Zur Story: Vidhyadar Ramkrishna Patwardhab (Amitabh Bachchan) und seine Frau Sumitra (Sharmila Tagore) führen seit vielen Jahren eine glückliche Ehe, die von kleinen Alltagskabbeleien ebenso geprägt ist wie von liebevoller gegenseitiger Fürsorge. Ihr Sohn Amar (John Abraham) studiert in London und meldet zu seinem Geburtstag seine Heimkehr an. Zur Überraschung seiner Familie hat er dabei seine Freundin im Gepäck: die sympathische Jenny Mayer (Anusha Dandekar), die nur ein paar Brocken Hindi spricht, sich aber ernsthaft bemüht, es zu lernen, und mit ihrer Fröhlichkeit schnell die Herzen von Amars Eltern gewinnt. Doch schon kurz nach Jennys und Amars Hochzeit findet das harmonische Familienglück ein jähes Ende; Vidhyas und Sumitras Leben liegt in Scherben, und Vidhya sieht sich gezwungen, einen Kampf um die Ehre seines Sohnes auszufechten. Unterstützung findet er dabei vor allem bei dem Mechaniker Ali Asghar (Sanjay Dutt), der nach anfänglichen Reibereien der beste Freund des Hauses geworden ist...
Mahesh Manjrekar hat seinen geradlinigen und songlosen Film Viruddh ganz und gar auf Amitabh Bachchan zugeschnitten, und Big B dankte es ihm mit einer grandiosen Leistung. Er spielt die Achterbahnfahrt von heiterer und unbeschwerter Komik bis zu abgrundtiefer Verzweiflung und Wut mit einer Bandbreite von Emotionen, die ihresgleichen sucht, und vor allem habe ich ihn selten mit einer derart ausgeklügelten Gestik arbeiten sehen – für vieles braucht Amitabh in diesem Film gar keine Worte, seine Blicke und Gesten genügen vollauf. Auch Sharmila Tagore mit der warmherzigen, aber nichtsdestoweniger resoluten Autorität der ehemaligen Lehrerin ist großartig, und ihre Harmonie mit Amitabh ist blendend. Vor allem in der ersten Filmhälfte gelingen den beiden Lacher am Fließband, und nicht wenige Inder dürften – ähnlich wie Jenny-Darstellerin Anusha Dandekar es von sich im Making Of erzählt – in Vidhya und Sumi ihre eigenen Eltern oder Großeltern wiedererkannt haben.
Ursprünglich wollte Manjrekar den Part des Amar mit Sharmilas Sohn Saif Ali Khan besetzen, und so manches Detail des Drehbuchs wie z.B. Vidhyas Bemerkung, Amar sehe genauso aus wie Sumitra (in der Tat ähneln sich Sharmila und Saif sehr), oder eine nette Anspielung auf den Saif-Film Kal Ho Naa Ho erinnern noch daran. Doch dann musste Saif aus Termingründen absagen, und John Abraham sprang ein. Er spielt dezent und geschmackvoll, ist ein absoluter Sympathieträger und hat offensichtlich eine gute Chemie mit Amitabh, die er in diesem Film rollenumfangbedingt jedoch nicht allzu sehr vertiefen konnte. Eine angenehme Neuentdeckung ist die aus Australien stammende Anusha Dandekar, die durch ihr frisches und unkompliziertes Wesen bezaubert; nur weinen kann sie nicht, da wird sie im Hindi Cinema wohl wirklich nur noch von Amisha Patel geschlagen.
Neben diesen vier Hauptparts gibt es noch eine Reihe von durch Routiniers wie Sachin Khedekar, Shivaji Satham und Prem Chopra – alles Mitstreiter aus früheren Filmen, die Manjrekar für diese Produktion gewinnen konnte – liebevoll gestalteten Nebenfiguren, die vor allem Amitabh wunderbaren Support leisten. Dazu gehört auch Sanjay „in a dynamic appearance“, wie es in den Credits so schön heißt. Sein Alibhai ist eine kleine, aber feine Rolle, aus der Sanjay wie gewohnt beinahe mehr rausholt, als eigentlich drinsteckt; sehr glaubhaft zeichnet er den Wandel vom ruppig-frechen Zeitgenossen zum verständnisvollen und vertrauenswürdigen Freund. Schade, dass Manjrekar den Part nicht an ein, zwei Stellen noch ein bisschen ausgebaut hat; möglich wäre es gewesen. Aber auch so kommt es zu ein paar witzigen bis absolut herzergreifenden Interaktionen zwischen Amitabh und Sanjay (die beiden sind nun mal einfach toll zusammen auf der Leinwand) und dazu zu einer ganz köstlichen Begegnung Sanjays mit Sharmila, bei der sich wieder einmal zeigt, dass Sanju genügend Humor hat, um sich selbst auf die Schippe zu nehmen.
Viruddh ist ein sehr, sehr sehenswerter Film, bei dem man allerdings seine Taschentücher bereithalten sollte – sowohl für Lach- als auch für Mitleids- und Wuttränen, denn selten war die Diskrepanz zwischen Heiterkeit und Verzweiflung größer und ein Handlungstwist niederschmetternder als in Viruddh. Der Grund dieses Twists wird zwar gleich in der ersten Szene vorausgespoilert – nicht jedoch die Folgen. Deshalb halte ich mich diesbezüglich ebenfalls zurück und empfehle nur noch: anschauen und selber herausfinden.
Produktion: A.B Corp Limited & Satyajeet Movies Pvt. Ltd.; Regie: Mahesh Manjrekar
131 Min.; DVD: UTV, englische UT (inkl. Eingangssong); die DVD enthält zudem ein Making Of und Deleted Scenes (darunter, nach gut zehn Minuten, auch eine mit Sanjay).
(Ein großes Kompliment übrigens für das Making Of, das weniger mit Interviews, dafür umso mehr mit reellen Blicken hinter die Kulissen während der Dreharbeiten aufwartet – in Kombination mit humorvollen Zwischentiteln 38 Minuten informative Unterhaltung!)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen