weil er nicht von Anfang bis Ende gleich bleibt, sondern sich entwickelt und verändert, und spätestens der Filmschluss lässt keinen Zweifel daran, wer - eben auch wegen dieser Entwicklung - der eigentliche Held des Filmes ist. Sanju konnte seine Emotionen in diesem Film ebenso ausspielen wie seine damals schon ausgeprägte Coolness (das waren teilweise glatt schon Musafir-Vorstudien), und dazu sah er wieder mal irre gut aus (ich muss gerade wieder an die Szene denken, in der er seine Wunden "verarztet"...).

Gerade im direkten Vergleich mit Sanjays Gestaltung dieser vielschichtigen Figur fällt dann umso mehr auf, wie tödlich es für die nominellen Helden eines Films ist, wenn sie als Stereotypen gezeichnet werden und in ihrer Perfektion dann fast schon wieder langweilen. Jeetendra ist das Opfer einer solchen Rollenpolitik geworden; sein Jaswant darf nicht sehr viel mehr tun als einarmig kämpfen und mit finster-entschlossenem Blick entweder heldenhaft-aufrüttelnde oder väterlich-salbungsvolle Parolen von sich geben. Chunky Pandey kommt da schon besser weg, zumal da er zusammen mit seiner vor Charme und Lebenslust geradezu sprühenden Partnerin Juhi Chawla als Chamki auch für das unterhaltsame Element des Films zuständig ist; seine beste Szene jedoch ist eindeutig die, in der Raju betrunken seine ganze Selbstverachtung darüber rauslässt, dass er nur feige zugesehen hat, wie Jaswant von den Gangstern zusammengeschlagen wurde.

Neben der aufgedrehten Juhi empfahl sich vor allem Sanjays Partnerin Vineeta als Rakas Freundin Shabnam mit einer schönen klassischen Tanznummer und gefühlvollem Spiel für weitere Aufgaben – offenbar vergeblich, wie ein Blick auf ihre Filmographie beweist. Bhanupriya bleibt in ihrer Rolle als Rajus verwitwete Schwester Seema, die eine stille Zuneigung zu Jaswant fasst, eher blass. Und die Schurkenriege ist beinahe ein Komplettausfall – Kiran Kumar hat fast nichts zu tun, und die anderen fallen mehr durch ihre scheußlichen Perücken auf als durch schauspielerisch nachhaltige Eindrücke, was dem ganzen Widerstands-Plot auch ein wenig von seiner Spannung nimmt. Wäre da nicht Sanjay mit seiner zwielichtigen Figur gewesen, die mit skrupellosem Egoismus in beiden Lagern herumwildert, mein Interesse an diesem Film hätte sich, wie ich fürchte, sehr in Grenzen gehalten. So jedoch genügt wieder einmal allein seine Leistung für eine Empfehlung, zumindest für Sanjay-Fans.

Übrigens, wer Jeena Marna Tere Sang gesehen hat und ebenso wie ich mit Schrecken an die zum Teil nervtötenden Trash-Szenen denkt, die der Affe Ramu darin auslöst, dem werden sich bei Sanjus erstem Auftritt in Zahreelay womöglich erstmal die Zehennägel aufrollen, denn auch Raka nennt ein solches Tierchen mit Namen Raja sein eigen. Aber zum Glück bewahrheiteten sich meine diesbezüglichen Befürchtungen nicht, daher kann ich in diesem Punkt gleich mal Entwarnung geben: Raja ist okay. :)

Produktion und Regie: Jyotin Goel
157 Min.; DVD: Bollywood Films, englische UT (Songs nicht untertitelt)
Haarfaktor

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