Zur Story: LOC Kargil schildert die Ereignisse des indisch-pakistanischen Grenzkonflikts 1999 im Granzabschnitt Kargil in Kashmir. Am 4. Mai überschritten scheinbar von Pakistan unterstützte Terroristen und Mudschahedin die Demarkationslinie (Line of Control – LOC) und versuchten, Kashmir durch die Besetzung des Highways 1 von Indien abzuschneiden, woraufhin Indien seine besten Regimenter zum Kampf gegen die Pakistani nach Kargil entsandte. Der Film verbindet ausgedehnte Belagerungs- und Schlachtenszenen der Soldaten (u.a. Sanjay Dutt, Ajay Devgan, Saif Ali Khan, Suniel Shetty, Sanjay Kapoor, Nagarjuna, Akshaye Khanna, Manoj Bajpai, Abhishek Bachchan – alle historische Figuren spielend) mit Erinnerungen an ihre Liebsten (u.a. Raveena Tandon, Kareena Kapoor, Rani Mukherjee, Mahima Chaudhary, Esha Deol, Isha Koppikar, Namrata Shirodkar, Preeti Jhangiani), die zu Hause voll Hoffen und Bangen auf sie warten...
Lie-ber-Him-mel, was für ein Machwerk! Wenn ich mir nicht felsenfest vorgenommen hätte, mir jeden Film mit Sanjay Dutt, der mir unter die Finger kommt, von Anfang bis Ende anzusehen, dann hätte ich diesen Film spätestens nach anderthalb Stunden aus dem Player geschmissen. So ehrenhaft J.P. Duttas Anliegen war, den Soldaten, die 1999 in dem indisch-pakistanischen Grenzkonflikt gekämpft haben bzw. gefallen sind, ein Denkmal zu setzen – mit diesem Film hat er ihnen einen schlechten Dienst erwiesen, denn wer, bitte schön, schaut sich über vier Stunden lang endloses Schlachtengetümmel an, zwischendurch ab und zu unterbrochen durch Erinnerungen an die fernen Liebsten daheim? LOC Kargil ist eigentlich nichts anderes als eine überdimensionierte Doku, die sich von normalen Dokus nur dadurch unterscheidet, dass die Spielszenen nicht von irgendwelchen No-Names gestaltet werden, sondern von beinahe der kompletten Schauspieler-Elite des Hindi Cinema, für die es scheinbar eine Ehre war, in diesem patriotischen Epos mitzuwirken – nebenbei, ist eigentlich wirklich niemandem von ihnen aufgestoßen, wie anti-pakistanisch dieser Film ist, und das in einer Zeit, in der auch die indische Filmindustrie sich endlich bemühte, versöhnlichere Töne gegenüber dem Nachbarn anzuschlagen?
Wenn wenigstens eine starke Sanjay-Rolle mich für die quälend langen vier Stunden entschädigt hätte - aber ich musste leider wieder einmal feststellen, dass Sanjays Name an der Spitze einer Castliste nicht automatisch bedeutet, dass er einen hervorstechenden Part spielt - da haben andere wie Ajay, Saif, Manoj und Abhi nach meinem Gefühl entschieden mehr zu tun gehabt. Alles, was der Sanjay-Fan aus diesem Film mitnehmen kann, sind ein paar Großaufnahmen von Sanju-at-his-emotional-best und die kurze starke Szene gegen Ende, als Sanjay als Lt. Col. Y.K. Joshi, genannt Joe, seine Soldaten zurückpfeift, die ein paar fliehende Pakistani über die Line of Control verfolgen wollen - SO habe ich Sanjay noch nie brüllen hören! Spätestens da war auch klar, warum man ihn mit dieser Rolle besetzt hat - der Mann hat einfach eine Autorität, gegen die selbst die stärkste Racheraserei letztlich nicht ankann. Insofern war Sanju in LOC Kargil denn doch wieder "hervorstechend" - außer ihm fällt mir im Moment lediglich Amitabh Bachchan ein, dem ich eine ähnliche natürliche Autorität auf der Leinwand bescheinigen würde.
Ich denke, man muss entweder indischer Patriot, Soldat oder Historiker sein, um mit diesem Epos etwas anfangen zu können. Da ich nichts von alledem bin, hatte ich eben meine Probleme - vor allem, weil eine Schlacht wie die andere aussieht und man als Outsider bei den ganzen Regimentern und Stellungen trotz penibler Nennung ohnehin irgendwann nicht mehr durchblickt. Wären da nicht massenweise bekannte Gesichter, man könnte auch die wichtigsten Soldaten nicht auseinanderhalten. Und Kriegsfilme sind ohnehin nicht mein Ding. Ohne Sanju hätte der ganze große Starcast mich nicht dazu verleiten können, mir das Teil überhaupt zuzulegen. LOC Kargil wird als Bestandteil meiner Sanjay-Dutt-Kollektion zwar in meinem Regal verbleiben - aber mehr auch definitiv nicht.
Produktion und Regie: J.P. Dutta
244 Min.; DVD: Eros Collector’s DVD (2 DVD Set mit Begleitbuch), englische UT (inkl. Songs)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen