Zur Story: Bei Ausgrabungen in Yala auf Sri Lanka im Jahr 1990 nimmt der Arbeiter Bhuria (Suniel Shetty) ein Amulett an sich. Er ahnt nicht, dass es sich um ein Rudraksh handelt – eine der Tränen des Gottes Rudra/Shiva, die zu berühren eine große Gefahr darstellt, da die in ihnen enthaltenen Kräfte jeden zerstören, der ihrer nicht würdig ist. Da in dieses Rudraksh zudem der Dämonenfürst Ravana seine gesammelten dämonischen Kräfte gelegt hat, bevor er einst im Kampf gegen Rama unterlag, ist es um Bhuria geschehen: Das Böse verwandelt ihn und seine Freundin Lali (Isha Koppikar) in Dämonen, die fortan darauf hinarbeiten, eine neue Dämonen-Weltherrschaft zu errichten. Doch nach vierzehn Jahren wird Bhuria klar, dass seine Kräfte allein dafür nicht reichen: Er versucht sich der Hilfe des Heilers Varun (Sanjay Dutt) zu versichern, der von seinem Vater Pandit Ved Bhushan (Kabir Bedi) übersinnliche Kräfte geerbt hat. Doch Varun, den sich die Wissenschaftlerin Dr. Gayatri (Bipasha Basu) zum Studienobjekt erkoren hat, hat nur ein Ziel: Bhuria aufzuhalten...
Das DVD-Cover von Videosound führt definitiv in die Irre: Zwei attraktiv anzusehende Herren (Sanjay und Suniel), mit Schwertern bewaffnet – das sieht zunächst einmal eher nach einem indischen Highlander aus. Doch der Eindruck trügt. Rudraksh ist ein ziemlich krudes Fantasy-Konstrukt, in dem sich indische Mythenwelt und neuzeitlich-globale Computerwelt die Hand geben, ohne dabei dergestalt auf einen Nenner zu kommen, dass sie eine brauchbare Geschichte erzählen würden. Die Story ist entsetzlich verschachtelt, viele Geheimnisse werden nur halbherzig gelöst, und als nicht-indischer Zuschauer, der mit dem Ramayana nicht ganz so vertraut ist oder nicht weiß, was ein Rudraksh ist, wird man zum Teil wirklich im Regen stehen gelassen. So wird zum Beispiel lange Zeit das Wort Rudraksh in den Untertiteln unübersetzt mit „Rudraksh“ wiedergegeben, und wenn es dann später endlich erklärt wird, dann sind schon viel zu viele wichtige Informationen unverstanden vorübergezogen. Hinter den Spezialeffekten steckte bestimmt eine Menge Ehrgeiz, das Ergebnis animiert jedoch größtenteils eher zum Lachen statt zum Staunen. Und die flotten Käfer in den knappen Klamotten, die man als seriöse Wissenschaftlerinnen aus Kalifornien ernst nehmen soll, geben dem Ganzen endgültig den Rest.
Überhaupt, die Äußerlichkeiten! Darüber könnte man Bände schreiben. Kabir Bedi ist bei all seinem eisgrauen Haar- und Bart-Wildwuchs nur noch an den Augen und der Stimme zu erkennen, Suniel Shetty sieht mit Langhaarperücke, mit Verlaub, wie ein Neandertaler aus; erst später darf er sich – mit leuchtend blauen Kontaktlinsen – in seiner ganzen Attraktivität zeigen. Am meisten hat man sich jedoch an Sanjay versündigt. Mit seinen ausdrucksvollen Augen wäre er für die Rolle eines Heilers mit übersinnlichen Fähigkeiten ja wie geschaffen, aber dann darf man diese Augen nicht ständig hinter einem dicken Haarvorhang verstecken. Und wenn Bipasha glaubt, etwas zu retten, indem sie ein paar Zentimeter der Mähne abschneidet, dann hat sie nicht nur die, sondern auch sich selbst geschnitten: Mit dem nur noch knapp über die Schultern reichenden Haarverhau sieht Sanju noch schlimmer aus als mit der langen Wallemähne. Dazu hat man ihn in ein weißes Spitzenhemd gesteckt, das jeder Beschreibung spottet. Später verpasst man ihm zwischenzeitlich ein Crow-Make-up, rotglühende Kontaktlinsen, grüne Katzenaugen, Vampirzähne – keine Scheußlichkeit wird ausgelassen. Wenn sich Sanju nach geschlagenen 105 Minuten endlich der Perücke entledigt und sich mit seiner schicken Plan-Frisur (ohne die blondierten Strähnchen) präsentiert, bricht eine von Bipashas „Girls“ in den intelligenten Ausruf aus: „You’re looking different“. Sorry, Sweetheart – aber das tut er den ganzen Film über!
Schade, denn Sanjay und Suniel sind ein gutes und an sich (wie die letzte Viertelstunde zeigt) überaus attraktives Jodi und hätten aufgrund ihrer Physis mit Sicherheit auch brauchbare Kampfszenen abliefern können. Aber selbst die hat man ihnen durch übertriebenen Einsatz von Spezialeffekten kaputtgemacht. Ein fliegender Schwertkampf ist ein Witz, und über den Showdown am Ende will ich gar nicht erst reden. Auch Bipasha und ihre pseudowissenschaftlichen „Girls“ hätte ich nicht gebraucht, geschweige denn die Szene, in der Sanjay Bipasha vor einem nervenden Stöhn-Klangteppich einölen muss. Nein, jedes weitere Wort wäre zuviel, und ich hoffe für Amitabh Bachchan, dass er sich als Erzähler für Rudraksh zur Verfügung stellte, bevor er das Endergebnis kannte.
Rudraksh kann man wirklich nur denen empfehlen, die unbedingt einmal Kabir Bedi als Gandalf der Graue mit Apple-Laptop oder Sanjay Dutt mit Katzenaugen und Vampirzähnen sehen wollen. Oder denen kein Fantasy-Trash zu viel sein kann. Ansonsten wäre ich mit diesem Machwerk sehr, sehr vorsichtig... obwohl, manche sagen ja, Rudraksh sei so abgefahren, dass er schon wieder gut sei. Und da ist definitiv auch etwas dran.
Produktion und Regie: Mani Shankar
132 Min.; DVD: Videosound, englische UT (inkl. Songs)
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