Zur Story: Der Software-Ingenieur Balajeet Roy (Sanjay Dutt) hat alles, was er sich wünschen kann: einen guten Job in Bangkok, seine Frau Nisha (Celina Jaitley), mit der er seit einem Jahr glücklich verheiratet ist, und seinen zuverlässigen Kindheitsfreund Joy Fernandes (Mahesh Manjrekar). Doch von einer Sekunde auf die andere ist nichts mehr, wie es war: Bala verschwindet spurlos aus Nishas Leben. Niemand ahnt, dass er in einer düsteren Zelle gefangengehalten wird, in der ein Fernseher seinen einzigen Kontakt nach draußen darstellt; so erfährt er auch einige Zeit später, dass Nisha ermordet wurde und er als ihr Mörder gilt. Vierzehn Jahre verbringt Bala so in völliger Einsamkeit, ohne jemals zu erfahren, wer ihn gefangenhält und warum. Dann befindet er sich eines Tages unvermittelt wieder in Freiheit. Mit Hilfe der Taxifahrerin Jenny Singh (Lara Dutta) macht sich Bala auf die Suche nach der Antwort auf die Fragen Wer und Warum. Die Spur führt ihn zu einem Mann namens Rohit Chopra (John Abraham) – und schon bald muss Bala erkennen, dass er auch in Freiheit nach wie vor ein Gefangener ist und sein Albtraum weit davon entfernt ist, zu enden...
Theater, schrieb einst Aristoteles, soll eine katharsische, also reinigende Wirkung auf den Zuschauer haben. Sollte das auch für die Schauspieler selber gelten, dann war das diesbezügliche Potential des Filmes Zinda für Sanjay enorm. Allein bei der Erinnerung an die Szenen in seinem Kerker friert es mich, und ich frage mich, woher er die Kraft dafür genommen hat - das muss für ihn psychisch doch ein einziges grausames Déjà-vu gewesen sein und eine bittere Erinnerung an die Monate seiner Einzelhaft, in denen er ebenfalls niemanden zu Gesicht bekommen hatte und zudem nicht wusste, wie lange man ihn noch festhalten würde. Auch die Erfahrung, dass die Entlassung aus dem Gefängnis nicht automatisch Freiheit bedeutet, kennt Sanjay durch die vielen durch die Kautionsvorschriften geregelten Jahre seit seiner Freilassung nur zu gut, ebenso wie die Sehnsucht nach Familienmitgliedern, deren Präsenz einem gewaltsam entzogen wird.
Allerdings hat sich Sanjay dieser Katharsis in höchstem Grade freiwillig unterzogen, denn Zinda ist eine Produktion seines eigenen Hauses White Feather Films, inszeniert von seinem Freund und Partner Sanjay Gupta und „in loving memory of Dutt sahab“ seines Vaters Sunil Dutt gedenkend. Beinahe schon als eine Art Maskottchen von White Feather Films kann man Mahesh Manjrekar betrachten; der Regisseur mit den schauspielerischen Wurzeln hatte bis dahin noch in jedem White-Feather-Film vor der Kamera mitgewirkt und leistete Sanjay auch diesmal in der Rolle des Joy Fernandes guten Support. Lara Dutta ist überzeugend, und die Szene, in der Bala zum ersten Mal seit vierzehn Jahren durch Jenny wieder eine liebevolle Berührung zuteil wird, ist ähnlich dezent und geschmackvoll gefilmt wie ihr Pendant in Shabd. Alle anderen haben nicht allzu viel zu tun – bis auf Sanjays großen Gegenspieler natürlich: John Abraham gibt ihn mit einer starken Präsenz und Intensität, was vor allem seine gemeinsamen Szenen mit Sanjay zu Höhepunkten macht, in denen sich die beiden emotional packende Duelle liefern. Wenn die rediff in ihrer Review des Filmes schreibt: „Dutt shines in Zinda“, dann muss man fairerweise hinzufügen: und Abraham funkelt. Eine tolle Leistung – von beiden!
Für mich ist Zinda ein ganz starker Film – dunkel, kalt (nicht zuletzt durch ausgiebigen Blaufilter-Einsatz), intensiv unter die Haut gehend und bis zu einem gewissen Grad auch spannend. Natürlich sind einige Szenen harter Tobak, und damit meine ich jetzt weniger die psychisch, sondern vor allem auch die physisch fordernden – ich will nicht zuviel spoilern, es genüge die Warnung, dass eine Menge Blut fließt und nicht jeder Körper heil an Leib und Gliedern über die Runden kommt. Der Hass, der sowohl Rohit als auch nach der vierzehnjährigen Tortur Bala antreibt, lässt keinen Raum für Schongänge. Die werden – als überraschender und wohltuender Kontrast – eher von der Musik erzeugt, die diesmal mehr im Hintergrund wirkt und dem Film eine zusätzliche innere Spannung verleiht. Zinda ist nicht rundum perfekt, er hat durchaus auch seine kleinen Schwächen; aber das packende Thema und die beiden ausgezeichneten Hauptdarsteller reichen locker für eine Empfehlung. Vorausgesetzt, man ist nicht auf zwei Stunden entspannende Zuckerwatte-Unterhaltung eingestellt.
Produktion und Regie: Sanjay Gupta
114 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs); die DVD enthält zudem zwei Musikvideos („Zinda Hoon Main“ und „Yeh Hai Meri Kahani“) und ein Interview mit Lara Dutta über Zinda.
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