Zur Story: In einem großen, alten Haus in Lokhandwala bei Mumbai lebt eine Großfamilie mit Großmutter Dadi (Suhashini Mulay) und Onkel Harish (Prem Chopra) an der Spitze; verantwortliches Familienoberhaupt ist jedoch der Automechaniker Adi (Shahid Kapoor), der nach dem Tod seines Bruders und seiner Schwägerin und wegen der Alkoholsucht seines anderen Bruders Sunil (Mohnish Bahl) für alle acht Kinder des Hauses der Ersatzvater ist. Um seiner Schwester Anjali (Radhika Apte) eine gute Partie zu sichern, lässt er sich auf eine horrende Mitgiftforderung ein, leiht sich deswegen Geld und verpfändet dafür sein Haus. Sofort schnappt der Immobilienhai Hirachand (Sharat Saxena) zu, der schon lange ein Auge auf das Haus geworfen hat, kauft die Hypothek und fälscht das Rückzahldatum. Aber schon bald hat die Familie noch ganz andere Sorgen: Kurz nachdem Adi und die Hauslehrerin der Kinder, Priya (Amrita Rao), ihre Liebe zueinander entdeckt haben, verunglückt Adi tödlich und wird zusammen mit dem kleinen, ebenfalls gestorbenen Shakti (Adil Badshah) von Yamraj, dem Gott des Todes (Sanjay Dutt) abgeholt. Auf Adis flehentliche Bitten hin gewährt Yamraj den beiden noch einmal sieben Tage auf Erden. Durch das Medium Fakira (Arshad Warsi) erlangen die beiden Geister die nötigen Fähigkeiten, um Adis Familie vor den Machenschaften von Hirachand & Co. zu bewahren – während Yamraj Bekanntschaft mit diversen menschlichen Errungenschaften wie Discos und Whiskey macht...
Mahesh Manjrekars Vielseitigkeit verblüfft mich immer wieder. Vor der Kamera ein versierter Schauspieler, hinter der Kamera Regisseur von so unterschiedlichen Filmen wie den Bhai-Klassikern Vaastav und Hathyar, nachdenklich stimmenden Geschichten von kämpferischen Familienoberhäuptern wie Kurukshetra, Pitaah oder Viruddh, Gruselthrillerkrimis wie Rakht – und nun auch noch ein heiterer und kunterbunter Familienfilm, der einem Disney alle Ehre machen würde. Ja, auch das kann Manjrekar. Die Story um den Ersatzvater einer temperamentvollen Kinderhorde kommt ungemein sympathisch und ohne unerträglichen Schmalzzusatz daher, und die Trauerszenen nach dem Tod Adis drehte Manjrekar, ohne sie dem Publikumsgelächter preiszugeben, mit viel Respekt vor den Gefühlen von Menschen, denen ein solches Unglück tatsächlich widerfährt. Schließlich begegnet nicht jeder wie Adi einem Todesgott, der ab und zu auch mal seinen Emotionalen hat.
Gäbe es die Munnabhai-Filme nicht, dann wäre Vaah! Life Ho Toh Aisi! (= Toll, so muss das Leben sein) ohne Frage Sanjays köstlichste Komödie. Als Todesgott Yamraj mit Hang zum Alkohol und zu emotionalen Gefühlsausbrüchen (sprich: Heulanfällen) ist er zum Niederknien und im wahrsten Sinne des Wortes "gottvoll"! Wenn er "No emotional blackmail!" protestiert, ja selbst wenn er nur den Blick auf die Whiskeyflasche wirft, dann liege ich schon am Boden. Sanju hat einen herrlichen, feinsinnigen Humor und eine äußerst lebendige Mimik, dank welcher er auch ohne Worte mehr ausdrücken kann, als die meisten seiner Kollegen selbst unter Zuhilfenahme von großen Gesten und Worten zustandebringen. Und das ist für mich höhere Schauspielkunst als z.B. expressive Dramatik.
Sanju macht die Rolle als moderner Yamraj mit Cabriolet und Computerausrüstung ("wir haben 2005, Junge!") sichtlich Spaß, er gestaltet ihn als liebenswertes großes Kind, sprich: Unter dem coolen Äußeren (sehr attraktiv zwischenzeitlich im knallroten Anzug – da wird der Todesgott glatt zum kessen Teufelchen) verbirgt sich das Gemüt eine Kleinkindes, was diesen Yamraj durchaus auch mal bockig oder zur klassischen Heulsuse werden lässt. Aber weder hier noch in den Szenen, in denen Yamraj sich volllaufen lässt, erliegt Sanjay jemals der Gefahr des Overactens. Als Yamraj ist er einfach nur das reinste Vergnügen. Mit Shahid Kapoor hat er einen ungemein sympathischen jungen Partner, der stellenweise (nicht nur in der Pyramiden-Tanzszene mit der süßen Amrita Rao) geradezu frappierend an Shahrukh Khan erinnert. Auch der Rest des Ensembles einschließlich der gut gecasteten Kinderdarsteller ist sehr gut, und eine besondere Freude ist Arshad Warsi in der leider viel zu kurzen Nebenrolle des pragmatischen Mediums Fakira.
Zum Abschluss leisten sich Mahesh und Sanjay dann noch sozusagen ein Sanjay-Filmquiz für Fortgeschrittene. Wer sich die Neugier darauf nicht verderben lassen will, sollte vermeiden, das P.S. im Anschluss an diese Rezension zu lesen. Für sie und alle anderen sei abschließend lediglich konstatiert: Yamraj muss man einfach gesehen haben. Prost, Yamrajji – make us emotional! ;)
Produktion: Sangeeta Ahir; Regie: Mahesh Manjrekar
135 Min.; DVD: One, englische UT (inkl. Songs); kompletter UT-Ausfall in einer Szene nach ca. 105 Minuten. Die DVD enthält ein Making Of (mit Bildern vom Music Launch), Deleted Scenes und den Deleted Song „Dil Ke Maare“.
P.S. Als Todesgott hat man es nicht leicht, wenn man dem Filmstar Sanjay Dutt aufs Haar gleicht. Da muss man ja ständig verwechselt werden! Als Yamraj sich gegen Ende des Films Adis Familie in seiner sichtbaren Gestalt präsentiert und diese geschlossen in ein überraschtes „Sanjay Dutt?“ ausbricht, reagiert Yamraj erstmal ungehalten: Er habe die Faxen allmählich dicke – ständig werde er mit ihm völlig fremden Namen angeredet, er sei auch schon Munnabhai, Khalnayak und Raghubhai genannt worden (= die drei erfolgreichsten Rollen Sanjus) –, um sich dann wieder etwas abzuregen und mit seinem breitesten Grinsen festzustellen: „Solltet ihr diesem Sanjay Dutt einmal begegnen, dann sagt ihm, dass er wie Yamraj aussieht.“ (Dazu ertönt ständig das Hauptmotiv aus Munnabhai MBBS...)
Kurze Zeit später taucht seine Gestalt erneut vor Adis Haus auf, doch als er nun freudig mit einem allgemeinen „Yamraj!“ begrüßt wird, reagiert er zuhöchst verwundert: Das müsse eine Verwechslung sein; sein Name sei Sanjay Dutt, er spiele ab und zu kleine Rollen beim Film, und ob er ein Glas Wasser haben könne. Daraufhin entspinnt sich unter den Kindern ein heiteres Filmezitieren, womit sie beweisen, dass sie mit Sanjus Filmwerk von Vaastav bis Munnabhai MBBS bestens vertraut sind. Die Szene endet mit einem kollektiven „jadoo ki jhappi“ – wo steht’s? wer weiß es? ;)
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