Mittwoch, 14. Februar 2007

Musafir (2004)

Zur Story: Bei seinem letzten Coup wird der Betrüger Lucky (Anil Kapoor) selber zum Betrogenen: Seine Freundin Lara (Koena Mitra) macht sich mit dem von ihm ergaunerten Geld aus dem Staub. Damit nicht genug, entpuppt sich Luckys Opfer als ein Helfershelfer des Gangsterbosses Billa Bhai (Sanjay Dutt), und bei so etwas versteht der keinen Spaß. Er nimmt Lucky in die Mangel und bietet ihm eine letzte Chance, seinen Hals zu retten: Er soll in Goa bei Whacko Jacko (Shakti Kapoor) eine Geldtasche abholen und bei Billa abliefern. Doch wieder geht alles schief: Lucky verliert das Geld, bekommt Ärger mit dem fanatischen Cop Tiger (Aditya Pancholi) und verguckt sich in die verheiratete Sam (Sameera Reddy), die ihren Mann Lokha (Mahesh Manjrekar) ebenso loswerden will wie er sie – und beide heuern dafür Lucky an. Zu allem Überfluss kreuzt schließlich auch noch Billa persönlich in Goa auf, um Lucky im Auge zu behalten...

Aller guten Dinge sind drei, dachten sich vermutlich Sanjay Dutt und Sanjay Gupta und präsentierten mit ihrer Produktionsfirma White Feather Films nach Kaante und Plan mit Musafir (= Reisender) den dritten Film, in dem Sanju seine Serie der coolen White-Feather- Gangster-Rollen fortsetzt – oder besser gesagt: in jeder Hinsicht toppt. Er war nie cooler, sang niemals verruchter als in „Tez Dhaar“ (während der Credits) und gestaltete nie einen heißeren Clip als „Saaki Saaki“ – er sieht einfach nur rattenscharf aus darin, und auch Koena Mitra braucht sich mit ihrem Fahrgestell hinter ihren „Vorgängerinnen“ Isha Koppikar und Priyanka Chopra nicht zu verstecken (zumal sie danach zusammen mit Sanju auch noch eine tolle Spielszene hat).

Und noch etwas hat Musafir mit Kaante und Plan gemeinsam: Dutt-Regisseur Mahesh Manjrekar vor der Kamera. Der Mann scheint ein Faible für durchgeknallte Rollen zu haben und überzeugt auch diesmal als zwielichtig-schmieriger Ehemann. Und an seiner Seite Sameera Reddy – holla, die Frau hat ja schauspielerisch richtig Fortschritte gemacht seit ihrem Debüt zwei Jahre zuvor! Sehr gut gemacht. Für die größte Überraschung jedoch sorgt Anil Kapoor, den zumindest ich hier nach unzähligen Filmen zum ersten Mal ohne Drei-Wetter-Taft-Fönfrisur und dafür mit blankrasierter Brust gesehen habe (entre nous, Anil: Dieser unrasiert-und-fern-der-Heimat-Look steht dir ausgezeichnet; solltest du öfters machen!). Zudem spielt er die für ihn eher ungewöhnliche Rolle wirklich gut, und dass er – trotz der meisten Screentime – nicht der herausragende Held des Filmes ist, ist nicht primär seine Schuld; sowas passiert eben, wenn man sich auf Sanjay Dutt als Gegenspieler einlässt...

Denn auch wenn Sanjay in Musafir nicht ganz so oft vorkommt wie Anil – eine Nebenrolle ist sein Billa definitiv nicht. Er ist ganz klar Luckys großer Gegenspieler und bekommt von Sanju soviel Charisma und geniale Power mit, dass er jede Szene, in der er auftritt, souverän beherrscht. Ob er mit seiner Harley Richtung Goa düst, im Kapuzenmantel zu den Klängen von Koyaanisqatsi durch die nächtlichen Straßen schreitet, lässig sein Messer-Werkzeug schlenkert, seine Gegner mit einem braunen und einem blauen Auge fixiert oder seine von einem cool-fiesen Grinsen umrahmten Goldbeißerchen zeigt – Billa ist der Boss. Auch die Damenwelt liegt ihm zu Füßen. Dass dieser superscharfen und gefährlichen Raubkatze der Name Billa = Kater verpasst wurde, mutet zunächst eher wie ein seltsamer Witz an – aber genauer betrachtet hat selbst Billa seine Schmuseseiten. Er zeigt sie nur nicht jedem. Und wenn er seine Gegner mal wieder in der Tasche hat, dann erinnert er tatsächlich an einen so richtig zufrieden schnurrenden Kater. (Den IIFA Awards war diese Leistung immerhin eine Nominierung für die Best Negative Role wert.)

Über die Machart des Filmes kann man streiten, z.B. über die Farbfilter oder die zum Teil frappierenden Schnitt- und Bildeffekte. Mir hat’s gefallen – der ganze Film ist sehr stylish und cool, und letztlich passt alles gut zusammen. Auch die Erzählweisen (Rückblenden, parallele Erzählung der Geschichten von Sam und Lokha) mag ich sehr. Für mich ist Musafir jederzeit eine Empfehlung wert – und sei es nur, um Billa dabei zuzusehen, wie er mit seinen Mitmenschen souverän und mit schönstem Goldzahn-Grinsen seine Spielchen treibt. Oder wegen jener Premiere, die Anil Kapoor bei der Musafir-IIFA-Präsentation angesprochen hat: Zum ersten Mal spielen hier Nayak und Khalnayak zusammen – Anil, der nayak (= Held) vieler Filme (u.a. Nayak), und Sanjay, der khalnayak (= Schurke) vieler Filme (u.a. Khalnayak). Und „Saaki Saaki“ muss man sowieso gesehen haben – wie gesagt: einfach nur rattenscharf!

Produktion und Regie: Sanjay Gupta
145 Min.; DVD: Spark, englische UT (inkl. Songs), nach 126 Min. einige Sekunden Tonausfall; Bonus-DVD (Making of the Movie; White Feather Films – An Intro; Musafir Item Bomb – Zee Music; IIFA Footage)
Screenshots

P.S. Sanjay Dutt hat sich übrigens für Musafir auch als Kostümdesigner betätigt. Der für seinen Modegeschmack und seinen Stil bekannte Schauspieler entwarf den Look für Anil Kapoor, Aditya Pancholi, Mahesh Manjrekar und natürlich auch für sich selbst.

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