Zur Story: Ravi Rajput (Sanjay Dutt) lebt mit seiner Frau Sarita (Amisha Patel) und seinem kleinen Sohn Gaurav (Yash Pathak) ein bescheidenes, aber zufriedenes Leben. Als Gaurav jedoch eines Tages während eines Cricket-Matches zusammenbricht, beginnt für die Eltern ein Albtraum: Ravi kann schon kaum die 30.000 Rupien für die Erstbehandlung in der Klinik zusammenkratzen, und als der Arzt (Darshan Jariwala) ihnen mitteilt, dass Gaurav ein schwaches Herz hat und nur durch eine Herztransplantation gerettet werden kann, die 1,5 Millionen Rupien kostet, erlebt Ravi bei seinen verzweifelten Bemühungen, dieses Geld aufzutreiben, einen Rückschlag nach dem anderen. Zudem gibt es inzwischen auch noch einen weiteren Kandidaten für das zur Verfügung stehende Spenderherz: einen Politiker der regierenden Partei. Um sein Kind zu retten, sieht Ravi nur noch eine Möglichkeit: Er besorgt sich eine Waffe, nimmt im Krankenhaus dreißig Menschen als Geiseln und versucht, so die Operation seines Sohnes zu erzwingen. Während er bei der Ärztin Dr. Nita (Jaya Pradha), bei seinen Freunden und schließlich sogar bei seinen Geiseln auf Verständnis stößt, lässt Deputy Commissioner Rane (Gulshan Grover) vor der Klinik die Scharfschützen auffahren...
Ein Vater, der für sein Kind kämpft und dabei nicht davor zurückschreckt, ein Verbrechen zu begehen. Da drängt sich natürlich sofort die Erinnerung an einen anderen Sanjay-Film auf, nämlich Pitaah. Doch zwischen Pitaah und Tathastu besteht ein grundlegender Unterschied: In Pitaah reagiert der Vater durch seine Tat auf ein bereits begangenes Unrecht, während der Vater in Tathastu durch seine Tat ein noch nicht begangenes Unrecht zu verhindern versucht – nämlich dass einem kleinen Jungen die lebenserhaltende Operation verweigert wird, nur weil sein Vater zu arm ist, sie zu bezahlen. Zumal damit zu rechnen ist, dass man den anderen Herzpatienten, der das Geld dafür vermutlich in der Kaffeekasse hat, aufgrund seiner Stellung als regierender Politiker wohl kaum zur Kasse bitten würde.
Dabei rechne ich es dem Dus-Regisseur Anubhav Sinha hoch an, dass er bei allem – und auch von vielen Seiten zum Ausdruck gebrachten – Verständnis für Ravis Verzweiflungsaktion auch die Gegenargumente zum Zug kommen lässt: Wo kämen wir hin, wenn jeder, der sich ungerecht behandelt fühlt, sich eine Knarre besorgt und Geiseln nimmt? Nicht jeder Trittbrettfahrer würde dabei so umsichtig mit seinen Opfern umgehen wie Ravi. Und wenn eine Zuschauerin vor dem Krankenhaus die Frage stellt, ob man für ein Menschenleben dreißig andere Menschenleben aufs Spiel setzen darf, dann muss man ihr zugestehen: Die Frage ist nicht unberechtigt. Ebenso wie auch die Frage, wie man ein solches aus einem Gefühl der Hilflosigkeit heraus begangenes Verbrechen letztendlich zu bewerten und zu beurteilen hat. Tathastu (= Dann soll es so sein) bietet in vielerlei Hinsicht Anregungen zum Nachdenken.
Sanjay Dutt ist das emotionale Handlungszentrum dieses Filmes. Seine ganzen Co-Stars kann man eigentlich mit einem Federstrich beiseitewischen, auch wenn ein paar sehr gelungene Darstellungen dabeiwaren wie z.B. die von Jaya Pradha (ein schönes Wiedersehen mit Sanjus Dauerpartnerin aus seinen ganz frühen Filmen) oder von Gulshan Grover; und wenn man ihre einmal mehr völlig missratenen Heulszenen ausklammert, dann war selbst Amisha Patel ganz in Ordnung. Aber die Handlung steht und fällt mit Ravi – und dank Sanjay steht sie auf zwei bombensicheren Füßen. Sanjay verkörpert den verzweifelten Vater, der bereit ist, sich selber für seinen Sohn zu verkaufen, mit Haut und Haaren und rührt mit seinen Gefühlsausbrüchen mehrfach zu Tränen. Dank seiner starken Leistung haut der Film einen mitten ins Herz. Ich gehe sogar so weit, zu sagen: Ohne Sanjay hätte er womöglich gar nicht funktioniert. Denn dazu bedurfte es eines Hauptdarstellers, der durch unbedingte Glaubwürdigkeit zur Identifikationsfigur werden konnte – und das ist Sanju rundum gelungen.
Eine Review in der Hindustan Times City schrieb zu Tathastu: "Der Film gehört Dutt. Einmal mehr beweist er, dass es einfach in ihm steckt, über das Drehbuch hinaus zu gehen." Dem ist nichts hinzuzufügen.
Produktion: Nitin Manmohan; Regie: Anubhav Sinha
111 Min.; DVD: Shemaroo, englische UT (inkl. Eingangssong)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen