Zur Story: Der Witwer Dinanath Kumar (Satyen Kappu) lebt in Poona mit seiner verwitweten Schwester Kalawanti (Shubha Khote), seiner Tochter Payal und seinen beiden Söhnen Rajeev, genannt Raju (Raj Babbar) und Sanjeev, genannt Sanju (Sanjay Dutt). Raju ist gebildet und macht beruflich Karriere, während Sanju als Automechaniker bei Tahir Khan (Dinesh Higoo) arbeitet, einen Hang zum Alkohol hat und häufig in Schwierigkeiten gerät. Als er seine Schwester vor den Nachstellungen durch Premnath (Ramesh Deo) schützen will, dabei aber dessen Haus in Brand setzt und festgenommen wird, erreicht sein Vater zwar durch einen Bittgang zu Premnath Sanjus Freilassung, doch Raju, dessen Verhältnis zu Sanju nie das beste war, hat nun endgültig genug von seinem jüngeren Bruder und vertreibt ihn aus dem Haus. Sanju geht nach Bombay und arbeitet für kurze Zeit in der Bäckerei von Chandulal "Paowala" (Madan Puri), dessen Nichte Bela (Jaya Pradha) ihr Herz an Sanju verliert, während er selbst sich in Archana (Rati Agnihotri) verliebt, die Tochter des reichen Ganga Prasad (Col. Kapoor). Dann lernt er Sahir Khan (Dinesh Hingoo) kennen, den Bruder seines Arbeitgebers aus Poona, der ihn bei sich als Mechaniker und Taxifahrer einstellt. Eines Tages steigt ausgerechnet Raju in Sanjus Taxi, der sich mittlerweile zum Company Director bei Ganga Prasad hochgearbeitet hat, noch mehr als früher auf Sanju herabschaut und noch dazu vorhat, Archana zu heiraten. Um seinem Bruder, den er trotz allem liebt, nicht im Weg zu stehen, beschließt Sanju, Archana das Herz zu brechen...
Main Awara Hoon (= Ich bin ein Vagabund) – dieser Titel weckt Assoziationen zu dem Klassiker Awara von Raj Kapoor mit dem berühmten Song "Awara Hoon", und prompt trällert Sanjay bei seinem ersten (betrunkenen) Auftritt diesen Song vor sich hin. Dennoch haben die beiden Filme nur indirekt miteinander zu tun; in Awara stand ein Vater-Sohn-Konflikt im Mittelpunkt, während es hier ein gespanntes Verhältnis zwischen zwei Brüdern ist. Gemeinsam ist den beiden Filmen jedoch das starre Festhalten an Vorurteilen als konfliktauslösendes Motiv: In Awara ist es der Richter, der davon überzeugt ist, dass aus dem Sohn eines Verbrechers immer nur ebenfalls ein Verbrecher werden kann, und in Main Awara Hoon ist es Raju, der von Sanju immer nur das schlechteste hält und ihm keine Chance gibt, sich zu beweisen. Und beide – der Richter und Raju – müssen am Ende einen hohen Preis für ihr Fehlverhalten bezahlen und zusätzlich mit der Schuld leben, ihren Opfern einen noch höheren Preis abverlangt zu haben.
Der "Awara" Sanjeev ist eine Rolle, wie sie Sanjay in den Jahren ab Naam mit schönster Regelmäßigkeit spielte – ein junger Mann mit goldenem Herzen, aber scheinbar nichtsnutzigem bzw. schlechtem Charakter, den das Leben vor harte Prüfungen stellt und der sich dennoch glänzend bewährt. Dass er eine solche Figur bereits 1983, in einem so frühen Stadium seiner Karriere, zum ersten Mal in Angriff nahm, hat mich, zugegeben, direkt verblüfft – und noch mehr die Tatsache, dass er damit blendend zurechtgekommen ist. Ich vergieße zwar trotzdem ein, zwei Tränchen bei dem Gedanken, was aus dieser schönen und z.T. echt ergreifenden Geschichte für ein toller Film hätte werden können, hätte Sanju ihn, sagen wir, sechs, sieben Jahre später gedreht, als er schauspielerisch im Vergleich zu damals einen Quantensprung weiter war. Aber er spielt diesen Sanjeev auch hier schon mit sehr viel Einsatz und hohem Sympathiefaktor, der sich zur taschentücherzehrenden Climax hin kontinuierlich steigert.
Raj Babbar gestaltet die undankbare Rolle des vorurteilsverhafteten älteren Bruders angenehm zurückhaltend, was es dem Zuschauer leicht macht, auch ihm am Ende ein wenig Mitleid zu schenken. Rati Agnihotri hat sich bei mir hier für ihre doch eher durchwachsene Leistung in Johny I Love You voll rehabilitiert – eine schöne Leistung. Noch mehr Herzen als ihr dürften Jaya Pradha zugeflogen sein, allein schon wegen diverser und teilweise ziemlich unerwarteter Twists in ihrer Rolle. An der Spitze der Nebendarsteller-Riege überzeugt Shakti Kapoor als Drogenhändler Kundan. In Erinnerung bleibt Main Awara Hoon zudem wegen einer Menge z.T. köstlicher Details wie zum Beispiel die Szene, in der Raju vor einer eindeutig seitenverkehrten Uhr agiert (hat man hier den Film verkehrt rum eingelegt?), oder Sanjus erster Auftritt, bei dem er in seinem Suff und mit jugendlicher Frechheit ein lebensgroßes Plakat von Amitabh Bachchan anmeiert.
Im Gegensatz zu dem eher lahmen Vorgängerstreifen Johny I Love You ist Main Awara Hoon ein Film, bei dem ich sehr für eine DVD-Veröffentlichung mit Untertiteln plädieren würde. Er enthält eine gute Story mit einigen wirklich unerwarteten Twists und dazu einen Sanjay Dutt, der solche Rollen wohl damals schon liebte und entsprechend locker und ansprechend drauflos agierte. Unter seinen frühen Filmen ist Main Awara Hoon definitiv einer der besseren.
Produktion: Shakti Samanta; Regie: Ashim Samanta
153 Min.; DVD: T-Series, ohne UT
Mittwoch, 28. Februar 2007
Sonntag, 25. Februar 2007
Johny I Love You (1982)
Zur Story: Suraj Singh (Suresh Oberoi) beschließt schlagartig, seine Banditenkarriere an der Seite von Zalim Singh (Amrish Puri) aufzugeben, als in einem Handgemenge mit diesem seine Frau Savitri (Gita Siddharth) ums Leben kommt. Mit seinem kleinen Sohn Raju findet Suraj bei dem katholischen Priester Father John (Raj Mehra) Unterschlupf und beginnt ein neues, ehrliches Leben, wobei er Raju, um ihn vor einer eventuellen Verfolgung durch Zalim zu schützen, in Johny umbenennt. Jahre später verlieben sich Johny (Sanjay Dutt) und Seema (Rati Agnihotri), die Enkelin von Surajs Arbeitgeber Colonel (Om Prakash), ineinander. Seemas Mutter Meera (Tanuja) und der Colonel haben jedoch andere Pläne für Seema: Sie soll den aus London zurückgekehrten NRI Amar heiraten. Und auch Suraj missbilligt die Wahl seines Sohnes, da Seema als Tochter seines Herrn einer höheren Klasse angehört. Seemas und Johnys Kampf um ihre Liebe scheint verloren, als Amar und dessen Schwester Sheela aufkreuzen und Johny bereit ist, sich seinem Vater zu fügen. Doch Amar und Sheela sind in Wahrheit Zalim Singhs Sohn Shakti (Monty), der Amar und Sheela ermordet hat, und seine Freundin Julie (Jyoti Bakshi). Als es ihnen zudem gelingt, Zalim – der einige Zeit zuvor gefasst und zu lebenslänglich verurteilt worden war – aus dem Gefängnis zu befreien, übernimmt dieser das Regiment im Haus des Colonels und verleumdet Suraj als Savitris Mörder, wodurch Johny endgültig in Zwiespalt gegenüber seinem Vater gerät...
Die Handlung dieses Filmes beginnt vielversprechend und bleibt es auch lange Zeit; doch spätestens mit der Flucht Zalims aus dem Gefängnis wird das Ganze ziemlich krude und unübersichtlich, und das liegt bestimmt nicht nur an den fehlenden Untertiteln. Seltsame Schnitte erwecken ebenso den Verdacht, dass an dem Film herumgepfuscht wurde, wie offensichtlich fehlende Szenen: Ich bin es ja gewohnt, dass im Hindi Cinema blutende Wunden von einer Szene zur nächsten spurlos verheilen können – aber wenn umgekehrt Sanjay in einer Szene mit makellosem Gesicht agiert und dasselbige im nächsten Moment grün und blau geschlagen ist und der Mundwinkel blutet, ohne dass ich dazwischen auch nur eine Hand gesehen habe, die sich gegen ihn erhoben hat, dann kann an der Szenenabfolge definitiv etwas nicht stimmen. Ähnlich verwirrend wirkt mitten ihn der spannungsgeladenen Atmosphäre während Zalims Herrschaft im Haus des Colonels eine bunte Hochzeitsfeier, auf der Johny und Seema mit sichtbar echter Fröhlichkeit tanzen (ich korrigiere mich: herumhopsen), obwohl das Ganze nur eine Scheinhochzeit ist und den beiden in dieser kritischen Situation ganz bestimmt nicht nach einer solchen Ausgelassenheit zumute war.
Sanjay war – wenn man bedenkt, dass dies erst sein dritter Film und er zudem damals noch drogensüchtig war – alles in allem ziemlich gut drauf, hatte sogar einige wirklich gute Momente, vor allem zusammen mit seinem wie gewohnt sehr souverän spielenden Filmvater Suresh Oberoi. Erstaunlicherweise hatte Sanju diesmal Probleme mit seinen emotionalen Szenen, vieles wirkt bemüht und unecht. Das kann natürlich auch an Rati Agnihotri gelegen haben, die älter aussieht als ihre Filmmutter Tanuja und teilweise völlig überdreht agiert und dabei ein paarmal in einen schrillen Kreischton verfällt, bei dem sie sich nicht zu wundern braucht, wenn ihrem Partner mal die Hand ausrutscht. Was dafür bei Sanju umso besser funktioniert, sind seine Nahkämpfe und Wutausbrüche (und derer hat er mehrere) sowie die Szene, in der er eine wilde Stute bändigt, um ihr Fohlen retten zu können. Seine Garderobe – ich denke mit Schaudern z.B. an den weißen Rolli und die rote Jacke mit Pelzbesatz – bemühe ich mich jedoch ebenso zu vergessen wie Amrishs silbergraue Pudellocken-Perücke...
Johny I Love You ist alles in allem ganz bestimmt kein Ruhmesblatt in Sanjus früher Filmographie, daran ändert auch Aruna Iranis verführerische Item-Nummer "Rang Rangeele", in der sie den durch eine Droge völlig benebelten Johny umtanzt, nichts. Abgesehen von ihr und ein paar schönen Interaktionen zwischen Suresh und Sanju muss man dieses Teil ganz bestimmt nicht gesehen haben.
Produktion: Tony; Regie: Rakesh Kumar
Ca. 140 Min.; VCD: Time , ohne UT
(Es gibt auch eine DVD von B4U - ebenfalls ohne UT)
Die Handlung dieses Filmes beginnt vielversprechend und bleibt es auch lange Zeit; doch spätestens mit der Flucht Zalims aus dem Gefängnis wird das Ganze ziemlich krude und unübersichtlich, und das liegt bestimmt nicht nur an den fehlenden Untertiteln. Seltsame Schnitte erwecken ebenso den Verdacht, dass an dem Film herumgepfuscht wurde, wie offensichtlich fehlende Szenen: Ich bin es ja gewohnt, dass im Hindi Cinema blutende Wunden von einer Szene zur nächsten spurlos verheilen können – aber wenn umgekehrt Sanjay in einer Szene mit makellosem Gesicht agiert und dasselbige im nächsten Moment grün und blau geschlagen ist und der Mundwinkel blutet, ohne dass ich dazwischen auch nur eine Hand gesehen habe, die sich gegen ihn erhoben hat, dann kann an der Szenenabfolge definitiv etwas nicht stimmen. Ähnlich verwirrend wirkt mitten ihn der spannungsgeladenen Atmosphäre während Zalims Herrschaft im Haus des Colonels eine bunte Hochzeitsfeier, auf der Johny und Seema mit sichtbar echter Fröhlichkeit tanzen (ich korrigiere mich: herumhopsen), obwohl das Ganze nur eine Scheinhochzeit ist und den beiden in dieser kritischen Situation ganz bestimmt nicht nach einer solchen Ausgelassenheit zumute war.
Sanjay war – wenn man bedenkt, dass dies erst sein dritter Film und er zudem damals noch drogensüchtig war – alles in allem ziemlich gut drauf, hatte sogar einige wirklich gute Momente, vor allem zusammen mit seinem wie gewohnt sehr souverän spielenden Filmvater Suresh Oberoi. Erstaunlicherweise hatte Sanju diesmal Probleme mit seinen emotionalen Szenen, vieles wirkt bemüht und unecht. Das kann natürlich auch an Rati Agnihotri gelegen haben, die älter aussieht als ihre Filmmutter Tanuja und teilweise völlig überdreht agiert und dabei ein paarmal in einen schrillen Kreischton verfällt, bei dem sie sich nicht zu wundern braucht, wenn ihrem Partner mal die Hand ausrutscht. Was dafür bei Sanju umso besser funktioniert, sind seine Nahkämpfe und Wutausbrüche (und derer hat er mehrere) sowie die Szene, in der er eine wilde Stute bändigt, um ihr Fohlen retten zu können. Seine Garderobe – ich denke mit Schaudern z.B. an den weißen Rolli und die rote Jacke mit Pelzbesatz – bemühe ich mich jedoch ebenso zu vergessen wie Amrishs silbergraue Pudellocken-Perücke...
Johny I Love You ist alles in allem ganz bestimmt kein Ruhmesblatt in Sanjus früher Filmographie, daran ändert auch Aruna Iranis verführerische Item-Nummer "Rang Rangeele", in der sie den durch eine Droge völlig benebelten Johny umtanzt, nichts. Abgesehen von ihr und ein paar schönen Interaktionen zwischen Suresh und Sanju muss man dieses Teil ganz bestimmt nicht gesehen haben.
Produktion: Tony; Regie: Rakesh Kumar
Ca. 140 Min.; VCD: Time , ohne UT
(Es gibt auch eine DVD von B4U - ebenfalls ohne UT)
Zahreelay (1990)
Zur Story: Nachdem Captain Jaswant Kumar (Jeetendra) bei einem Militäreinsatz den linken Arm verloren hat, verlässt er die Armee, siedelt sich in dem Bombay-Vorort Shanti Nagar an und eröffnet dort eine Autowerkstatt. Schon bald erhält er Besuch von dem "Schutzkomittee" Raksha Mandal, das ganz Shanti Nagar fest im Griff hat. Als Jaswant sich weigert, Schutzgelder zu zahlen, und dafür von Aufseher Peter Gonsalves (Sharat Saxena) und dem Rest der Bande kurz darauf massiv attackiert wird, kommt ihm niemand der Einwohner des Ortes zu Hilfe, da sie alle viel zu viel Angst um sich selbst und ihre Familien haben. Nur der Taxifahrer Raju (Chunky Pandey) und der Journalist Razdan (Shafi Inamdar) sind beeindruckt von Jaswants Mut und schließen sich fortan seinem Widerstand an. Aus Sorge, Shanti Nagar zu verlieren, befiehlt Taneja, der Don des Schutzkomittees (Kiran Kumar), seinem Assistenten Jaichand Khurana (Sudhir), dessen besten und skrupellosesten Mann auf die Widerständler anzusetzen: Raka (Sanjay Dutt). Doch selbst der beißt sich an Jaswants und Rajus Entschlossenheit die Zähne aus – und ändert daraufhin seine Taktik...
Zahreelay ist ein Film, der zu Mut zum Widerstand aufruft - Widerstand gegen Erpressung, aber auch gegen die eigene Angst und Feigheit vor scheinbar übermächtigen Gegnern. Dementsprechend sind die Fronten klar verteilt: Jeetendra, Chunky, Shafi & Co. sind die Guten, Kiran, Sharat, Sudhir & Co. sind die Bösen. Der einzige, der sich einer solchen Schwarz-Weiß-Einstufung wieder einmal souverän entzieht, ist Sanjay. Seine Rolle ist vielleicht nicht so umfangreich wie die von Jeetendra und Chunky - es dauert allein schon geschlagene fünfzig Minuten, bis er überhaupt ins Geschehen eingreift -, aber sie ist ohne Frage die facettenreichste. Mit seinem hinterhältigen Doppelspiel ist dieser Raka so ziemlich eines der fiesesten Schweine, die Sanju jemals gespielt hat, und zugleich auch einer der größten Loser (Sanju dürfte selten so viel eingesteckt haben). Gegen Jeetendra und Chunky stand er handlungsmäßig fast ständig auf verlorenem Posten - nicht nur, was die Screentime betrifft. Aber dafür war sein Part psychologisch der interessanteste, weil er nicht von Anfang bis Ende gleich bleibt, sondern sich entwickelt und verändert, und spätestens der Filmschluss lässt keinen Zweifel daran, wer - eben auch wegen dieser Entwicklung - der eigentliche Held des Filmes ist. Sanju konnte seine Emotionen in diesem Film ebenso ausspielen wie seine damals schon ausgeprägte Coolness (das waren teilweise glatt schon Musafir-Vorstudien), und dazu sah er wieder mal irre gut aus (ich muss gerade wieder an die Szene denken, in der er seine Wunden "verarztet"...).
Gerade im direkten Vergleich mit Sanjays Gestaltung dieser vielschichtigen Figur fällt dann umso mehr auf, wie tödlich es für die nominellen Helden eines Films ist, wenn sie als Stereotypen gezeichnet werden und in ihrer Perfektion dann fast schon wieder langweilen. Jeetendra ist das Opfer einer solchen Rollenpolitik geworden; sein Jaswant darf nicht sehr viel mehr tun als einarmig kämpfen und mit finster-entschlossenem Blick entweder heldenhaft-aufrüttelnde oder väterlich-salbungsvolle Parolen von sich geben. Chunky Pandey kommt da schon besser weg, zumal da er zusammen mit seiner vor Charme und Lebenslust geradezu sprühenden Partnerin Juhi Chawla als Chamki auch für das unterhaltsame Element des Films zuständig ist; seine beste Szene jedoch ist eindeutig die, in der Raju betrunken seine ganze Selbstverachtung darüber rauslässt, dass er nur feige zugesehen hat, wie Jaswant von den Gangstern zusammengeschlagen wurde.
Neben der aufgedrehten Juhi empfahl sich vor allem Sanjays Partnerin Vineeta als Rakas Freundin Shabnam mit einer schönen klassischen Tanznummer und gefühlvollem Spiel für weitere Aufgaben – offenbar vergeblich, wie ein Blick auf ihre Filmographie beweist. Bhanupriya bleibt in ihrer Rolle als Rajus verwitwete Schwester Seema, die eine stille Zuneigung zu Jaswant fasst, eher blass. Und die Schurkenriege ist beinahe ein Komplettausfall – Kiran Kumar hat fast nichts zu tun, und die anderen fallen mehr durch ihre scheußlichen Perücken auf als durch schauspielerisch nachhaltige Eindrücke, was dem ganzen Widerstands-Plot auch ein wenig von seiner Spannung nimmt. Wäre da nicht Sanjay mit seiner zwielichtigen Figur gewesen, die mit skrupellosem Egoismus in beiden Lagern herumwildert, mein Interesse an diesem Film hätte sich, wie ich fürchte, sehr in Grenzen gehalten. So jedoch genügt wieder einmal allein seine Leistung für eine Empfehlung, zumindest für Sanjay-Fans.
Übrigens, wer Jeena Marna Tere Sang gesehen hat und ebenso wie ich mit Schrecken an die zum Teil nervtötenden Trash-Szenen denkt, die der Affe Ramu darin auslöst, dem werden sich bei Sanjus erstem Auftritt in Zahreelay womöglich erstmal die Zehennägel aufrollen, denn auch Raka nennt ein solches Tierchen mit Namen Raja sein eigen. Aber zum Glück bewahrheiteten sich meine diesbezüglichen Befürchtungen nicht, daher kann ich in diesem Punkt gleich mal Entwarnung geben: Raja ist okay. :)
Produktion und Regie: Jyotin Goel
157 Min.; DVD: Bollywood Films, englische UT (Songs nicht untertitelt)
Haarfaktor
Zahreelay ist ein Film, der zu Mut zum Widerstand aufruft - Widerstand gegen Erpressung, aber auch gegen die eigene Angst und Feigheit vor scheinbar übermächtigen Gegnern. Dementsprechend sind die Fronten klar verteilt: Jeetendra, Chunky, Shafi & Co. sind die Guten, Kiran, Sharat, Sudhir & Co. sind die Bösen. Der einzige, der sich einer solchen Schwarz-Weiß-Einstufung wieder einmal souverän entzieht, ist Sanjay. Seine Rolle ist vielleicht nicht so umfangreich wie die von Jeetendra und Chunky - es dauert allein schon geschlagene fünfzig Minuten, bis er überhaupt ins Geschehen eingreift -, aber sie ist ohne Frage die facettenreichste. Mit seinem hinterhältigen Doppelspiel ist dieser Raka so ziemlich eines der fiesesten Schweine, die Sanju jemals gespielt hat, und zugleich auch einer der größten Loser (Sanju dürfte selten so viel eingesteckt haben). Gegen Jeetendra und Chunky stand er handlungsmäßig fast ständig auf verlorenem Posten - nicht nur, was die Screentime betrifft. Aber dafür war sein Part psychologisch der interessanteste, weil er nicht von Anfang bis Ende gleich bleibt, sondern sich entwickelt und verändert, und spätestens der Filmschluss lässt keinen Zweifel daran, wer - eben auch wegen dieser Entwicklung - der eigentliche Held des Filmes ist. Sanju konnte seine Emotionen in diesem Film ebenso ausspielen wie seine damals schon ausgeprägte Coolness (das waren teilweise glatt schon Musafir-Vorstudien), und dazu sah er wieder mal irre gut aus (ich muss gerade wieder an die Szene denken, in der er seine Wunden "verarztet"...).
Gerade im direkten Vergleich mit Sanjays Gestaltung dieser vielschichtigen Figur fällt dann umso mehr auf, wie tödlich es für die nominellen Helden eines Films ist, wenn sie als Stereotypen gezeichnet werden und in ihrer Perfektion dann fast schon wieder langweilen. Jeetendra ist das Opfer einer solchen Rollenpolitik geworden; sein Jaswant darf nicht sehr viel mehr tun als einarmig kämpfen und mit finster-entschlossenem Blick entweder heldenhaft-aufrüttelnde oder väterlich-salbungsvolle Parolen von sich geben. Chunky Pandey kommt da schon besser weg, zumal da er zusammen mit seiner vor Charme und Lebenslust geradezu sprühenden Partnerin Juhi Chawla als Chamki auch für das unterhaltsame Element des Films zuständig ist; seine beste Szene jedoch ist eindeutig die, in der Raju betrunken seine ganze Selbstverachtung darüber rauslässt, dass er nur feige zugesehen hat, wie Jaswant von den Gangstern zusammengeschlagen wurde.
Neben der aufgedrehten Juhi empfahl sich vor allem Sanjays Partnerin Vineeta als Rakas Freundin Shabnam mit einer schönen klassischen Tanznummer und gefühlvollem Spiel für weitere Aufgaben – offenbar vergeblich, wie ein Blick auf ihre Filmographie beweist. Bhanupriya bleibt in ihrer Rolle als Rajus verwitwete Schwester Seema, die eine stille Zuneigung zu Jaswant fasst, eher blass. Und die Schurkenriege ist beinahe ein Komplettausfall – Kiran Kumar hat fast nichts zu tun, und die anderen fallen mehr durch ihre scheußlichen Perücken auf als durch schauspielerisch nachhaltige Eindrücke, was dem ganzen Widerstands-Plot auch ein wenig von seiner Spannung nimmt. Wäre da nicht Sanjay mit seiner zwielichtigen Figur gewesen, die mit skrupellosem Egoismus in beiden Lagern herumwildert, mein Interesse an diesem Film hätte sich, wie ich fürchte, sehr in Grenzen gehalten. So jedoch genügt wieder einmal allein seine Leistung für eine Empfehlung, zumindest für Sanjay-Fans.
Übrigens, wer Jeena Marna Tere Sang gesehen hat und ebenso wie ich mit Schrecken an die zum Teil nervtötenden Trash-Szenen denkt, die der Affe Ramu darin auslöst, dem werden sich bei Sanjus erstem Auftritt in Zahreelay womöglich erstmal die Zehennägel aufrollen, denn auch Raka nennt ein solches Tierchen mit Namen Raja sein eigen. Aber zum Glück bewahrheiteten sich meine diesbezüglichen Befürchtungen nicht, daher kann ich in diesem Punkt gleich mal Entwarnung geben: Raja ist okay. :)
Produktion und Regie: Jyotin Goel
157 Min.; DVD: Bollywood Films, englische UT (Songs nicht untertitelt)
Haarfaktor
Samstag, 24. Februar 2007
Inaam Dus Hazaar (1986)
Zur Story: Kamal Malhotra (Sanjay Dutt) arbeitet in Delhi für seinen Onkel (T.P. Jain) als Vertreter für alle möglichen Artikel, hasst jedoch dieses kleinbürgerliche Leben und träumt vom Aufstieg in die High Society. Er hat ein Talent dafür entwickelt, sich auf die Parties der Reichen und Berühmten zu schmuggeln, und so gelangt er eines Tages auch in die Juwelenausstellung des Nawab von Chandrapur (Raza Murad). Dort wird er von Kamran (Viju Khote) in das Haus des Diamantenhändlers Seth Narottam Johri (Ramesh Deo) eingeladen, doch kaum dort angekommen, sieht er sich einer Gangsterbande ausgeliefert, die ihn für den CID-Agenten Kamal Malhotra hält und töten will. Kamal kann entkommen, doch als er kurze Zeit später Narottam wiedersieht und sich mit ihm anlegt, stirbt dieser – getroffen von einem Messer, das Kamal gegolten hat. Da die Polizei nun ihn als Mörder sucht, sieht Kamal nur noch eine Chance, um seine Unschuld zu beweisen: Er muss den wahren Mörder finden, den er am Tatort gesehen hat: Luca (Gulshan Grover). Ein Bahnticket führt ihn auf Lucas Spur nach Bombay. Auf der Fahrt dorthin begegnet Kamal dem Model Sonia Shrivastav (Meenakshi Sheshadri) und verliebt sich in sie. Mit ihrer Hilfe macht er in Bombay die Bande mit ihrem Anführer Captain S.P. Singh (Amrish Puri) ausfindig – und entdeckt zugleich, dass Sonia keineswegs nur ein harmloses Model ist...
Sollte jemand nach Naam noch der Ansicht gewesen sein, die überraschend grandiose Leistung von Sanjay als Vicky wäre eine einmalige Sternstunde gewesen, die er nicht so ohne weiteres würde wiederholen können, so musste er nach dem erfolgreichen Nachfolgefilm Inaam Dus Hazaar einsehen: Sanjay hatte als Schauspieler definitiv die Kurve gekriegt und seine z.T. noch unbeholfenen und hölzernen Anfangsjahre ebenso wie seine Drogensucht endgültig hinter sich gelassen. Als sympathischer, mit viel Leidenschaft und Energie agierender Charmebolzen wickelt Sanju auch hier sein Publikum nach Belieben um den Finger und offenbart in der teilweise unerwartet heftigen Climax bereits vielversprechende Ansätze zum Action-Helden; ein Fach, in dem er nur wenige Jahre später zum unangefochtenen Spezialisten werden sollte.
Eine mindestens ebenso positive Erscheinung ist seine Partnerin Meenakshi Sheshadri. Mal davon abgesehen, dass es in der damaligen Zeit ohnehin schon als ein Pluspunkt zu betrachten war, wenn ein Film auch eine wirklich gut und spannend durchdachte Charakterrolle für eine Frau beinhaltete, die nicht nur Beiwerk und Zierde für die Männerwelt war, sondern selber aktiv die Handlung mitgestaltete – aber wenn diese Rolle dann auch noch von einer so tollen Frau verkörpert wird, dann ist das ein doppelter Glücksfall. Meenakshi sieht fabelhaft aus, strahlt eine wohltuende Reife aus, spielt großartig und tanzt phantastisch. Kann mir irgendjemand erklären, warum a) diese Frau im Hindi Cinema offenbar nie den richtigen Durchbruch geschafft hat und warum sie b) nicht öfter mit Sanjay zusammengecastet wurde? Denn die beiden sind ein wunderbares Paar mit einer durchaus prickelnden Chemie – aber der einzige Film, der sie danach noch einmal gemeinsam in der Castliste führt, ist Kshatriya, in dem sie als Madhu und er als Vicky keine gemeinsame Sekunde Screentime haben. Schade, hier wurde wirklich eine Gelegenheit zu einem weiteren Leinwand-Traum-Jodi verpasst.
Inaam Dus Hazaar (= 10.000 Rupien Belohnung) ist ein rundum gelungener Entertainer mit einer guten Story (inspiriert von Hitchcocks North By Northwest), den anzuschauen dank Sanju und Meenakshi ein Vergnügen ist. Und natürlich auch dank Shafi Inamdar als Rikscha-Taxi-Fahrer Khan, der quer durch den Film eine Lehrstunde gibt, wie man zwerchfellgefährdende Komikszenen auch ohne übertriebenen Lärm und nervigen Klamauk gestalten kann.
Produktion und Regie: Jyotin Goel
158 Min.; DVD: Bollywood Films, englische UT (inkl. Songs); unscharfes Bild
Sollte jemand nach Naam noch der Ansicht gewesen sein, die überraschend grandiose Leistung von Sanjay als Vicky wäre eine einmalige Sternstunde gewesen, die er nicht so ohne weiteres würde wiederholen können, so musste er nach dem erfolgreichen Nachfolgefilm Inaam Dus Hazaar einsehen: Sanjay hatte als Schauspieler definitiv die Kurve gekriegt und seine z.T. noch unbeholfenen und hölzernen Anfangsjahre ebenso wie seine Drogensucht endgültig hinter sich gelassen. Als sympathischer, mit viel Leidenschaft und Energie agierender Charmebolzen wickelt Sanju auch hier sein Publikum nach Belieben um den Finger und offenbart in der teilweise unerwartet heftigen Climax bereits vielversprechende Ansätze zum Action-Helden; ein Fach, in dem er nur wenige Jahre später zum unangefochtenen Spezialisten werden sollte.
Eine mindestens ebenso positive Erscheinung ist seine Partnerin Meenakshi Sheshadri. Mal davon abgesehen, dass es in der damaligen Zeit ohnehin schon als ein Pluspunkt zu betrachten war, wenn ein Film auch eine wirklich gut und spannend durchdachte Charakterrolle für eine Frau beinhaltete, die nicht nur Beiwerk und Zierde für die Männerwelt war, sondern selber aktiv die Handlung mitgestaltete – aber wenn diese Rolle dann auch noch von einer so tollen Frau verkörpert wird, dann ist das ein doppelter Glücksfall. Meenakshi sieht fabelhaft aus, strahlt eine wohltuende Reife aus, spielt großartig und tanzt phantastisch. Kann mir irgendjemand erklären, warum a) diese Frau im Hindi Cinema offenbar nie den richtigen Durchbruch geschafft hat und warum sie b) nicht öfter mit Sanjay zusammengecastet wurde? Denn die beiden sind ein wunderbares Paar mit einer durchaus prickelnden Chemie – aber der einzige Film, der sie danach noch einmal gemeinsam in der Castliste führt, ist Kshatriya, in dem sie als Madhu und er als Vicky keine gemeinsame Sekunde Screentime haben. Schade, hier wurde wirklich eine Gelegenheit zu einem weiteren Leinwand-Traum-Jodi verpasst.
Inaam Dus Hazaar (= 10.000 Rupien Belohnung) ist ein rundum gelungener Entertainer mit einer guten Story (inspiriert von Hitchcocks North By Northwest), den anzuschauen dank Sanju und Meenakshi ein Vergnügen ist. Und natürlich auch dank Shafi Inamdar als Rikscha-Taxi-Fahrer Khan, der quer durch den Film eine Lehrstunde gibt, wie man zwerchfellgefährdende Komikszenen auch ohne übertriebenen Lärm und nervigen Klamauk gestalten kann.
Produktion und Regie: Jyotin Goel
158 Min.; DVD: Bollywood Films, englische UT (inkl. Songs); unscharfes Bild
Freitag, 23. Februar 2007
Lage Raho Munna Bhai (2006)
Zur Story: Murli Prasad Sharma, genannt Munnabhai (Sanjay Dutt) überlässt seit einiger Zeit einen Großteil seiner Gangster-Pflichten in Mumbai seiner rechten Hand Circuit (Arshad Warsi) und verbringt dafür täglich Stunden vor dem Radio, um der Stimme der Moderatorin Jhanvi (Vidya Balan) zu lauschen, in die er sich verliebt hat. Durch eine handfeste Schummelei gewinnt Munna ein Gandhi-Quiz in ihrer Sendung und darf sie dafür im Studio besuchen, wo er sich als Geschichtsprofessor ausgibt. Als Jhanvi ihn bittet, für die sieben Senioren, die sie als ihre "Kinder" in ihrem Haus "2nd Innings" betreut, einen Vortrag über Gandhi zu halten, sagt Munna spontan zu – und verbringt notgedrungen die nächsten Tage und Nächte in der Bibliothek, um sich fitzulesen. Mit Hilfe von Gandhis Geist (Dilip Prabhavalkar), der ihm dort zum ersten Mal erscheint, entwickelt sich Munna allmählich zum Experten für das Gandhigiri, die Lehren Gandhis – und versucht nicht nur, sie tatsächlich selbst zu praktizieren, sondern sie auch den Menschen näherzubringen. Vor allem erprobt er Gandhis Konzept des gewaltlosen Widerstandes an dem Immobilienlöwen Lucky Singh (Boman Irani), der dem Unternehmer Khurani (Kulbhushan Kharbanda) ausgerechnet Jhanvis Haus fest versprochen hat – und sich von Munnas provokativer Liebenswürdigkeit überhaupt nicht beeindrucken lässt...
Falls sich jetzt jemand fragt, was denn aus Dr. Suman geworden ist, die Munnabhai am Ende des Filmes Munnabhai MBBS geheiratet hat, oder warum Boman Irani hier plötzlich eine ganz andere Figur spielt als damals: Lage Raho Munnabhai (= Immer weiter, Munnabhai) ist zwar ein Sequel zu Munnabhai MBBS, aber keine direkte Fortsetzung jenes Filmes. Vielmehr wurden lediglich die beiden zentralen Figuren Munnabhai und Circuit zu Hauptfiguren einer völlig neuen Geschichte. Ein Konzept, das schon zu Zeiten von Stan Laurel und Oliver Hardy funktionierte und auch in diesem Fall eine unbegrenzte Anzahl weiterer künftiger Munnabhai- und Circuit-Abenteuer ermöglicht; das nächste, in dem es die beiden liebenswerten Gangster in die USA verschlägt, ist bereits in Arbeit, und weder Produzent Vidhu Vinod Chopra noch Regisseur Rajkumar Hirani oder gar die beiden Hauptdarsteller Sanjay Dutt und Arshad Warsi (deren Chemie auf der Leinwand immer phantastischer wird) lassen einen Zweifel daran, dass sie – solange ihnen die Ideen nicht ausgehen und das Publikum sie noch sehen will – jederzeit bereit sind, notfalls noch bis ins Rentenalter Munnabhai-Filme zu drehen.
Soviel als Vorwort bzw. Ausblick; zurück zu Munnabhai dem Zweiten. Sequels laufen ja oft Gefahr, den hohen in sie gesetzten Erwartungen nicht standzuhalten, zumal wenn der Vorgänger ein so sensationeller Erfolg war wie Munnabhai MBBS. Doch Chopra und Hirani ist das Kunststück gelungen, diesen Erwartungen nicht nur gerecht zu werden, sondern sie sogar noch zu übertreffen. An den Kinokassen wurde Lage Raho Munnabhai einer der erfolgreichsten Hindi-Filme aller Zeiten, und die Preise und Awards, die dieser Film sammelt wie andere Leute Briefmarken, sind mehr als verdient; denn nicht nur, dass er erneut mit sagenhaft leichter Hand Unterhaltung, Komik, Emotionalität und Ernsthaftigkeit miteinander verwebt, er hat zugleich in Indien eine Gandhi-Renaissance sondergleichen ausgelöst: Gandhi-Bücher wurden zum Verkaufsschlager, Universitäten nahmen neue Seminare über Gandhi und seine Lehren und Prinzipien in ihr Programm auf, und junge Menschen begannen, sich ernsthaft mit dem Gandhigiri zu befassen. Allein dafür verdient der Film bereits einen Ehrenplatz in den Annalen des Hindi Cinema.
Doch selbst unabhängig davon wäre Lage Raho Munnabhai ein Must-See ohne Wenn und Aber. Ich gebe zu: Ich habe mich rettungslos in diesen Film verliebt und ihn zu meinem derzeitigen Lieblingsfilm erkoren. Mit so viel geballter Liebe und Warmherzigkeit bin ich einfach schon lange nicht mehr überfahren worden. Wie schon in Munnabhai MBBS vermitteln Chopra und Hirani auch hier ihre Botschaften, ohne dabei zeigefinger-belehrend oder predigend zu werden. Man nimmt diese Botschaften auf, während man mit Munnabhai und Circuit lacht oder weint oder beides zusammen – und umso stärker bleiben sie dann auch hängen. Selbst das Erscheinen des Geistes von Mohandas Karamchand Gandhi persönlich ist nicht im Geringsten deplatziert oder peinlich, da Dilip Prabhavalkar ihn zwar durchaus mit Würde, aber auch mit augenzwinkerndem Humor gestaltet und seine Interaktionen mit Munnabhai (der ihn als einziger sieht) völlig frei von übertriebener Ehrfurcht seitens Munna sind – er redet mit "Bapu" genauso von der Leber weg wie mit seinem Kumpel Circuit.
Als Munnabhai brilliert Sanjay Dutt mit seinem unvergleichlichen Charme an der Spitze eines auch insgesamt erlesenen und spielfreudigen Ensembles. Vidya Balan ist zauberhaft als Jhanvi, und man kann gut verstehen, dass sich Munna allein schon in ihre warmtönende Stimme verliebt (und dann erst recht, wenn er sie zu Gesicht bekommt). Boman Irani ist ein Genuss als eitler Immobilienhai, der bei aller Skrupellosigkeit immer noch so nett ist, dass man ihm gerne zusammen mit Munna und den anderen "gute Besserung" wünscht. Weniger zu tun hat diesmal Jimmy Shergill, aber er spielt die Rolle des verzweifelten Victor d’Souza, dem Munna mit seinem Gandhigiri aus einer schwierigen Situation heraushilft, ebenso überzeugend wie Diya Mirza ihren kleinen Part als Lucky Singhs Tochter Simran. Und ins Herz geschlossen habe ich einmal mehr Arshad Warsi, der diesmal über den kaltschnäuzig-coolen Bhai-Helfer hinaus auch mal so richtig Emotionen rauslassen darf und sich auch in diesem Punkt als kongenialer Partner für Sanjay erweist, der ja bekanntermaßen auf der Leinwand Emotionen pur zeigen kann wie nur wenige außer ihm.
Nicht zuletzt deshalb ist die Rolle des Gangsters mit dem weichen Herzen und dem Gemüt eines unschuldigen Kindes in seinen Händen auch so gut aufgehoben, zumal Sanjay viele Charaktereigenschaften mit dieser Figur teilt. "Sanjay Dutt IS Munnabhai", konstatierte folgerichtig die Rediff, "it’s like a role he was born to play." Genauso sehe ich das auch: Sanjay IST Munnabhai, es ist die Rolle seines Lebens (so wie vermutlich auch der Circuit die Rolle des Lebens für Arshad ist). Für seine grandiose Leistung in Lage Raho Munnabhai erhielt er mehrere Best-Actor-Nominierungen (Global Indian Film Awards, Star Screen Awards, Filmfare Awards, Zee Cine Awards, IIFA Awards) wie auch Trophäen: den Critics Choice Award der GIFA, den Star Screen Critics Award, den Stardust Star of the Year Award, den Zee Cine Critics Award, den India Splendour Award... Auch der Film insgesamt wurde mit Awards und Auszeichnungen überschüttet, einschließlich der renommierten National Awards.
Natürlich wird Sanjay für mich immer auch die Inkarnation von Khalnayak und Raghubhai bleiben (von seinem gottvollen Yamraj mal ganz zu schweigen), aber zuvörderst ist und bleibt er unser aller Munnabhai. Möge er als solcher noch viele weitere Sequels drehen!
Produktion: Vidhu Vinod Chopra; Regie: Rajkumar Hirani
144 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs); Bonus-DVD mit "M.B.B.S. Looking Back", "Making of Music 1 und 2", dem Making Of, "Munna meets Bapu" und "Munnabhai M.B.B.S. to Lage Raho Munnabhai"
Screenshots
Showcasing LRM
P.S. Nach Lage Raho Munnabhai ist übrigens ein kleiner Revisit von Kabzaa empfehlenswert, wo Sanjay bereits 1988 mit Gandhi und gewissen Aspekten von dessen Lehre konfrontiert wurde... ;)
P.P.S. 2009 veröffentlichte Om Books das Drehbuch des Filmes als Taschenbuch: Lage Raho Munna Bhai - The Original Screenplay
Falls sich jetzt jemand fragt, was denn aus Dr. Suman geworden ist, die Munnabhai am Ende des Filmes Munnabhai MBBS geheiratet hat, oder warum Boman Irani hier plötzlich eine ganz andere Figur spielt als damals: Lage Raho Munnabhai (= Immer weiter, Munnabhai) ist zwar ein Sequel zu Munnabhai MBBS, aber keine direkte Fortsetzung jenes Filmes. Vielmehr wurden lediglich die beiden zentralen Figuren Munnabhai und Circuit zu Hauptfiguren einer völlig neuen Geschichte. Ein Konzept, das schon zu Zeiten von Stan Laurel und Oliver Hardy funktionierte und auch in diesem Fall eine unbegrenzte Anzahl weiterer künftiger Munnabhai- und Circuit-Abenteuer ermöglicht; das nächste, in dem es die beiden liebenswerten Gangster in die USA verschlägt, ist bereits in Arbeit, und weder Produzent Vidhu Vinod Chopra noch Regisseur Rajkumar Hirani oder gar die beiden Hauptdarsteller Sanjay Dutt und Arshad Warsi (deren Chemie auf der Leinwand immer phantastischer wird) lassen einen Zweifel daran, dass sie – solange ihnen die Ideen nicht ausgehen und das Publikum sie noch sehen will – jederzeit bereit sind, notfalls noch bis ins Rentenalter Munnabhai-Filme zu drehen.
Soviel als Vorwort bzw. Ausblick; zurück zu Munnabhai dem Zweiten. Sequels laufen ja oft Gefahr, den hohen in sie gesetzten Erwartungen nicht standzuhalten, zumal wenn der Vorgänger ein so sensationeller Erfolg war wie Munnabhai MBBS. Doch Chopra und Hirani ist das Kunststück gelungen, diesen Erwartungen nicht nur gerecht zu werden, sondern sie sogar noch zu übertreffen. An den Kinokassen wurde Lage Raho Munnabhai einer der erfolgreichsten Hindi-Filme aller Zeiten, und die Preise und Awards, die dieser Film sammelt wie andere Leute Briefmarken, sind mehr als verdient; denn nicht nur, dass er erneut mit sagenhaft leichter Hand Unterhaltung, Komik, Emotionalität und Ernsthaftigkeit miteinander verwebt, er hat zugleich in Indien eine Gandhi-Renaissance sondergleichen ausgelöst: Gandhi-Bücher wurden zum Verkaufsschlager, Universitäten nahmen neue Seminare über Gandhi und seine Lehren und Prinzipien in ihr Programm auf, und junge Menschen begannen, sich ernsthaft mit dem Gandhigiri zu befassen. Allein dafür verdient der Film bereits einen Ehrenplatz in den Annalen des Hindi Cinema.
Doch selbst unabhängig davon wäre Lage Raho Munnabhai ein Must-See ohne Wenn und Aber. Ich gebe zu: Ich habe mich rettungslos in diesen Film verliebt und ihn zu meinem derzeitigen Lieblingsfilm erkoren. Mit so viel geballter Liebe und Warmherzigkeit bin ich einfach schon lange nicht mehr überfahren worden. Wie schon in Munnabhai MBBS vermitteln Chopra und Hirani auch hier ihre Botschaften, ohne dabei zeigefinger-belehrend oder predigend zu werden. Man nimmt diese Botschaften auf, während man mit Munnabhai und Circuit lacht oder weint oder beides zusammen – und umso stärker bleiben sie dann auch hängen. Selbst das Erscheinen des Geistes von Mohandas Karamchand Gandhi persönlich ist nicht im Geringsten deplatziert oder peinlich, da Dilip Prabhavalkar ihn zwar durchaus mit Würde, aber auch mit augenzwinkerndem Humor gestaltet und seine Interaktionen mit Munnabhai (der ihn als einziger sieht) völlig frei von übertriebener Ehrfurcht seitens Munna sind – er redet mit "Bapu" genauso von der Leber weg wie mit seinem Kumpel Circuit.
Als Munnabhai brilliert Sanjay Dutt mit seinem unvergleichlichen Charme an der Spitze eines auch insgesamt erlesenen und spielfreudigen Ensembles. Vidya Balan ist zauberhaft als Jhanvi, und man kann gut verstehen, dass sich Munna allein schon in ihre warmtönende Stimme verliebt (und dann erst recht, wenn er sie zu Gesicht bekommt). Boman Irani ist ein Genuss als eitler Immobilienhai, der bei aller Skrupellosigkeit immer noch so nett ist, dass man ihm gerne zusammen mit Munna und den anderen "gute Besserung" wünscht. Weniger zu tun hat diesmal Jimmy Shergill, aber er spielt die Rolle des verzweifelten Victor d’Souza, dem Munna mit seinem Gandhigiri aus einer schwierigen Situation heraushilft, ebenso überzeugend wie Diya Mirza ihren kleinen Part als Lucky Singhs Tochter Simran. Und ins Herz geschlossen habe ich einmal mehr Arshad Warsi, der diesmal über den kaltschnäuzig-coolen Bhai-Helfer hinaus auch mal so richtig Emotionen rauslassen darf und sich auch in diesem Punkt als kongenialer Partner für Sanjay erweist, der ja bekanntermaßen auf der Leinwand Emotionen pur zeigen kann wie nur wenige außer ihm.
Nicht zuletzt deshalb ist die Rolle des Gangsters mit dem weichen Herzen und dem Gemüt eines unschuldigen Kindes in seinen Händen auch so gut aufgehoben, zumal Sanjay viele Charaktereigenschaften mit dieser Figur teilt. "Sanjay Dutt IS Munnabhai", konstatierte folgerichtig die Rediff, "it’s like a role he was born to play." Genauso sehe ich das auch: Sanjay IST Munnabhai, es ist die Rolle seines Lebens (so wie vermutlich auch der Circuit die Rolle des Lebens für Arshad ist). Für seine grandiose Leistung in Lage Raho Munnabhai erhielt er mehrere Best-Actor-Nominierungen (Global Indian Film Awards, Star Screen Awards, Filmfare Awards, Zee Cine Awards, IIFA Awards) wie auch Trophäen: den Critics Choice Award der GIFA, den Star Screen Critics Award, den Stardust Star of the Year Award, den Zee Cine Critics Award, den India Splendour Award... Auch der Film insgesamt wurde mit Awards und Auszeichnungen überschüttet, einschließlich der renommierten National Awards.
Natürlich wird Sanjay für mich immer auch die Inkarnation von Khalnayak und Raghubhai bleiben (von seinem gottvollen Yamraj mal ganz zu schweigen), aber zuvörderst ist und bleibt er unser aller Munnabhai. Möge er als solcher noch viele weitere Sequels drehen!
Produktion: Vidhu Vinod Chopra; Regie: Rajkumar Hirani
144 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs); Bonus-DVD mit "M.B.B.S. Looking Back", "Making of Music 1 und 2", dem Making Of, "Munna meets Bapu" und "Munnabhai M.B.B.S. to Lage Raho Munnabhai"
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Showcasing LRM
P.S. Nach Lage Raho Munnabhai ist übrigens ein kleiner Revisit von Kabzaa empfehlenswert, wo Sanjay bereits 1988 mit Gandhi und gewissen Aspekten von dessen Lehre konfrontiert wurde... ;)
P.P.S. 2009 veröffentlichte Om Books das Drehbuch des Filmes als Taschenbuch: Lage Raho Munna Bhai - The Original Screenplay
Mittwoch, 21. Februar 2007
Anthony Kaun Hai? (2006)
Zur Story: Der Killer Master Madan (Sanjay Dutt) hat von Lucky Sharma (Chetan Hansraj) den Auftrag bekommen, in Bangkok den Sensationsjournalisten Anthony Gonsalves umzulegen: Dieser hatte Lucky dabei gefilmt, als der eine Frau erwürgte, und ihn damit erpresst. Tatsächlich trifft Master Madan in der angegebenen Hotelsuite einen Mann an, der sich Anthony Gonsalves nennt (Arshad Warsi), doch als der merkt, dass es um sein Leben geht, behauptet er, sein richtiger Name sei Champak Chaudhary und er habe mit diesem Gonsalves nichts zu tun. Da Master Madan ohnehin mit dem Vollzug seines Auftrags noch warten will, bis Lucky ihm das Geld dafür überwiesen hat, gibt er Champ die Chance, bis dahin die Sache für ihn klarzustellen. Nun berichtet Champ, er sei Passfälscher und habe im Gefängnis einen Mann namens Raghuvir Sharma (Raghuvir Yadav) kennengelernt, der wertvolle Diamanten vergraben hat. Nach ihrer Freilassung habe er sich mit Raghuvirs Tochter Jiya (Minissha Lamba) zusammengetan und die Identität eines gewissen Anthony Gonsalves angenommen, dessen Leiche man kurz zuvor gefunden hatte...
Anthony Kaun Hai? (= Wer ist Anthony?) ist keine Sensation, aber ein gut gemachter, solider Film, in dem zur Abwechslung mal Arshad Warsi die erste Geige spielen darf, während Sanjay diesmal seinem kongenialen Partner aus den Munnabhai-Filmen Support leistet – eine schöne Geste, wie ich finde. Eine besondere schauspielerische Herausforderung war die Rolle für ihn nicht – Figuren wie diesen sophisticated-skrupellosen Auftragskiller mit Stil (roter Ferrari, exzellenter Weingeschmack) spielt Sanju aus dem linken Handgelenk. Er strahlt auf der Leinwand ja allein durch seine Erscheinung schon eine Autorität aus, der man sich beinahe automatisch unterwirft und vor der auch Arshads Kleinganove Champ wie ein folgsames Kind kuscht. Natürlich können Arshad und Sanjay hier storybedingt nicht an Munnabhai-Circuit-Großtaten anknüpfen, aber trotzdem merkt man jederzeit, dass die beiden ein eingespieltes Team sind.
Arshad selbst schlägt sich wacker, ab und zu leidet sein Spiel unter dem insgesamt eher langsamen Erzähltempo des Filmes, aber das Wichtigste gelingt ihm, nämlich seinem Champ soviel Sympathiewerte mitzugeben, dass man mit ihm um sein Leben fiebert. Eine solide Leistung bietet Gulshan Grover als Inspektor Suraj Singh, der wie eben mal vom Tathastu- zum Anthony-Set rübergewechselt wirkt; aber wie alle anderen Nebenfiguren hat auch er herzlich wenig zu tun. Am ehesten kann sich noch Minissha Lamba profilieren, aber sie nutzt diese Chance nur in Maßen, während Anusha Dandekar als Champs frühere Freundin Roza zwar über deutlich mehr Temperament und Präsenz verfügt als ihre Kollegin, ihre Screentime jedoch in einer Nussschale zusammenfassen kann.
Das Hauptaugenmerk des Filmes liegt eindeutig auf Champ und seiner Story – und damit auch auf der Rahmenhandlung, in der Master Madan das Zepter, die Schalldämpfer-Knarre und das Weinglas schwingt. Bei dieser Flashback-Erzählweise leistet sich Raj Kaushal durchaus auch ein paar liebenswerte Details, wenn z.B. Master Madan mit Champs Vortragsstil nicht einverstanden ist und ihn auffordert, noch einmal in veränderter Form anzufangen (z.B. im Yash-Chopra-Stil). Dank der soliden Leistung von Sanjay und Arshad funktioniert das sehr gut. Für sie kann man sich den Film jederzeit mal antun, auch wenn er, wie schon gesagt, kein Sensationswerk ist. Zwei Stunden Unterhaltung bietet er allemal. (Und danach kann man sich ja mal wieder Amar Akbar Anthony reinziehen – oder zumindest Amitabh Bachchans Nummer „My name is Anthony Gonsalves“.)
Produktion: Nikhil Panchamiya; Regie: Raj Kaushal
126 Min.; DVD: Adlabs, englische UT (inkl. Songs); die DVD enthält zudem ein Making Of.
Bilder
Zusatz-Info: In einem Stardust-Interview vom August 2006 erzählte Arshad, dass die Idee, den Master Madan mit Sanju zu besetzen, von ihm ausgegangen war - und dass er Sanju gar nicht erst groß hatte überreden müssen:
Es heißt, Sie hätten Sanjay Dutt für seine Mitwirkung in Anthony Kaun Hai gewonnen? Und dass er daraufhin diesem Film Priorität in seinem Terminkalender eingeräumt hat?
Arshad: Das ist richtig. Ich hatte einfach das Gefühl, dass Sanjay die Idealbesetzung für den Master Madan wäre, und als ich ihn daraufhin ansprach und ihn fragte, ob er den Film machen würde, rief er sofort seinen Sekretär an und nagelte die Termine für diesen Film fest. Ich war richtig aufgeregt und froh, dass er den Film machte, weil es mir gelungen war, ihn zu überzeugen.
Anthony Kaun Hai? (= Wer ist Anthony?) ist keine Sensation, aber ein gut gemachter, solider Film, in dem zur Abwechslung mal Arshad Warsi die erste Geige spielen darf, während Sanjay diesmal seinem kongenialen Partner aus den Munnabhai-Filmen Support leistet – eine schöne Geste, wie ich finde. Eine besondere schauspielerische Herausforderung war die Rolle für ihn nicht – Figuren wie diesen sophisticated-skrupellosen Auftragskiller mit Stil (roter Ferrari, exzellenter Weingeschmack) spielt Sanju aus dem linken Handgelenk. Er strahlt auf der Leinwand ja allein durch seine Erscheinung schon eine Autorität aus, der man sich beinahe automatisch unterwirft und vor der auch Arshads Kleinganove Champ wie ein folgsames Kind kuscht. Natürlich können Arshad und Sanjay hier storybedingt nicht an Munnabhai-Circuit-Großtaten anknüpfen, aber trotzdem merkt man jederzeit, dass die beiden ein eingespieltes Team sind.
Arshad selbst schlägt sich wacker, ab und zu leidet sein Spiel unter dem insgesamt eher langsamen Erzähltempo des Filmes, aber das Wichtigste gelingt ihm, nämlich seinem Champ soviel Sympathiewerte mitzugeben, dass man mit ihm um sein Leben fiebert. Eine solide Leistung bietet Gulshan Grover als Inspektor Suraj Singh, der wie eben mal vom Tathastu- zum Anthony-Set rübergewechselt wirkt; aber wie alle anderen Nebenfiguren hat auch er herzlich wenig zu tun. Am ehesten kann sich noch Minissha Lamba profilieren, aber sie nutzt diese Chance nur in Maßen, während Anusha Dandekar als Champs frühere Freundin Roza zwar über deutlich mehr Temperament und Präsenz verfügt als ihre Kollegin, ihre Screentime jedoch in einer Nussschale zusammenfassen kann.
Das Hauptaugenmerk des Filmes liegt eindeutig auf Champ und seiner Story – und damit auch auf der Rahmenhandlung, in der Master Madan das Zepter, die Schalldämpfer-Knarre und das Weinglas schwingt. Bei dieser Flashback-Erzählweise leistet sich Raj Kaushal durchaus auch ein paar liebenswerte Details, wenn z.B. Master Madan mit Champs Vortragsstil nicht einverstanden ist und ihn auffordert, noch einmal in veränderter Form anzufangen (z.B. im Yash-Chopra-Stil). Dank der soliden Leistung von Sanjay und Arshad funktioniert das sehr gut. Für sie kann man sich den Film jederzeit mal antun, auch wenn er, wie schon gesagt, kein Sensationswerk ist. Zwei Stunden Unterhaltung bietet er allemal. (Und danach kann man sich ja mal wieder Amar Akbar Anthony reinziehen – oder zumindest Amitabh Bachchans Nummer „My name is Anthony Gonsalves“.)
Produktion: Nikhil Panchamiya; Regie: Raj Kaushal
126 Min.; DVD: Adlabs, englische UT (inkl. Songs); die DVD enthält zudem ein Making Of.
Bilder
Zusatz-Info: In einem Stardust-Interview vom August 2006 erzählte Arshad, dass die Idee, den Master Madan mit Sanju zu besetzen, von ihm ausgegangen war - und dass er Sanju gar nicht erst groß hatte überreden müssen:
Es heißt, Sie hätten Sanjay Dutt für seine Mitwirkung in Anthony Kaun Hai gewonnen? Und dass er daraufhin diesem Film Priorität in seinem Terminkalender eingeräumt hat?
Arshad: Das ist richtig. Ich hatte einfach das Gefühl, dass Sanjay die Idealbesetzung für den Master Madan wäre, und als ich ihn daraufhin ansprach und ihn fragte, ob er den Film machen würde, rief er sofort seinen Sekretär an und nagelte die Termine für diesen Film fest. Ich war richtig aufgeregt und froh, dass er den Film machte, weil es mir gelungen war, ihn zu überzeugen.
Dienstag, 20. Februar 2007
Taxi No. 9211 (2006; Erzähler)
In diesem Film wirkt Sanjay nur als Erzähler mit!
Zur Story: Der Millionärssohn Jai Mittal (John Abraham) hat sich immer nur für die angenehmen Seiten des Lebens interessiert und fällt aus allen Wolken, als er nach dem Tod seines Vaters erfährt, dass dieser sein gesamtes Vermögen seinem alten Freund Arjun Bajaj (Shivaji Satham) vererbt hat. Er pocht auf ein anderes Testament, das ihn zum Erben einsetzt, und strengt einen Gerichtsprozess an. Doch am Abend vor dem entscheidenden Termin hat er einen Unfall und ist daher am nächsten Morgen auf ein Taxi angewiesen. Dabei steigt er ausgerechnet in das des cholerischen Misanthropen Raghav Shastri (Nana Patekar), dem er mit seiner überheblichen Art schnell auf die Nerven geht. Dann baut Raghav auch noch einen Unfall, und während er mit seinem Unfallgegner in Streit gerät, seilt sich Jai ab. Doch als er das Testament aus dem Bankschließfach holen will, um es dem Gericht zu präsentieren, merkt er, dass er den Schlüssel dazu in Raghavs Taxi verloren hat. Jai ist wild entschlossen, ihn zurückzubekommen – aber Raghav ist ebenso wild entschlossen, dem feinen Millionär eins auszuwischen, weswegen sich die beiden bald mit allen Mitteln bekämpfen...
Bei Cameos und Gastauftritten spekuliere ich immer gerne, wem derjenige welche damit einen Gefallen getan haben könnte. Dass Sanjay Dutt sich für Taxi No. 9211 als Erzähler zur Verfügung stellte (wofür er in den Credits mit „Special Thanks“ bedacht wurde), könnte mehrere Gründe haben. Vielleicht war es Milan Luthria, der Regisseur von Deewaar, dem „Allahs Stolz“ hier eine Freude machte. Vielleicht war es John Abraham, dem Sanju auf diese Weise für die Zusammenarbeit in Zinda dankte. Vielleicht mochte Sanju aber auch einfach nur den Film. Und das wäre voll verständlich.
Taxi No. 9211 ist mehr als nur eine Auseinandersetzung reich gegen arm. Beide Hauptfiguren sind in ihren charakterlichen Facetten liebevoll und mit sowohl negativen als auch positiven Seiten gezeichnet – das macht es dem Zuschauer schwer, Partei zu ergreifen, man gönnt im Grunde beiden einen Erfolg – und machen zudem im Laufe des Filmes eine charakterliche Entwicklung durch. Nana Patekar ist der Choleriker und Loser, der sogar sein glückliches Familienleben mit Frau und Sohn für seinen Stolz aufs Spiel setzt, indem er seiner Frau Sunita (Sonali Kulkarni) vorlügt, Versicherungsvertreter zu sein, während er in Wahrheit Taxi fährt. John Abraham gibt den klassischen Yuppie, der allein durch die Nennung seines Namens schon erwartet, dass die Leute vor ihm in die Knie gehen, der jedoch gewaltig umdenken muss, als sich bei seiner sich abzeichnenden Niederlage im Kampf um das Erbe seine Freunde von ihm abwenden – einschließlich Rupali (Sameera Reddy), die er eigentlich heiraten wollte. John und Nana liefern sich einen hingebungsvollen Kleinkrieg um Bankschließfachschlüssel und Testament, bei dem sie sich gegenseitig nichts schenken, und gestalten dabei zugleich glaubhaft den allmählichen Wandel ihrer Einstellung sowohl zueinander als auch zu sich selbst und ihrer Umgebung, wobei für beide zum Schlüsselerlebnis wird, dass sie plötzlich ganz allein und nur noch auf sich selbst gestellt sind.
Ihre beiden Partnerinnen – Sonali Kulkarni und Sameera Reddy – leisten wunderbaren Support; eine köstliche Einlage gibt Kurush Deboo als Bankschließfach-Manager Batliwala, und auch Priyanka Chopra bereichert den Film durch einen kurzen und sehr temperamentvollen Gastauftritt. Ganz zu schweigen von Sanjus einzigartiger Stimme gleich am Anfang. Insgesamt gehört der Film jedoch ganz und gar Nana und John und ist, kurz gesagt, Klasse. Eine unbedingte Empfehlung.
Produktion: Ramesh Sippy; Regie: Milan Luthria
114 Min.; DVD: UTV, englische UT (inkl. Songs); die DVD enthält zudem ein Making Of sowie Kommentare von Milan Luthria zu dem Film. In die Verpackung integriert ist eine farbige Broschüre mit Infos zu Film, Darstellern und Crew.
Zur Story: Der Millionärssohn Jai Mittal (John Abraham) hat sich immer nur für die angenehmen Seiten des Lebens interessiert und fällt aus allen Wolken, als er nach dem Tod seines Vaters erfährt, dass dieser sein gesamtes Vermögen seinem alten Freund Arjun Bajaj (Shivaji Satham) vererbt hat. Er pocht auf ein anderes Testament, das ihn zum Erben einsetzt, und strengt einen Gerichtsprozess an. Doch am Abend vor dem entscheidenden Termin hat er einen Unfall und ist daher am nächsten Morgen auf ein Taxi angewiesen. Dabei steigt er ausgerechnet in das des cholerischen Misanthropen Raghav Shastri (Nana Patekar), dem er mit seiner überheblichen Art schnell auf die Nerven geht. Dann baut Raghav auch noch einen Unfall, und während er mit seinem Unfallgegner in Streit gerät, seilt sich Jai ab. Doch als er das Testament aus dem Bankschließfach holen will, um es dem Gericht zu präsentieren, merkt er, dass er den Schlüssel dazu in Raghavs Taxi verloren hat. Jai ist wild entschlossen, ihn zurückzubekommen – aber Raghav ist ebenso wild entschlossen, dem feinen Millionär eins auszuwischen, weswegen sich die beiden bald mit allen Mitteln bekämpfen...
Bei Cameos und Gastauftritten spekuliere ich immer gerne, wem derjenige welche damit einen Gefallen getan haben könnte. Dass Sanjay Dutt sich für Taxi No. 9211 als Erzähler zur Verfügung stellte (wofür er in den Credits mit „Special Thanks“ bedacht wurde), könnte mehrere Gründe haben. Vielleicht war es Milan Luthria, der Regisseur von Deewaar, dem „Allahs Stolz“ hier eine Freude machte. Vielleicht war es John Abraham, dem Sanju auf diese Weise für die Zusammenarbeit in Zinda dankte. Vielleicht mochte Sanju aber auch einfach nur den Film. Und das wäre voll verständlich.
Taxi No. 9211 ist mehr als nur eine Auseinandersetzung reich gegen arm. Beide Hauptfiguren sind in ihren charakterlichen Facetten liebevoll und mit sowohl negativen als auch positiven Seiten gezeichnet – das macht es dem Zuschauer schwer, Partei zu ergreifen, man gönnt im Grunde beiden einen Erfolg – und machen zudem im Laufe des Filmes eine charakterliche Entwicklung durch. Nana Patekar ist der Choleriker und Loser, der sogar sein glückliches Familienleben mit Frau und Sohn für seinen Stolz aufs Spiel setzt, indem er seiner Frau Sunita (Sonali Kulkarni) vorlügt, Versicherungsvertreter zu sein, während er in Wahrheit Taxi fährt. John Abraham gibt den klassischen Yuppie, der allein durch die Nennung seines Namens schon erwartet, dass die Leute vor ihm in die Knie gehen, der jedoch gewaltig umdenken muss, als sich bei seiner sich abzeichnenden Niederlage im Kampf um das Erbe seine Freunde von ihm abwenden – einschließlich Rupali (Sameera Reddy), die er eigentlich heiraten wollte. John und Nana liefern sich einen hingebungsvollen Kleinkrieg um Bankschließfachschlüssel und Testament, bei dem sie sich gegenseitig nichts schenken, und gestalten dabei zugleich glaubhaft den allmählichen Wandel ihrer Einstellung sowohl zueinander als auch zu sich selbst und ihrer Umgebung, wobei für beide zum Schlüsselerlebnis wird, dass sie plötzlich ganz allein und nur noch auf sich selbst gestellt sind.
Ihre beiden Partnerinnen – Sonali Kulkarni und Sameera Reddy – leisten wunderbaren Support; eine köstliche Einlage gibt Kurush Deboo als Bankschließfach-Manager Batliwala, und auch Priyanka Chopra bereichert den Film durch einen kurzen und sehr temperamentvollen Gastauftritt. Ganz zu schweigen von Sanjus einzigartiger Stimme gleich am Anfang. Insgesamt gehört der Film jedoch ganz und gar Nana und John und ist, kurz gesagt, Klasse. Eine unbedingte Empfehlung.
Produktion: Ramesh Sippy; Regie: Milan Luthria
114 Min.; DVD: UTV, englische UT (inkl. Songs); die DVD enthält zudem ein Making Of sowie Kommentare von Milan Luthria zu dem Film. In die Verpackung integriert ist eine farbige Broschüre mit Infos zu Film, Darstellern und Crew.
Tathastu (2006)
Zur Story: Ravi Rajput (Sanjay Dutt) lebt mit seiner Frau Sarita (Amisha Patel) und seinem kleinen Sohn Gaurav (Yash Pathak) ein bescheidenes, aber zufriedenes Leben. Als Gaurav jedoch eines Tages während eines Cricket-Matches zusammenbricht, beginnt für die Eltern ein Albtraum: Ravi kann schon kaum die 30.000 Rupien für die Erstbehandlung in der Klinik zusammenkratzen, und als der Arzt (Darshan Jariwala) ihnen mitteilt, dass Gaurav ein schwaches Herz hat und nur durch eine Herztransplantation gerettet werden kann, die 1,5 Millionen Rupien kostet, erlebt Ravi bei seinen verzweifelten Bemühungen, dieses Geld aufzutreiben, einen Rückschlag nach dem anderen. Zudem gibt es inzwischen auch noch einen weiteren Kandidaten für das zur Verfügung stehende Spenderherz: einen Politiker der regierenden Partei. Um sein Kind zu retten, sieht Ravi nur noch eine Möglichkeit: Er besorgt sich eine Waffe, nimmt im Krankenhaus dreißig Menschen als Geiseln und versucht, so die Operation seines Sohnes zu erzwingen. Während er bei der Ärztin Dr. Nita (Jaya Pradha), bei seinen Freunden und schließlich sogar bei seinen Geiseln auf Verständnis stößt, lässt Deputy Commissioner Rane (Gulshan Grover) vor der Klinik die Scharfschützen auffahren...
Ein Vater, der für sein Kind kämpft und dabei nicht davor zurückschreckt, ein Verbrechen zu begehen. Da drängt sich natürlich sofort die Erinnerung an einen anderen Sanjay-Film auf, nämlich Pitaah. Doch zwischen Pitaah und Tathastu besteht ein grundlegender Unterschied: In Pitaah reagiert der Vater durch seine Tat auf ein bereits begangenes Unrecht, während der Vater in Tathastu durch seine Tat ein noch nicht begangenes Unrecht zu verhindern versucht – nämlich dass einem kleinen Jungen die lebenserhaltende Operation verweigert wird, nur weil sein Vater zu arm ist, sie zu bezahlen. Zumal damit zu rechnen ist, dass man den anderen Herzpatienten, der das Geld dafür vermutlich in der Kaffeekasse hat, aufgrund seiner Stellung als regierender Politiker wohl kaum zur Kasse bitten würde.
Dabei rechne ich es dem Dus-Regisseur Anubhav Sinha hoch an, dass er bei allem – und auch von vielen Seiten zum Ausdruck gebrachten – Verständnis für Ravis Verzweiflungsaktion auch die Gegenargumente zum Zug kommen lässt: Wo kämen wir hin, wenn jeder, der sich ungerecht behandelt fühlt, sich eine Knarre besorgt und Geiseln nimmt? Nicht jeder Trittbrettfahrer würde dabei so umsichtig mit seinen Opfern umgehen wie Ravi. Und wenn eine Zuschauerin vor dem Krankenhaus die Frage stellt, ob man für ein Menschenleben dreißig andere Menschenleben aufs Spiel setzen darf, dann muss man ihr zugestehen: Die Frage ist nicht unberechtigt. Ebenso wie auch die Frage, wie man ein solches aus einem Gefühl der Hilflosigkeit heraus begangenes Verbrechen letztendlich zu bewerten und zu beurteilen hat. Tathastu (= Dann soll es so sein) bietet in vielerlei Hinsicht Anregungen zum Nachdenken.
Sanjay Dutt ist das emotionale Handlungszentrum dieses Filmes. Seine ganzen Co-Stars kann man eigentlich mit einem Federstrich beiseitewischen, auch wenn ein paar sehr gelungene Darstellungen dabeiwaren wie z.B. die von Jaya Pradha (ein schönes Wiedersehen mit Sanjus Dauerpartnerin aus seinen ganz frühen Filmen) oder von Gulshan Grover; und wenn man ihre einmal mehr völlig missratenen Heulszenen ausklammert, dann war selbst Amisha Patel ganz in Ordnung. Aber die Handlung steht und fällt mit Ravi – und dank Sanjay steht sie auf zwei bombensicheren Füßen. Sanjay verkörpert den verzweifelten Vater, der bereit ist, sich selber für seinen Sohn zu verkaufen, mit Haut und Haaren und rührt mit seinen Gefühlsausbrüchen mehrfach zu Tränen. Dank seiner starken Leistung haut der Film einen mitten ins Herz. Ich gehe sogar so weit, zu sagen: Ohne Sanjay hätte er womöglich gar nicht funktioniert. Denn dazu bedurfte es eines Hauptdarstellers, der durch unbedingte Glaubwürdigkeit zur Identifikationsfigur werden konnte – und das ist Sanju rundum gelungen.
Eine Review in der Hindustan Times City schrieb zu Tathastu: "Der Film gehört Dutt. Einmal mehr beweist er, dass es einfach in ihm steckt, über das Drehbuch hinaus zu gehen." Dem ist nichts hinzuzufügen.
Produktion: Nitin Manmohan; Regie: Anubhav Sinha
111 Min.; DVD: Shemaroo, englische UT (inkl. Eingangssong)
Ein Vater, der für sein Kind kämpft und dabei nicht davor zurückschreckt, ein Verbrechen zu begehen. Da drängt sich natürlich sofort die Erinnerung an einen anderen Sanjay-Film auf, nämlich Pitaah. Doch zwischen Pitaah und Tathastu besteht ein grundlegender Unterschied: In Pitaah reagiert der Vater durch seine Tat auf ein bereits begangenes Unrecht, während der Vater in Tathastu durch seine Tat ein noch nicht begangenes Unrecht zu verhindern versucht – nämlich dass einem kleinen Jungen die lebenserhaltende Operation verweigert wird, nur weil sein Vater zu arm ist, sie zu bezahlen. Zumal damit zu rechnen ist, dass man den anderen Herzpatienten, der das Geld dafür vermutlich in der Kaffeekasse hat, aufgrund seiner Stellung als regierender Politiker wohl kaum zur Kasse bitten würde.
Dabei rechne ich es dem Dus-Regisseur Anubhav Sinha hoch an, dass er bei allem – und auch von vielen Seiten zum Ausdruck gebrachten – Verständnis für Ravis Verzweiflungsaktion auch die Gegenargumente zum Zug kommen lässt: Wo kämen wir hin, wenn jeder, der sich ungerecht behandelt fühlt, sich eine Knarre besorgt und Geiseln nimmt? Nicht jeder Trittbrettfahrer würde dabei so umsichtig mit seinen Opfern umgehen wie Ravi. Und wenn eine Zuschauerin vor dem Krankenhaus die Frage stellt, ob man für ein Menschenleben dreißig andere Menschenleben aufs Spiel setzen darf, dann muss man ihr zugestehen: Die Frage ist nicht unberechtigt. Ebenso wie auch die Frage, wie man ein solches aus einem Gefühl der Hilflosigkeit heraus begangenes Verbrechen letztendlich zu bewerten und zu beurteilen hat. Tathastu (= Dann soll es so sein) bietet in vielerlei Hinsicht Anregungen zum Nachdenken.
Sanjay Dutt ist das emotionale Handlungszentrum dieses Filmes. Seine ganzen Co-Stars kann man eigentlich mit einem Federstrich beiseitewischen, auch wenn ein paar sehr gelungene Darstellungen dabeiwaren wie z.B. die von Jaya Pradha (ein schönes Wiedersehen mit Sanjus Dauerpartnerin aus seinen ganz frühen Filmen) oder von Gulshan Grover; und wenn man ihre einmal mehr völlig missratenen Heulszenen ausklammert, dann war selbst Amisha Patel ganz in Ordnung. Aber die Handlung steht und fällt mit Ravi – und dank Sanjay steht sie auf zwei bombensicheren Füßen. Sanjay verkörpert den verzweifelten Vater, der bereit ist, sich selber für seinen Sohn zu verkaufen, mit Haut und Haaren und rührt mit seinen Gefühlsausbrüchen mehrfach zu Tränen. Dank seiner starken Leistung haut der Film einen mitten ins Herz. Ich gehe sogar so weit, zu sagen: Ohne Sanjay hätte er womöglich gar nicht funktioniert. Denn dazu bedurfte es eines Hauptdarstellers, der durch unbedingte Glaubwürdigkeit zur Identifikationsfigur werden konnte – und das ist Sanju rundum gelungen.
Eine Review in der Hindustan Times City schrieb zu Tathastu: "Der Film gehört Dutt. Einmal mehr beweist er, dass es einfach in ihm steckt, über das Drehbuch hinaus zu gehen." Dem ist nichts hinzuzufügen.
Produktion: Nitin Manmohan; Regie: Anubhav Sinha
111 Min.; DVD: Shemaroo, englische UT (inkl. Eingangssong)
Vaah! Life Ho Toh Aisi! (2005)
Zur Story: In einem großen, alten Haus in Lokhandwala bei Mumbai lebt eine Großfamilie mit Großmutter Dadi (Suhashini Mulay) und Onkel Harish (Prem Chopra) an der Spitze; verantwortliches Familienoberhaupt ist jedoch der Automechaniker Adi (Shahid Kapoor), der nach dem Tod seines Bruders und seiner Schwägerin und wegen der Alkoholsucht seines anderen Bruders Sunil (Mohnish Bahl) für alle acht Kinder des Hauses der Ersatzvater ist. Um seiner Schwester Anjali (Radhika Apte) eine gute Partie zu sichern, lässt er sich auf eine horrende Mitgiftforderung ein, leiht sich deswegen Geld und verpfändet dafür sein Haus. Sofort schnappt der Immobilienhai Hirachand (Sharat Saxena) zu, der schon lange ein Auge auf das Haus geworfen hat, kauft die Hypothek und fälscht das Rückzahldatum. Aber schon bald hat die Familie noch ganz andere Sorgen: Kurz nachdem Adi und die Hauslehrerin der Kinder, Priya (Amrita Rao), ihre Liebe zueinander entdeckt haben, verunglückt Adi tödlich und wird zusammen mit dem kleinen, ebenfalls gestorbenen Shakti (Adil Badshah) von Yamraj, dem Gott des Todes (Sanjay Dutt) abgeholt. Auf Adis flehentliche Bitten hin gewährt Yamraj den beiden noch einmal sieben Tage auf Erden. Durch das Medium Fakira (Arshad Warsi) erlangen die beiden Geister die nötigen Fähigkeiten, um Adis Familie vor den Machenschaften von Hirachand & Co. zu bewahren – während Yamraj Bekanntschaft mit diversen menschlichen Errungenschaften wie Discos und Whiskey macht...
Mahesh Manjrekars Vielseitigkeit verblüfft mich immer wieder. Vor der Kamera ein versierter Schauspieler, hinter der Kamera Regisseur von so unterschiedlichen Filmen wie den Bhai-Klassikern Vaastav und Hathyar, nachdenklich stimmenden Geschichten von kämpferischen Familienoberhäuptern wie Kurukshetra, Pitaah oder Viruddh, Gruselthrillerkrimis wie Rakht – und nun auch noch ein heiterer und kunterbunter Familienfilm, der einem Disney alle Ehre machen würde. Ja, auch das kann Manjrekar. Die Story um den Ersatzvater einer temperamentvollen Kinderhorde kommt ungemein sympathisch und ohne unerträglichen Schmalzzusatz daher, und die Trauerszenen nach dem Tod Adis drehte Manjrekar, ohne sie dem Publikumsgelächter preiszugeben, mit viel Respekt vor den Gefühlen von Menschen, denen ein solches Unglück tatsächlich widerfährt. Schließlich begegnet nicht jeder wie Adi einem Todesgott, der ab und zu auch mal seinen Emotionalen hat.
Gäbe es die Munnabhai-Filme nicht, dann wäre Vaah! Life Ho Toh Aisi! (= Toll, so muss das Leben sein) ohne Frage Sanjays köstlichste Komödie. Als Todesgott Yamraj mit Hang zum Alkohol und zu emotionalen Gefühlsausbrüchen (sprich: Heulanfällen) ist er zum Niederknien und im wahrsten Sinne des Wortes "gottvoll"! Wenn er "No emotional blackmail!" protestiert, ja selbst wenn er nur den Blick auf die Whiskeyflasche wirft, dann liege ich schon am Boden. Sanju hat einen herrlichen, feinsinnigen Humor und eine äußerst lebendige Mimik, dank welcher er auch ohne Worte mehr ausdrücken kann, als die meisten seiner Kollegen selbst unter Zuhilfenahme von großen Gesten und Worten zustandebringen. Und das ist für mich höhere Schauspielkunst als z.B. expressive Dramatik.
Sanju macht die Rolle als moderner Yamraj mit Cabriolet und Computerausrüstung ("wir haben 2005, Junge!") sichtlich Spaß, er gestaltet ihn als liebenswertes großes Kind, sprich: Unter dem coolen Äußeren (sehr attraktiv zwischenzeitlich im knallroten Anzug – da wird der Todesgott glatt zum kessen Teufelchen) verbirgt sich das Gemüt eine Kleinkindes, was diesen Yamraj durchaus auch mal bockig oder zur klassischen Heulsuse werden lässt. Aber weder hier noch in den Szenen, in denen Yamraj sich volllaufen lässt, erliegt Sanjay jemals der Gefahr des Overactens. Als Yamraj ist er einfach nur das reinste Vergnügen. Mit Shahid Kapoor hat er einen ungemein sympathischen jungen Partner, der stellenweise (nicht nur in der Pyramiden-Tanzszene mit der süßen Amrita Rao) geradezu frappierend an Shahrukh Khan erinnert. Auch der Rest des Ensembles einschließlich der gut gecasteten Kinderdarsteller ist sehr gut, und eine besondere Freude ist Arshad Warsi in der leider viel zu kurzen Nebenrolle des pragmatischen Mediums Fakira.
Zum Abschluss leisten sich Mahesh und Sanjay dann noch sozusagen ein Sanjay-Filmquiz für Fortgeschrittene. Wer sich die Neugier darauf nicht verderben lassen will, sollte vermeiden, das P.S. im Anschluss an diese Rezension zu lesen. Für sie und alle anderen sei abschließend lediglich konstatiert: Yamraj muss man einfach gesehen haben. Prost, Yamrajji – make us emotional! ;)
Produktion: Sangeeta Ahir; Regie: Mahesh Manjrekar
135 Min.; DVD: One, englische UT (inkl. Songs); kompletter UT-Ausfall in einer Szene nach ca. 105 Minuten. Die DVD enthält ein Making Of (mit Bildern vom Music Launch), Deleted Scenes und den Deleted Song „Dil Ke Maare“.
P.S. Als Todesgott hat man es nicht leicht, wenn man dem Filmstar Sanjay Dutt aufs Haar gleicht. Da muss man ja ständig verwechselt werden! Als Yamraj sich gegen Ende des Films Adis Familie in seiner sichtbaren Gestalt präsentiert und diese geschlossen in ein überraschtes „Sanjay Dutt?“ ausbricht, reagiert Yamraj erstmal ungehalten: Er habe die Faxen allmählich dicke – ständig werde er mit ihm völlig fremden Namen angeredet, er sei auch schon Munnabhai, Khalnayak und Raghubhai genannt worden (= die drei erfolgreichsten Rollen Sanjus) –, um sich dann wieder etwas abzuregen und mit seinem breitesten Grinsen festzustellen: „Solltet ihr diesem Sanjay Dutt einmal begegnen, dann sagt ihm, dass er wie Yamraj aussieht.“ (Dazu ertönt ständig das Hauptmotiv aus Munnabhai MBBS...)
Kurze Zeit später taucht seine Gestalt erneut vor Adis Haus auf, doch als er nun freudig mit einem allgemeinen „Yamraj!“ begrüßt wird, reagiert er zuhöchst verwundert: Das müsse eine Verwechslung sein; sein Name sei Sanjay Dutt, er spiele ab und zu kleine Rollen beim Film, und ob er ein Glas Wasser haben könne. Daraufhin entspinnt sich unter den Kindern ein heiteres Filmezitieren, womit sie beweisen, dass sie mit Sanjus Filmwerk von Vaastav bis Munnabhai MBBS bestens vertraut sind. Die Szene endet mit einem kollektiven „jadoo ki jhappi“ – wo steht’s? wer weiß es? ;)
Mahesh Manjrekars Vielseitigkeit verblüfft mich immer wieder. Vor der Kamera ein versierter Schauspieler, hinter der Kamera Regisseur von so unterschiedlichen Filmen wie den Bhai-Klassikern Vaastav und Hathyar, nachdenklich stimmenden Geschichten von kämpferischen Familienoberhäuptern wie Kurukshetra, Pitaah oder Viruddh, Gruselthrillerkrimis wie Rakht – und nun auch noch ein heiterer und kunterbunter Familienfilm, der einem Disney alle Ehre machen würde. Ja, auch das kann Manjrekar. Die Story um den Ersatzvater einer temperamentvollen Kinderhorde kommt ungemein sympathisch und ohne unerträglichen Schmalzzusatz daher, und die Trauerszenen nach dem Tod Adis drehte Manjrekar, ohne sie dem Publikumsgelächter preiszugeben, mit viel Respekt vor den Gefühlen von Menschen, denen ein solches Unglück tatsächlich widerfährt. Schließlich begegnet nicht jeder wie Adi einem Todesgott, der ab und zu auch mal seinen Emotionalen hat.
Gäbe es die Munnabhai-Filme nicht, dann wäre Vaah! Life Ho Toh Aisi! (= Toll, so muss das Leben sein) ohne Frage Sanjays köstlichste Komödie. Als Todesgott Yamraj mit Hang zum Alkohol und zu emotionalen Gefühlsausbrüchen (sprich: Heulanfällen) ist er zum Niederknien und im wahrsten Sinne des Wortes "gottvoll"! Wenn er "No emotional blackmail!" protestiert, ja selbst wenn er nur den Blick auf die Whiskeyflasche wirft, dann liege ich schon am Boden. Sanju hat einen herrlichen, feinsinnigen Humor und eine äußerst lebendige Mimik, dank welcher er auch ohne Worte mehr ausdrücken kann, als die meisten seiner Kollegen selbst unter Zuhilfenahme von großen Gesten und Worten zustandebringen. Und das ist für mich höhere Schauspielkunst als z.B. expressive Dramatik.
Sanju macht die Rolle als moderner Yamraj mit Cabriolet und Computerausrüstung ("wir haben 2005, Junge!") sichtlich Spaß, er gestaltet ihn als liebenswertes großes Kind, sprich: Unter dem coolen Äußeren (sehr attraktiv zwischenzeitlich im knallroten Anzug – da wird der Todesgott glatt zum kessen Teufelchen) verbirgt sich das Gemüt eine Kleinkindes, was diesen Yamraj durchaus auch mal bockig oder zur klassischen Heulsuse werden lässt. Aber weder hier noch in den Szenen, in denen Yamraj sich volllaufen lässt, erliegt Sanjay jemals der Gefahr des Overactens. Als Yamraj ist er einfach nur das reinste Vergnügen. Mit Shahid Kapoor hat er einen ungemein sympathischen jungen Partner, der stellenweise (nicht nur in der Pyramiden-Tanzszene mit der süßen Amrita Rao) geradezu frappierend an Shahrukh Khan erinnert. Auch der Rest des Ensembles einschließlich der gut gecasteten Kinderdarsteller ist sehr gut, und eine besondere Freude ist Arshad Warsi in der leider viel zu kurzen Nebenrolle des pragmatischen Mediums Fakira.
Zum Abschluss leisten sich Mahesh und Sanjay dann noch sozusagen ein Sanjay-Filmquiz für Fortgeschrittene. Wer sich die Neugier darauf nicht verderben lassen will, sollte vermeiden, das P.S. im Anschluss an diese Rezension zu lesen. Für sie und alle anderen sei abschließend lediglich konstatiert: Yamraj muss man einfach gesehen haben. Prost, Yamrajji – make us emotional! ;)
Produktion: Sangeeta Ahir; Regie: Mahesh Manjrekar
135 Min.; DVD: One, englische UT (inkl. Songs); kompletter UT-Ausfall in einer Szene nach ca. 105 Minuten. Die DVD enthält ein Making Of (mit Bildern vom Music Launch), Deleted Scenes und den Deleted Song „Dil Ke Maare“.
P.S. Als Todesgott hat man es nicht leicht, wenn man dem Filmstar Sanjay Dutt aufs Haar gleicht. Da muss man ja ständig verwechselt werden! Als Yamraj sich gegen Ende des Films Adis Familie in seiner sichtbaren Gestalt präsentiert und diese geschlossen in ein überraschtes „Sanjay Dutt?“ ausbricht, reagiert Yamraj erstmal ungehalten: Er habe die Faxen allmählich dicke – ständig werde er mit ihm völlig fremden Namen angeredet, er sei auch schon Munnabhai, Khalnayak und Raghubhai genannt worden (= die drei erfolgreichsten Rollen Sanjus) –, um sich dann wieder etwas abzuregen und mit seinem breitesten Grinsen festzustellen: „Solltet ihr diesem Sanjay Dutt einmal begegnen, dann sagt ihm, dass er wie Yamraj aussieht.“ (Dazu ertönt ständig das Hauptmotiv aus Munnabhai MBBS...)
Kurze Zeit später taucht seine Gestalt erneut vor Adis Haus auf, doch als er nun freudig mit einem allgemeinen „Yamraj!“ begrüßt wird, reagiert er zuhöchst verwundert: Das müsse eine Verwechslung sein; sein Name sei Sanjay Dutt, er spiele ab und zu kleine Rollen beim Film, und ob er ein Glas Wasser haben könne. Daraufhin entspinnt sich unter den Kindern ein heiteres Filmezitieren, womit sie beweisen, dass sie mit Sanjus Filmwerk von Vaastav bis Munnabhai MBBS bestens vertraut sind. Die Szene endet mit einem kollektiven „jadoo ki jhappi“ – wo steht’s? wer weiß es? ;)
Sonntag, 18. Februar 2007
Zinda (2005)
Zur Story: Der Software-Ingenieur Balajeet Roy (Sanjay Dutt) hat alles, was er sich wünschen kann: einen guten Job in Bangkok, seine Frau Nisha (Celina Jaitley), mit der er seit einem Jahr glücklich verheiratet ist, und seinen zuverlässigen Kindheitsfreund Joy Fernandes (Mahesh Manjrekar). Doch von einer Sekunde auf die andere ist nichts mehr, wie es war: Bala verschwindet spurlos aus Nishas Leben. Niemand ahnt, dass er in einer düsteren Zelle gefangengehalten wird, in der ein Fernseher seinen einzigen Kontakt nach draußen darstellt; so erfährt er auch einige Zeit später, dass Nisha ermordet wurde und er als ihr Mörder gilt. Vierzehn Jahre verbringt Bala so in völliger Einsamkeit, ohne jemals zu erfahren, wer ihn gefangenhält und warum. Dann befindet er sich eines Tages unvermittelt wieder in Freiheit. Mit Hilfe der Taxifahrerin Jenny Singh (Lara Dutta) macht sich Bala auf die Suche nach der Antwort auf die Fragen Wer und Warum. Die Spur führt ihn zu einem Mann namens Rohit Chopra (John Abraham) – und schon bald muss Bala erkennen, dass er auch in Freiheit nach wie vor ein Gefangener ist und sein Albtraum weit davon entfernt ist, zu enden...
Theater, schrieb einst Aristoteles, soll eine katharsische, also reinigende Wirkung auf den Zuschauer haben. Sollte das auch für die Schauspieler selber gelten, dann war das diesbezügliche Potential des Filmes Zinda für Sanjay enorm. Allein bei der Erinnerung an die Szenen in seinem Kerker friert es mich, und ich frage mich, woher er die Kraft dafür genommen hat - das muss für ihn psychisch doch ein einziges grausames Déjà-vu gewesen sein und eine bittere Erinnerung an die Monate seiner Einzelhaft, in denen er ebenfalls niemanden zu Gesicht bekommen hatte und zudem nicht wusste, wie lange man ihn noch festhalten würde. Auch die Erfahrung, dass die Entlassung aus dem Gefängnis nicht automatisch Freiheit bedeutet, kennt Sanjay durch die vielen durch die Kautionsvorschriften geregelten Jahre seit seiner Freilassung nur zu gut, ebenso wie die Sehnsucht nach Familienmitgliedern, deren Präsenz einem gewaltsam entzogen wird.
Allerdings hat sich Sanjay dieser Katharsis in höchstem Grade freiwillig unterzogen, denn Zinda ist eine Produktion seines eigenen Hauses White Feather Films, inszeniert von seinem Freund und Partner Sanjay Gupta und „in loving memory of Dutt sahab“ seines Vaters Sunil Dutt gedenkend. Beinahe schon als eine Art Maskottchen von White Feather Films kann man Mahesh Manjrekar betrachten; der Regisseur mit den schauspielerischen Wurzeln hatte bis dahin noch in jedem White-Feather-Film vor der Kamera mitgewirkt und leistete Sanjay auch diesmal in der Rolle des Joy Fernandes guten Support. Lara Dutta ist überzeugend, und die Szene, in der Bala zum ersten Mal seit vierzehn Jahren durch Jenny wieder eine liebevolle Berührung zuteil wird, ist ähnlich dezent und geschmackvoll gefilmt wie ihr Pendant in Shabd. Alle anderen haben nicht allzu viel zu tun – bis auf Sanjays großen Gegenspieler natürlich: John Abraham gibt ihn mit einer starken Präsenz und Intensität, was vor allem seine gemeinsamen Szenen mit Sanjay zu Höhepunkten macht, in denen sich die beiden emotional packende Duelle liefern. Wenn die rediff in ihrer Review des Filmes schreibt: „Dutt shines in Zinda“, dann muss man fairerweise hinzufügen: und Abraham funkelt. Eine tolle Leistung – von beiden!
Für mich ist Zinda ein ganz starker Film – dunkel, kalt (nicht zuletzt durch ausgiebigen Blaufilter-Einsatz), intensiv unter die Haut gehend und bis zu einem gewissen Grad auch spannend. Natürlich sind einige Szenen harter Tobak, und damit meine ich jetzt weniger die psychisch, sondern vor allem auch die physisch fordernden – ich will nicht zuviel spoilern, es genüge die Warnung, dass eine Menge Blut fließt und nicht jeder Körper heil an Leib und Gliedern über die Runden kommt. Der Hass, der sowohl Rohit als auch nach der vierzehnjährigen Tortur Bala antreibt, lässt keinen Raum für Schongänge. Die werden – als überraschender und wohltuender Kontrast – eher von der Musik erzeugt, die diesmal mehr im Hintergrund wirkt und dem Film eine zusätzliche innere Spannung verleiht. Zinda ist nicht rundum perfekt, er hat durchaus auch seine kleinen Schwächen; aber das packende Thema und die beiden ausgezeichneten Hauptdarsteller reichen locker für eine Empfehlung. Vorausgesetzt, man ist nicht auf zwei Stunden entspannende Zuckerwatte-Unterhaltung eingestellt.
Produktion und Regie: Sanjay Gupta
114 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs); die DVD enthält zudem zwei Musikvideos („Zinda Hoon Main“ und „Yeh Hai Meri Kahani“) und ein Interview mit Lara Dutta über Zinda.
Theater, schrieb einst Aristoteles, soll eine katharsische, also reinigende Wirkung auf den Zuschauer haben. Sollte das auch für die Schauspieler selber gelten, dann war das diesbezügliche Potential des Filmes Zinda für Sanjay enorm. Allein bei der Erinnerung an die Szenen in seinem Kerker friert es mich, und ich frage mich, woher er die Kraft dafür genommen hat - das muss für ihn psychisch doch ein einziges grausames Déjà-vu gewesen sein und eine bittere Erinnerung an die Monate seiner Einzelhaft, in denen er ebenfalls niemanden zu Gesicht bekommen hatte und zudem nicht wusste, wie lange man ihn noch festhalten würde. Auch die Erfahrung, dass die Entlassung aus dem Gefängnis nicht automatisch Freiheit bedeutet, kennt Sanjay durch die vielen durch die Kautionsvorschriften geregelten Jahre seit seiner Freilassung nur zu gut, ebenso wie die Sehnsucht nach Familienmitgliedern, deren Präsenz einem gewaltsam entzogen wird.
Allerdings hat sich Sanjay dieser Katharsis in höchstem Grade freiwillig unterzogen, denn Zinda ist eine Produktion seines eigenen Hauses White Feather Films, inszeniert von seinem Freund und Partner Sanjay Gupta und „in loving memory of Dutt sahab“ seines Vaters Sunil Dutt gedenkend. Beinahe schon als eine Art Maskottchen von White Feather Films kann man Mahesh Manjrekar betrachten; der Regisseur mit den schauspielerischen Wurzeln hatte bis dahin noch in jedem White-Feather-Film vor der Kamera mitgewirkt und leistete Sanjay auch diesmal in der Rolle des Joy Fernandes guten Support. Lara Dutta ist überzeugend, und die Szene, in der Bala zum ersten Mal seit vierzehn Jahren durch Jenny wieder eine liebevolle Berührung zuteil wird, ist ähnlich dezent und geschmackvoll gefilmt wie ihr Pendant in Shabd. Alle anderen haben nicht allzu viel zu tun – bis auf Sanjays großen Gegenspieler natürlich: John Abraham gibt ihn mit einer starken Präsenz und Intensität, was vor allem seine gemeinsamen Szenen mit Sanjay zu Höhepunkten macht, in denen sich die beiden emotional packende Duelle liefern. Wenn die rediff in ihrer Review des Filmes schreibt: „Dutt shines in Zinda“, dann muss man fairerweise hinzufügen: und Abraham funkelt. Eine tolle Leistung – von beiden!
Für mich ist Zinda ein ganz starker Film – dunkel, kalt (nicht zuletzt durch ausgiebigen Blaufilter-Einsatz), intensiv unter die Haut gehend und bis zu einem gewissen Grad auch spannend. Natürlich sind einige Szenen harter Tobak, und damit meine ich jetzt weniger die psychisch, sondern vor allem auch die physisch fordernden – ich will nicht zuviel spoilern, es genüge die Warnung, dass eine Menge Blut fließt und nicht jeder Körper heil an Leib und Gliedern über die Runden kommt. Der Hass, der sowohl Rohit als auch nach der vierzehnjährigen Tortur Bala antreibt, lässt keinen Raum für Schongänge. Die werden – als überraschender und wohltuender Kontrast – eher von der Musik erzeugt, die diesmal mehr im Hintergrund wirkt und dem Film eine zusätzliche innere Spannung verleiht. Zinda ist nicht rundum perfekt, er hat durchaus auch seine kleinen Schwächen; aber das packende Thema und die beiden ausgezeichneten Hauptdarsteller reichen locker für eine Empfehlung. Vorausgesetzt, man ist nicht auf zwei Stunden entspannende Zuckerwatte-Unterhaltung eingestellt.
Produktion und Regie: Sanjay Gupta
114 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs); die DVD enthält zudem zwei Musikvideos („Zinda Hoon Main“ und „Yeh Hai Meri Kahani“) und ein Interview mit Lara Dutta über Zinda.
Ek Ajnabee (2005; Endcredits-Clip)
In diesem Film gestaltet Sanjay lediglich den Endcredits-Clip!
Zur Story: Der reiche indische Geschäftsmann Ravi Rathore (Vikram Chatwal) lebt mit seiner Frau Nikasha (Perizaad Zorabian) und seiner kleinen Tochter Anamika (Rucha Vaidya) in Bangkok. Als Ravi für seine Tochter einen neuen Bodyguard sucht, empfiehlt der ehemalige Soldat Shekhar (Arjun Rampal) seinen früheren Vorgesetzten, den pensionierten Oberst Suryaveer Singh (Amitabh Bachchan), aus dem traumatische Kriegserlebnisse und Alkohol ein mittleres Wrack gemacht haben. Der ist von der Aussicht, ein Kind bewachen zu müssen, nicht begeistert, aber allmählich erobert die aufgeweckte Kleine sein Herz, und die beiden werden dicke Freunde. Als Anamika entführt und schließlich getötet wird, bricht daher auch für Surya eine Welt zusammen. Er hat nur noch ein Ziel: Rache – und dabei deckt er Schritt für Schritt unfassbare Wahrheiten auf...
Amitabh Bachchans Zeiten als „angry young man“ mögen zwar längst vorbei sein – aber als „angry old man“ ist er immer noch beeindruckend (wenn man mal davon absieht, dass ihm niemand ernsthaft einen Nahkampfsieg über junge, durchtrainierte Gegner abkaufen dürfte). Nach Black und Viruddh ist Ek Ajnabee (= Ein Fremder) eine weitere ganz starke Leistung von Big B aus seinem erfolgreichen Jahr 2005, das seinen Rang als lebende Legende des Hindi Cinema mehr denn je zementierte.
Sanjay absolviert hier lediglich einen (zu Beginn des Filmes mit „Special Thanks to Mr. Sanjay Dutt“ gewürdigten) Kurzauftritt: Er gestaltet den „They don’t know“-Clip, der während der Endcredits läuft. Sich Ek Ajnabee speziell wegen ihm anzusehen wäre demnach ziemlich unsinnig. Aber wer Amitabh Bachchan in starken Rollen mag, dazu vielleicht auch noch eine Schwäche für Arjun Rampal hat (der – mit scharfen Tattoos ausgestattet – eine überzeugende Leistung abliefert) und mit Rucha Vaidya eine tolle Newcomerin mit Potential sehen will, macht mit diesem spannend konstruierten Film ganz bestimmt nichts verkehrt und kriegt eben obendrein zum Abschluss auch noch ein kleines Stückchen Sanju-Gangster-Rap, zu dem Sanju in der Filmfare 12/2005 sagte: "Ich habe den Song gemacht, weil Apoorva Lakhia mein Freund ist und der Film von der AB Corp. produziert wird. Die Nummer ist sehr stilisiert und hat mir einen Riesenspaß gemacht."
Produktion: Bunty Walia & Jaspreet Singh Walia; Regie: Apoorva Lakhia
136 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs); die DVD enthält zudem ein Making Of und ein Interview mit Amitabh Bachchan über den Film.
Zur Story: Der reiche indische Geschäftsmann Ravi Rathore (Vikram Chatwal) lebt mit seiner Frau Nikasha (Perizaad Zorabian) und seiner kleinen Tochter Anamika (Rucha Vaidya) in Bangkok. Als Ravi für seine Tochter einen neuen Bodyguard sucht, empfiehlt der ehemalige Soldat Shekhar (Arjun Rampal) seinen früheren Vorgesetzten, den pensionierten Oberst Suryaveer Singh (Amitabh Bachchan), aus dem traumatische Kriegserlebnisse und Alkohol ein mittleres Wrack gemacht haben. Der ist von der Aussicht, ein Kind bewachen zu müssen, nicht begeistert, aber allmählich erobert die aufgeweckte Kleine sein Herz, und die beiden werden dicke Freunde. Als Anamika entführt und schließlich getötet wird, bricht daher auch für Surya eine Welt zusammen. Er hat nur noch ein Ziel: Rache – und dabei deckt er Schritt für Schritt unfassbare Wahrheiten auf...
Amitabh Bachchans Zeiten als „angry young man“ mögen zwar längst vorbei sein – aber als „angry old man“ ist er immer noch beeindruckend (wenn man mal davon absieht, dass ihm niemand ernsthaft einen Nahkampfsieg über junge, durchtrainierte Gegner abkaufen dürfte). Nach Black und Viruddh ist Ek Ajnabee (= Ein Fremder) eine weitere ganz starke Leistung von Big B aus seinem erfolgreichen Jahr 2005, das seinen Rang als lebende Legende des Hindi Cinema mehr denn je zementierte.
Sanjay absolviert hier lediglich einen (zu Beginn des Filmes mit „Special Thanks to Mr. Sanjay Dutt“ gewürdigten) Kurzauftritt: Er gestaltet den „They don’t know“-Clip, der während der Endcredits läuft. Sich Ek Ajnabee speziell wegen ihm anzusehen wäre demnach ziemlich unsinnig. Aber wer Amitabh Bachchan in starken Rollen mag, dazu vielleicht auch noch eine Schwäche für Arjun Rampal hat (der – mit scharfen Tattoos ausgestattet – eine überzeugende Leistung abliefert) und mit Rucha Vaidya eine tolle Newcomerin mit Potential sehen will, macht mit diesem spannend konstruierten Film ganz bestimmt nichts verkehrt und kriegt eben obendrein zum Abschluss auch noch ein kleines Stückchen Sanju-Gangster-Rap, zu dem Sanju in der Filmfare 12/2005 sagte: "Ich habe den Song gemacht, weil Apoorva Lakhia mein Freund ist und der Film von der AB Corp. produziert wird. Die Nummer ist sehr stilisiert und hat mir einen Riesenspaß gemacht."
Produktion: Bunty Walia & Jaspreet Singh Walia; Regie: Apoorva Lakhia
136 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs); die DVD enthält zudem ein Making Of und ein Interview mit Amitabh Bachchan über den Film.
Shaadi No. 1 (2005)
Zur Story: Die Freunde Raj (Fardeen Khan), Aryan (Sharman Joshi) und Veer (Zayed Khan) haben am gleichen Tag geheiratet, müssen sich seitdem jedoch ihre Frauen mit „Rivalen“ teilen: Rajs Frau Bhavana (Ayesha Takia) betet den ganzen Tag mit ihrem Guru, Aryans Frau Sonia (Soha Ali Khan) ist Anwältin und beschäftigt sich mehr mit ihren Fällen als mit ihrem Mann, und Veers Frau Diya (Esha Deol) konzentriert sich auf ihre Karriere als Schauspielerin. Deshalb haben sie keine Skrupel, als ihr Arbeitgeber Kothari (Satish Shah) sie um einen Gefallen bittet: Sie sollen seine drei schönen Töchter Dimple (Sophia Chaudhary), Madhuri (Riya Sen) und Rekha (Aarti Chhabria) umwerben und ihnen dann das Herz brechen, damit sie in eine von ihrem Vater arrangierte Heirat einwilligen. Doch prompt erwischt es die drei tatsächlich, und schon schmieden sie Pläne, wie sie Doppelehen arrangieren können, als sich ihnen ein unerwartetes Hindernis in den Weg stellt: Lakhwinder Singh Lakha, genannt Lucky (Sanjay Dutt), der nur ein Ziel hat: den dreien die Tour gründlich zu vermasseln...
Aua. Der Film hätte nicht sein müssen – in keinerlei Hinsicht. Damit meine ich leider, leider auch Sanjay, den ich nach Ek Aur Ek Gyarah nun zum zweiten Mal bei einer veritablen Chargenrolle erwischt habe; und meine Hoffnung, die erste sei ein einmaliger Ausrutscher Sanjus gewesen, zerstoben in alle Winde... Aber auch der Film insgesamt lässt in so ziemlich jeglicher Hinsicht zu wünschen übrig. Dhawan ist mittlerweile kein Klamauk zu blöd; schlimmer noch: Er treibt seine Späße mit der durchaus berechtigten Angst der Menschen vor Terroranschlägen. Um einer Aufdeckung seines Seitensprungs zu entgehen, greift Zayed seelenruhig zum Telefon und behauptet bierernst, in einem voll besetzten Vergnügungspark sei eine Bombe platziert, worauf der Park umgehend evakuiert wird und die Menschen in Angst um ihr Leben rennen. Hallo? Geht’s noch verantwortungsloser? Braucht man sich dann im wirklichen Leben noch über Trittbrettfahrer zu wundern? Und was zum Teufel hat Sanju geritten, da mitzumachen und ebenfalls sein Bomb-Blast-Witzchen zu reißen?
Da helfen auch die netten Insidergags mit Anspielungen auf diverse Madhuri-Dixit- und Shahrukh-Khan-Filme einschließlich Sanjays Blockbuster Munnabhai MBBS nichts mehr: Der Film ist zum Vergessen, und ich kann von ihm wirklich nur abraten, es sei denn, jemand steht auf die jungen Hauptdarsteller (von denen ich lediglich Ayesha Takia und Sharman Joshi eine positive Erwähnung zugestehen möchte) oder auf läppischen bis unsäglichen Dhawan-Klamauk - oder ist derart Sanjay-fanatisch, dass er auch diese Chargenrolle erträgt, die wohl witzig gemeint war, aber es leider nicht ist. Sorry, Sanju, you know I love you, but please: Never ever again do something like this Lucky!
Produktion: Yashu Bhagnani; Regie: David Dhawan
134 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs); die DVD enthält zudem ein Making Of und Berichte vom Music Launch und von der Premiere.
Aua. Der Film hätte nicht sein müssen – in keinerlei Hinsicht. Damit meine ich leider, leider auch Sanjay, den ich nach Ek Aur Ek Gyarah nun zum zweiten Mal bei einer veritablen Chargenrolle erwischt habe; und meine Hoffnung, die erste sei ein einmaliger Ausrutscher Sanjus gewesen, zerstoben in alle Winde... Aber auch der Film insgesamt lässt in so ziemlich jeglicher Hinsicht zu wünschen übrig. Dhawan ist mittlerweile kein Klamauk zu blöd; schlimmer noch: Er treibt seine Späße mit der durchaus berechtigten Angst der Menschen vor Terroranschlägen. Um einer Aufdeckung seines Seitensprungs zu entgehen, greift Zayed seelenruhig zum Telefon und behauptet bierernst, in einem voll besetzten Vergnügungspark sei eine Bombe platziert, worauf der Park umgehend evakuiert wird und die Menschen in Angst um ihr Leben rennen. Hallo? Geht’s noch verantwortungsloser? Braucht man sich dann im wirklichen Leben noch über Trittbrettfahrer zu wundern? Und was zum Teufel hat Sanju geritten, da mitzumachen und ebenfalls sein Bomb-Blast-Witzchen zu reißen?
Da helfen auch die netten Insidergags mit Anspielungen auf diverse Madhuri-Dixit- und Shahrukh-Khan-Filme einschließlich Sanjays Blockbuster Munnabhai MBBS nichts mehr: Der Film ist zum Vergessen, und ich kann von ihm wirklich nur abraten, es sei denn, jemand steht auf die jungen Hauptdarsteller (von denen ich lediglich Ayesha Takia und Sharman Joshi eine positive Erwähnung zugestehen möchte) oder auf läppischen bis unsäglichen Dhawan-Klamauk - oder ist derart Sanjay-fanatisch, dass er auch diese Chargenrolle erträgt, die wohl witzig gemeint war, aber es leider nicht ist. Sorry, Sanju, you know I love you, but please: Never ever again do something like this Lucky!
Produktion: Yashu Bhagnani; Regie: David Dhawan
134 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs); die DVD enthält zudem ein Making Of und Berichte vom Music Launch und von der Premiere.
Viruddh (2005)
Zur Story: Vidhyadar Ramkrishna Patwardhab (Amitabh Bachchan) und seine Frau Sumitra (Sharmila Tagore) führen seit vielen Jahren eine glückliche Ehe, die von kleinen Alltagskabbeleien ebenso geprägt ist wie von liebevoller gegenseitiger Fürsorge. Ihr Sohn Amar (John Abraham) studiert in London und meldet zu seinem Geburtstag seine Heimkehr an. Zur Überraschung seiner Familie hat er dabei seine Freundin im Gepäck: die sympathische Jenny Mayer (Anusha Dandekar), die nur ein paar Brocken Hindi spricht, sich aber ernsthaft bemüht, es zu lernen, und mit ihrer Fröhlichkeit schnell die Herzen von Amars Eltern gewinnt. Doch schon kurz nach Jennys und Amars Hochzeit findet das harmonische Familienglück ein jähes Ende; Vidhyas und Sumitras Leben liegt in Scherben, und Vidhya sieht sich gezwungen, einen Kampf um die Ehre seines Sohnes auszufechten. Unterstützung findet er dabei vor allem bei dem Mechaniker Ali Asghar (Sanjay Dutt), der nach anfänglichen Reibereien der beste Freund des Hauses geworden ist...
Mahesh Manjrekar hat seinen geradlinigen und songlosen Film Viruddh ganz und gar auf Amitabh Bachchan zugeschnitten, und Big B dankte es ihm mit einer grandiosen Leistung. Er spielt die Achterbahnfahrt von heiterer und unbeschwerter Komik bis zu abgrundtiefer Verzweiflung und Wut mit einer Bandbreite von Emotionen, die ihresgleichen sucht, und vor allem habe ich ihn selten mit einer derart ausgeklügelten Gestik arbeiten sehen – für vieles braucht Amitabh in diesem Film gar keine Worte, seine Blicke und Gesten genügen vollauf. Auch Sharmila Tagore mit der warmherzigen, aber nichtsdestoweniger resoluten Autorität der ehemaligen Lehrerin ist großartig, und ihre Harmonie mit Amitabh ist blendend. Vor allem in der ersten Filmhälfte gelingen den beiden Lacher am Fließband, und nicht wenige Inder dürften – ähnlich wie Jenny-Darstellerin Anusha Dandekar es von sich im Making Of erzählt – in Vidhya und Sumi ihre eigenen Eltern oder Großeltern wiedererkannt haben.
Ursprünglich wollte Manjrekar den Part des Amar mit Sharmilas Sohn Saif Ali Khan besetzen, und so manches Detail des Drehbuchs wie z.B. Vidhyas Bemerkung, Amar sehe genauso aus wie Sumitra (in der Tat ähneln sich Sharmila und Saif sehr), oder eine nette Anspielung auf den Saif-Film Kal Ho Naa Ho erinnern noch daran. Doch dann musste Saif aus Termingründen absagen, und John Abraham sprang ein. Er spielt dezent und geschmackvoll, ist ein absoluter Sympathieträger und hat offensichtlich eine gute Chemie mit Amitabh, die er in diesem Film rollenumfangbedingt jedoch nicht allzu sehr vertiefen konnte. Eine angenehme Neuentdeckung ist die aus Australien stammende Anusha Dandekar, die durch ihr frisches und unkompliziertes Wesen bezaubert; nur weinen kann sie nicht, da wird sie im Hindi Cinema wohl wirklich nur noch von Amisha Patel geschlagen.
Neben diesen vier Hauptparts gibt es noch eine Reihe von durch Routiniers wie Sachin Khedekar, Shivaji Satham und Prem Chopra – alles Mitstreiter aus früheren Filmen, die Manjrekar für diese Produktion gewinnen konnte – liebevoll gestalteten Nebenfiguren, die vor allem Amitabh wunderbaren Support leisten. Dazu gehört auch Sanjay „in a dynamic appearance“, wie es in den Credits so schön heißt. Sein Alibhai ist eine kleine, aber feine Rolle, aus der Sanjay wie gewohnt beinahe mehr rausholt, als eigentlich drinsteckt; sehr glaubhaft zeichnet er den Wandel vom ruppig-frechen Zeitgenossen zum verständnisvollen und vertrauenswürdigen Freund. Schade, dass Manjrekar den Part nicht an ein, zwei Stellen noch ein bisschen ausgebaut hat; möglich wäre es gewesen. Aber auch so kommt es zu ein paar witzigen bis absolut herzergreifenden Interaktionen zwischen Amitabh und Sanjay (die beiden sind nun mal einfach toll zusammen auf der Leinwand) und dazu zu einer ganz köstlichen Begegnung Sanjays mit Sharmila, bei der sich wieder einmal zeigt, dass Sanju genügend Humor hat, um sich selbst auf die Schippe zu nehmen.
Viruddh ist ein sehr, sehr sehenswerter Film, bei dem man allerdings seine Taschentücher bereithalten sollte – sowohl für Lach- als auch für Mitleids- und Wuttränen, denn selten war die Diskrepanz zwischen Heiterkeit und Verzweiflung größer und ein Handlungstwist niederschmetternder als in Viruddh. Der Grund dieses Twists wird zwar gleich in der ersten Szene vorausgespoilert – nicht jedoch die Folgen. Deshalb halte ich mich diesbezüglich ebenfalls zurück und empfehle nur noch: anschauen und selber herausfinden.
Produktion: A.B Corp Limited & Satyajeet Movies Pvt. Ltd.; Regie: Mahesh Manjrekar
131 Min.; DVD: UTV, englische UT (inkl. Eingangssong); die DVD enthält zudem ein Making Of und Deleted Scenes (darunter, nach gut zehn Minuten, auch eine mit Sanjay).
(Ein großes Kompliment übrigens für das Making Of, das weniger mit Interviews, dafür umso mehr mit reellen Blicken hinter die Kulissen während der Dreharbeiten aufwartet – in Kombination mit humorvollen Zwischentiteln 38 Minuten informative Unterhaltung!)
Mahesh Manjrekar hat seinen geradlinigen und songlosen Film Viruddh ganz und gar auf Amitabh Bachchan zugeschnitten, und Big B dankte es ihm mit einer grandiosen Leistung. Er spielt die Achterbahnfahrt von heiterer und unbeschwerter Komik bis zu abgrundtiefer Verzweiflung und Wut mit einer Bandbreite von Emotionen, die ihresgleichen sucht, und vor allem habe ich ihn selten mit einer derart ausgeklügelten Gestik arbeiten sehen – für vieles braucht Amitabh in diesem Film gar keine Worte, seine Blicke und Gesten genügen vollauf. Auch Sharmila Tagore mit der warmherzigen, aber nichtsdestoweniger resoluten Autorität der ehemaligen Lehrerin ist großartig, und ihre Harmonie mit Amitabh ist blendend. Vor allem in der ersten Filmhälfte gelingen den beiden Lacher am Fließband, und nicht wenige Inder dürften – ähnlich wie Jenny-Darstellerin Anusha Dandekar es von sich im Making Of erzählt – in Vidhya und Sumi ihre eigenen Eltern oder Großeltern wiedererkannt haben.
Ursprünglich wollte Manjrekar den Part des Amar mit Sharmilas Sohn Saif Ali Khan besetzen, und so manches Detail des Drehbuchs wie z.B. Vidhyas Bemerkung, Amar sehe genauso aus wie Sumitra (in der Tat ähneln sich Sharmila und Saif sehr), oder eine nette Anspielung auf den Saif-Film Kal Ho Naa Ho erinnern noch daran. Doch dann musste Saif aus Termingründen absagen, und John Abraham sprang ein. Er spielt dezent und geschmackvoll, ist ein absoluter Sympathieträger und hat offensichtlich eine gute Chemie mit Amitabh, die er in diesem Film rollenumfangbedingt jedoch nicht allzu sehr vertiefen konnte. Eine angenehme Neuentdeckung ist die aus Australien stammende Anusha Dandekar, die durch ihr frisches und unkompliziertes Wesen bezaubert; nur weinen kann sie nicht, da wird sie im Hindi Cinema wohl wirklich nur noch von Amisha Patel geschlagen.
Neben diesen vier Hauptparts gibt es noch eine Reihe von durch Routiniers wie Sachin Khedekar, Shivaji Satham und Prem Chopra – alles Mitstreiter aus früheren Filmen, die Manjrekar für diese Produktion gewinnen konnte – liebevoll gestalteten Nebenfiguren, die vor allem Amitabh wunderbaren Support leisten. Dazu gehört auch Sanjay „in a dynamic appearance“, wie es in den Credits so schön heißt. Sein Alibhai ist eine kleine, aber feine Rolle, aus der Sanjay wie gewohnt beinahe mehr rausholt, als eigentlich drinsteckt; sehr glaubhaft zeichnet er den Wandel vom ruppig-frechen Zeitgenossen zum verständnisvollen und vertrauenswürdigen Freund. Schade, dass Manjrekar den Part nicht an ein, zwei Stellen noch ein bisschen ausgebaut hat; möglich wäre es gewesen. Aber auch so kommt es zu ein paar witzigen bis absolut herzergreifenden Interaktionen zwischen Amitabh und Sanjay (die beiden sind nun mal einfach toll zusammen auf der Leinwand) und dazu zu einer ganz köstlichen Begegnung Sanjays mit Sharmila, bei der sich wieder einmal zeigt, dass Sanju genügend Humor hat, um sich selbst auf die Schippe zu nehmen.
Viruddh ist ein sehr, sehr sehenswerter Film, bei dem man allerdings seine Taschentücher bereithalten sollte – sowohl für Lach- als auch für Mitleids- und Wuttränen, denn selten war die Diskrepanz zwischen Heiterkeit und Verzweiflung größer und ein Handlungstwist niederschmetternder als in Viruddh. Der Grund dieses Twists wird zwar gleich in der ersten Szene vorausgespoilert – nicht jedoch die Folgen. Deshalb halte ich mich diesbezüglich ebenfalls zurück und empfehle nur noch: anschauen und selber herausfinden.
Produktion: A.B Corp Limited & Satyajeet Movies Pvt. Ltd.; Regie: Mahesh Manjrekar
131 Min.; DVD: UTV, englische UT (inkl. Eingangssong); die DVD enthält zudem ein Making Of und Deleted Scenes (darunter, nach gut zehn Minuten, auch eine mit Sanjay).
(Ein großes Kompliment übrigens für das Making Of, das weniger mit Interviews, dafür umso mehr mit reellen Blicken hinter die Kulissen während der Dreharbeiten aufwartet – in Kombination mit humorvollen Zwischentiteln 38 Minuten informative Unterhaltung!)
Samstag, 17. Februar 2007
Dus (2005)
Zur Story: Die indische Antiterror-Spezialeinheit ATC (Anti Terrorist Cell) unter der Leitung von Siddhant Dheer (Sanjay Dutt) ist einem Plan des Terroristen Jambwal auf der Spur, in sieben Tagen, am 10. Mai, bei einem Anschlag gut 20.000 Menschen zu töten. Das ist aber auch alles, was sie wissen – Ort, genauer Zeitpunkt und Art des Anschlags sind ihnen unbekannt. Als Siddhant davon erfährt, dass Himmat Mehendi (Pankaj Kapur), ein Mitarbeiter Jambwals, in Kanada aufgetaucht ist, schickt er zwei seiner besten Männer dorthin: seinen Bruder Shashant (Abhishek Bachchan) und den Bombenspezialisten Aditya (Zayed Khan). Zusammen mit ATC-Agentin Neha (Esha Deol) und dem indisch-kanadischen Polizisten Danish (Suniel Shetty) schnappen sie sich Himmat, mit dessen Hilfe sie Jambwal aufspüren und eliminieren. Sie ahnen nicht, dass mittlerweile Siddhant und seine Kollegin Aditi Kumar (Shilpa Shetty) in Delhi einen Spitzel in den eigenen Reihen entlarvt und durch ihn herausgefunden haben, dass sogar das Security Department des Premierministers in die Sache verwickelt ist – und dass überdies Jambwal sehr wohl noch lebt...
Dus ist ein Film, der das Publikum in einem permanenten Countdown – die sieben Tage bis hin zum bekannten Datum des Terroranschlags werden ebenso runtergezählt wie gegen Ende die Minuten und Sekunden bis zur Entscheidung – an den Ermittlungen der ATC und ihren aktiven Einsätzen gegen den Terror teilhaben lässt. Die Spannung ist zwar nicht unbedingt fingernägelgefährdend, dennoch kann man sich ihr kaum entziehen. Dass das Ganze in einem eher stylishen Ambiente stattfindet, stört nicht weiter, da die darin arbeitenden Menschen trotz ihres coolen (oder sich cool gebenden) Äußeren durch die Bank eben Menschen sind – mit Stärken, aber auch Schwächen und vor allem Gefühlen.
Allen voran beeindruckt mit einer in dieser Hinsicht kompromisslosen Rollendeutung Sanjay Dutt, der wieder einmal ganz und gar in seine Figur hineinkriecht, nur dann den autoritären Boss rauskehrt, wenn es unbedingt nötig ist, ansonsten jedoch in seiner Truppe eher das ausgleichende Element ist. Umso härter trifft ihn dann die Entdeckung, dass er einen Verräter in den eigenen Reihen hat, und seine große Szene mit diesem geht bereits an die emotionalen Grenzen. Noch schlimmer wird es, als am Ende eine geradezu unmenschliche Entscheidung von ihm verlangt wird und Sanjay unter dieser Last buchstäblich zusammenbricht. Spätestens hier wird jede Coolness durchbrochen – und zwar von allen Beteiligten, ganz besonders aber von Sanjay, der seinem Schmerz hemmungslos freien Lauf lässt.
Insgesamt sehr gut sind auch seine Partner: Abhishek Bachchan, der Sanju ja auch im wirklichen Leben als seinen großen Bruder betrachtet (und ihn liebe- und respektvoll zugleich mit „Sanju Sir“ anredet), überzeugt rundum als Siddhants jüngerer Bruder mit Neigung zur verbotenen Zigarette im Dienst, auf den man sich jedoch jederzeit 100%ig verlassen kann. Zayed Khan fühlte sich sichtlich wohl in der Rolle des extracoolen Youngsters, der eine tickende Bombe schon mal mit „yeah, baby, I love you too“ anredet, während man bei Suniel Shetty umgekehrt das Gefühl hat, dass er mit seiner Rolle nicht ganz glücklich war und vermutlich jede der anderen Hauptfiguren lieber gespielt hätte als seine eigene. Zum Glück ist er routiniert genug, die dadurch bedingten Defizite vor allem in den Privatszenen zwischen Dan und seiner Frau Priya (entsetzlich blass: Raima Sen) aufzufangen, und sobald es an die Action geht, ist er ohnehin wieder in seinem Element.
Die Riege der Terroristen ist mit Gulshan Grover als Irfan Khan und vor allem Pankaj Kapur als Himmat Mehendi an der Spitze gut besetzt, während man bei den Frauen nicht immer ein glückliches Händchen hatte: Diya Mirza als Siddhants und Shashants Schwester Anu kommt kaum vor, und Esha Deol, sorry, ist ein Totalausfall. Aber dafür ist Shilpa Shetty umso toller und neben Sanjay der eigentliche Höhepunkt des Filmes. Die toughe ATC-Agentin nehme ich ihr in jeder Sekunde ebenso ab wie die Frau, die aufrichtige Zuneigung zu Siddhant empfindet, auch wenn ihr auf die Frage nach den Gründen dafür nur „He has style“ einfällt – aber, mit Verlaub: Sie hat ja sowas von recht!
Selten übrigens haben mich zwei Credits zu Beginn eines Filmes so berührt wie diese: Mit „In fond remembrance“ wird an den Regisseur Mukul Anand erinnert, der acht Jahre zuvor während der Dreharbeiten zu einem anderen Film mit dem Titel Dus (ebenfalls mit Sanjay Dutt) verstorben war – und mit „Dedicated to late Dutt sb. from the Team of Dus“ widmete das Team den Film Sanjus kurz zuvor verstorbenem Vater Sunil Dutt. Ich kann nicht wissen, ob Sunil der Film gefallen hätte – ich mag ihn sehr, und wenn ich ihn auch nicht unbedingt als Must-See bezeichnen würde: Verschwendet sind die zweieinhalb Stunden mit ihm keineswegs.
Produktion: Nitin Manmohan; Regie: Anubhav Sinha
145 Min.; DVD: Shemaroo, englische UT (inkl. Songs). Die DVD enthält zudem ein Making Of, den Bonus-Song „Jaaniya Ve“, Trailer, Promos und eine Photo Gallery.
Zusatz-Info: Bei den Dreharbeiten zu Dus in Kanada (2004) kam es zu einer regelrechten Hetzkampagne gegen Sanjay. Die dortigen Medien forderten, dass die kanadische Regierung einem "Terroristen wie Sanjay Dutt" nicht gestatten sollte, kanadischen Boden zu betreten. Kein Tag verging, ohne dass Sanjay mit neuen Schlagzeilen und Angriffen der kanadischen Presse konfrontiert wurde. Seine Argumente, dass er nichts getan hätte und zudem die Unschuldvermutung gelten sollte, bis jemand verurteilt sei, interessierte die kanadischen Medien nicht weiter. Sanjay wurde kübelweise mit Dreck beworfen. Dies führte dazu, dass Sanjay die Dreharbeiten vorzeitig abbrach, weil er diesen Nervenkrieg nicht mehr aushielt. Bei seiner Abreise versammelte sich die indische Gemeinde von Calgary am Flughafen, um sich bei Sanjay zu entschuldigen, weil er in ihrer neuen Heimat so schlecht behandelt worden und öffentlich als Verbrecher gebrandmarkt worden war. Sanjay war verständlicherweise tief verletzt: "Ich wurde noch niemals in meinem Leben so gedemütigt und verletzt. Sie sprachen über meine 'islamischen Verbindungen' und bezeichneten mich als Terroristen. Sie taten so, als wären die Anklagen bereits bewiesen. Wie konnten sie mich einfach so verdammen? Ich war Gast der kanadischen Regierung, behandelt man etwa so einen Gast? Mit welchem Recht haben diese Journalisten, die weder von dem Fall noch von den Hintergründen eine Ahnung haben, mich als Terroristen gebrandmarkt?"
Dus ist ein Film, der das Publikum in einem permanenten Countdown – die sieben Tage bis hin zum bekannten Datum des Terroranschlags werden ebenso runtergezählt wie gegen Ende die Minuten und Sekunden bis zur Entscheidung – an den Ermittlungen der ATC und ihren aktiven Einsätzen gegen den Terror teilhaben lässt. Die Spannung ist zwar nicht unbedingt fingernägelgefährdend, dennoch kann man sich ihr kaum entziehen. Dass das Ganze in einem eher stylishen Ambiente stattfindet, stört nicht weiter, da die darin arbeitenden Menschen trotz ihres coolen (oder sich cool gebenden) Äußeren durch die Bank eben Menschen sind – mit Stärken, aber auch Schwächen und vor allem Gefühlen.
Allen voran beeindruckt mit einer in dieser Hinsicht kompromisslosen Rollendeutung Sanjay Dutt, der wieder einmal ganz und gar in seine Figur hineinkriecht, nur dann den autoritären Boss rauskehrt, wenn es unbedingt nötig ist, ansonsten jedoch in seiner Truppe eher das ausgleichende Element ist. Umso härter trifft ihn dann die Entdeckung, dass er einen Verräter in den eigenen Reihen hat, und seine große Szene mit diesem geht bereits an die emotionalen Grenzen. Noch schlimmer wird es, als am Ende eine geradezu unmenschliche Entscheidung von ihm verlangt wird und Sanjay unter dieser Last buchstäblich zusammenbricht. Spätestens hier wird jede Coolness durchbrochen – und zwar von allen Beteiligten, ganz besonders aber von Sanjay, der seinem Schmerz hemmungslos freien Lauf lässt.
Insgesamt sehr gut sind auch seine Partner: Abhishek Bachchan, der Sanju ja auch im wirklichen Leben als seinen großen Bruder betrachtet (und ihn liebe- und respektvoll zugleich mit „Sanju Sir“ anredet), überzeugt rundum als Siddhants jüngerer Bruder mit Neigung zur verbotenen Zigarette im Dienst, auf den man sich jedoch jederzeit 100%ig verlassen kann. Zayed Khan fühlte sich sichtlich wohl in der Rolle des extracoolen Youngsters, der eine tickende Bombe schon mal mit „yeah, baby, I love you too“ anredet, während man bei Suniel Shetty umgekehrt das Gefühl hat, dass er mit seiner Rolle nicht ganz glücklich war und vermutlich jede der anderen Hauptfiguren lieber gespielt hätte als seine eigene. Zum Glück ist er routiniert genug, die dadurch bedingten Defizite vor allem in den Privatszenen zwischen Dan und seiner Frau Priya (entsetzlich blass: Raima Sen) aufzufangen, und sobald es an die Action geht, ist er ohnehin wieder in seinem Element.
Die Riege der Terroristen ist mit Gulshan Grover als Irfan Khan und vor allem Pankaj Kapur als Himmat Mehendi an der Spitze gut besetzt, während man bei den Frauen nicht immer ein glückliches Händchen hatte: Diya Mirza als Siddhants und Shashants Schwester Anu kommt kaum vor, und Esha Deol, sorry, ist ein Totalausfall. Aber dafür ist Shilpa Shetty umso toller und neben Sanjay der eigentliche Höhepunkt des Filmes. Die toughe ATC-Agentin nehme ich ihr in jeder Sekunde ebenso ab wie die Frau, die aufrichtige Zuneigung zu Siddhant empfindet, auch wenn ihr auf die Frage nach den Gründen dafür nur „He has style“ einfällt – aber, mit Verlaub: Sie hat ja sowas von recht!
Selten übrigens haben mich zwei Credits zu Beginn eines Filmes so berührt wie diese: Mit „In fond remembrance“ wird an den Regisseur Mukul Anand erinnert, der acht Jahre zuvor während der Dreharbeiten zu einem anderen Film mit dem Titel Dus (ebenfalls mit Sanjay Dutt) verstorben war – und mit „Dedicated to late Dutt sb. from the Team of Dus“ widmete das Team den Film Sanjus kurz zuvor verstorbenem Vater Sunil Dutt. Ich kann nicht wissen, ob Sunil der Film gefallen hätte – ich mag ihn sehr, und wenn ich ihn auch nicht unbedingt als Must-See bezeichnen würde: Verschwendet sind die zweieinhalb Stunden mit ihm keineswegs.
Produktion: Nitin Manmohan; Regie: Anubhav Sinha
145 Min.; DVD: Shemaroo, englische UT (inkl. Songs). Die DVD enthält zudem ein Making Of, den Bonus-Song „Jaaniya Ve“, Trailer, Promos und eine Photo Gallery.
Zusatz-Info: Bei den Dreharbeiten zu Dus in Kanada (2004) kam es zu einer regelrechten Hetzkampagne gegen Sanjay. Die dortigen Medien forderten, dass die kanadische Regierung einem "Terroristen wie Sanjay Dutt" nicht gestatten sollte, kanadischen Boden zu betreten. Kein Tag verging, ohne dass Sanjay mit neuen Schlagzeilen und Angriffen der kanadischen Presse konfrontiert wurde. Seine Argumente, dass er nichts getan hätte und zudem die Unschuldvermutung gelten sollte, bis jemand verurteilt sei, interessierte die kanadischen Medien nicht weiter. Sanjay wurde kübelweise mit Dreck beworfen. Dies führte dazu, dass Sanjay die Dreharbeiten vorzeitig abbrach, weil er diesen Nervenkrieg nicht mehr aushielt. Bei seiner Abreise versammelte sich die indische Gemeinde von Calgary am Flughafen, um sich bei Sanjay zu entschuldigen, weil er in ihrer neuen Heimat so schlecht behandelt worden und öffentlich als Verbrecher gebrandmarkt worden war. Sanjay war verständlicherweise tief verletzt: "Ich wurde noch niemals in meinem Leben so gedemütigt und verletzt. Sie sprachen über meine 'islamischen Verbindungen' und bezeichneten mich als Terroristen. Sie taten so, als wären die Anklagen bereits bewiesen. Wie konnten sie mich einfach so verdammen? Ich war Gast der kanadischen Regierung, behandelt man etwa so einen Gast? Mit welchem Recht haben diese Journalisten, die weder von dem Fall noch von den Hintergründen eine Ahnung haben, mich als Terroristen gebrandmarkt?"
Freitag, 16. Februar 2007
Parineeta (2005)
Zur Story: Kalkutta, 1962. Zwei Familien der gehobenen Mittelklasse leben in unmittelbarer Nachbarschaft: Gurcharat (Achyut Potdar), der mit seiner Frau Vasundhara (Kumkum Bhattacharya), seiner Tochter Koel (Raima Sen), seiner Pflegetochter Lolita (Vidya Balan) und seiner Cousine Charu Sharma (Smita Malhotra) ein palastartiges Haveli bewohnt; und ihm gegenüber der reiche Industrialist Navinchandra Rai (Sabyasachi Chakraborty) mit seiner Frau Rajeshwari (Surinder Kaur) und seinem Sohn, dem Musiker Shekhar (Saif Ali Khan). Nach einem Herzanfall vor drei Jahren hatte Gurcharat sich von Navin 100.000 Rupien geliehen und für die Summe samt Zinsen sein Millionenanwesen verpfändet. Obwohl er mittlerweile arbeitslos geworden ist und nicht weiß, wie er das Geld zurückzahlen soll, vertraut er auf den „Gentleman“ in Navin, zumal dessen Sohn Shekhar mit Lolita seit Kindheitstagen eine innige Freundschaft verbindet. Navin jedoch wartet nur darauf, das Haveli endlich in seine Hände zu bekommen und dessen Bewohner auf die Straße zu setzen, da er es für ein Hotelprojekt verplant hat. Zum rettenden Engel für Gurcharats Familie wird Charus Bruder Girish Sharma (Sanjay Dutt), der sich in London zum wohlhabenden Unternehmer hochgearbeitet hat. Doch dabei verliebt er sich in Lolita – und schon bald beginnt Shekhar, an ihrer Ehrlichkeit zu zweifeln...
Mit Parineeta (= verheiratete Frau) ist Vidhu Vinod Chopra und Pradeep Sarkar eine beeindruckende und stimmige Literaturverfilmung gelungen. Ein besonderer Coup war die Verlegung der Handlung aus dem 1914 entstandenen Chattopadhyay-Roman in das Kalkutta der 1960er Jahre; Chopra löste die Erzählung dadurch aus jeder Zeitverhaftung und beließ sie dennoch in einer vergangenen Epoche, so dass er sie nicht ihres Nostalgiefaktors beraubte. Das Flair der eleganten und prachtvollen Wohnpaläste, der liebenswerten historischen Eisenbahn (in der einst schon Saif Ali Khans Mutter Sharmila Tagore für Aradhana an Filmkameras vorbeigefahren war) und des glamourösen „Moulin Rouge“-Nachtclubs prägt den Film und macht ihn zugleich zu mehr als nur einer Augenweide – man fühlt sich in diesem stilvoll-nostalgischen Ambiente einfach nur wohl.
Ebenfalls rundum gelungen ist die Besetzung – selten erlebt man einen derart geschlossenen und harmonierenden Cast, in dem es keinen einzigen Ausfall gibt. Das gilt für jedes einzelne Mitglied der beiden Familien über die wenigen zusätzlichen Nebenfiguren bis hin zu Diya Mirza in der kleinen Rolle der verwöhnt-eleganten Gayatri Tantiya, die mehr als nur ein begehrliches Auge auf Shekhar geworfen hat. Was nur zu verständlich ist, denn Saif Ali Khan ist ein ausgesprochen attraktives Mannsbild und bringt noch dazu schon von Natur aus genau die aristokratische Note mit, die seine Figur verlangt. Sein Spiel ist ausdrucksstark und intensiv und verdichtet sich zu einem insgesamt überzeugenden Rollenporträt. Für die größte Überraschung sorgte seinerzeit jedoch Vidya Balan, die Chopra und Sarkar für deren Mut, die weibliche Hauptrolle in ihrem teuren Prestigeprojekt mit einer absoluten Newcomerin zu besetzen, mehr als belohnte. Mit dezentem und zugleich – oder vielmehr gerade deshalb sehr eindringlichem Spiel absolvierte sie ein Filmdebüt, das nicht wenige Kollegen, Kritiker und Zuschauer dazu veranlasste, sie mit den ganz großen Vertreterinnen des Hindi Cinema wie z.B. Madhuri Dixit auf eine Stufe zu stellen und ihr eine rauschende Karriere vorauszusagen. Das Zeug dazu hat sie allemal.
Und für die zwar eher kleine, aber dafür umso wichtigere Rolle des sympathischen und lebenserfahrenen Girish jemanden vom Kaliber eines Sanjay Dutt zu haben ist natürlich ein Glücksfall erster Klasse. Mit seiner Präsenz und seinem Charisma verhindert Sanjay, dass Girish neben der zentraleren Figur des Shekhar zur zweiten Geige verkümmert, und spielt zugleich jedoch mit genügend Feingefühl, dass er das Verhältnis seinerseits auch nicht umkehrt. Girish und Shekhar sind zwei absolut gleichwertige Figuren, und selbst in ihrer finalen Auseinandersetzung setzt Sanjay nicht mehr Autorität ein als nötig, wodurch diese Szene zwischen ihm und dem, wie gesagt, ebenfalls stark spielenden Saif eine wunderbare Spannung erhält. Bei seinem klassischen bengalischen Tanz und in der großen Moulin-Rouge-Nummer „Kaisi Paheli Zindegani“ mit Gaststar Rekha beweist Sanjay zudem, dass seine Bewegungen nichts von ihrer Puma-Eleganz der frühen 90er Jahre eingebüßt haben. Und seinen feinsinnigen Humor kann er als Girish mehrfach ausspielen. Die Filmfare, die Stardust und die Zee Cine Awards würdigten diese reife und schöne Leistung mit je einer Nominierung Sanjays als Best Supporting Actor; leider blieb es einmal mehr bei der Nominierung. (Offen gesagt erwarte ich mittlerweile schon gar nichts anderes mehr...)
In der der UTV-DVD beiliegenden Broschüre wird die Rolle des Girish übrigens folgendermaßen geschildert: „Der Traummann aller Frauen. Ausgelassen, spaßliebend, galant, sensibel, selbstständig. Girish verliebt sich Hals über Kopf, ohne dabei denselbigen zu verlieren. Überraschenderweise hat sein aus eigener Kraft erarbeiteter Erfolg ihn nicht arrogant, sondern eher bescheiden und mitfühlend gemacht. In diesem reichen und lebenserfahrenen jungen Mann steckt das Gemüt eines schelmischen Kindes, und ständig spielt Girish irgendwelche Streiche, um ein Lächeln auf die Gesichter seiner Mitmenschen zu zaubern.“
Könnte man Sanju besser beschreiben?
Produktion: Vidhu Vinod Chopra; Regie: Pradeep Sarkar
129 Min.; DVD: UTV, englische UT (inkl. Songs). Bonus DVD mit Making Of, Behind the Scenes, Making of „Yeh Hawayein“, Curtain Raiser, Trailer und Still Gallery. Farbige Broschüre mit Lyrics und Infos zu Film, Darstellern und Machern.
Bonus: Aus dem "Curtain Raiser", Stardust, April 2005:
Sanjay Dutt und Vidhu Vinod Chopra – das erinnert an die grandiose Kombination, die vor zwei Jahren mit dem Blockbuster Munnabhai MBBS für Furore an den Kinokassen sorgte. Nun sind Vidhu und Sanjay zu einem weiteren hungama an den Kassen bereit. „Okay, Parineeta ist eine vollständige Abkehr von der Figur, die ich in Rajus Munnabhai-Film gespielt habe“, sagt Macho Sanjay Dutt. „In diesem Film bin ich ein ausgesprochen gewinnender und emotionaler Typ. Ein Mann, der hart für sein Vermögen gearbeitet hat. Ein Mann, der vieles im Leben gesehen hat, ein sehr viel reiferer Mann. Ich habe auch an meinem Aussehen gearbeitet; meine Haare sind zurückgekämmt, und ich trage lange sherwanis und kurtas. Ich spreche reines Hindi, und meine Emotionen sind eher gedämpft“, informiert Sanju. Er hat für dieses Projekt zugesagt, obwohl er wusste, dass die eigentliche männliche Hauptfigur Saif sein würde, weil seine Rolle Neues für ihn bot: „Ich denke, diese Figur verschafft mir als darstellender Künstler eine Menge Freiraum. Davon abgesehen, dass ich zu Vidhu niemals nein sagen kann. Er ist mein Kumpel. Mit Pradeep zu arbeiten war eine Erfahrung, an die ich mich immer gerne erinnern werde. Ich denke, Parineeta wird mir einen Namen als ernsthafter Schauspieler verschaffen.“
Es war am letzten Drehtag, als die Pre-Climax aufgenommen wurde (Anm. Diwali: gemeint ist die große Szene zwischen Sanju und Saif vor der Hochzeit). Regisseur Pradeep wartete mit angehaltenem Atem, und in der allgemeinen Stille hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Sanju lieferte seinen Text ab, und es entstand eine Pause. Jeder konnte spüren, dass etwas passierte. Sanju hatte Tränen in den Augen. (...) „Die Szene war wirklich bewegend. Ich war völlig in die Szene versunken. Ich hatte vorher in Erwägung gezogen, Glyzerin zu verwenden, aber dann schoss mir etwas durch den Kopf, und ich sagte, lasst uns loslegen. Nachdem ich meinen Text aufgesagt hatte, merkte ich, dass meine Augen feucht waren. Um weitere Verlegenheiten zu vermeiden, schloss ich sofort meine Augen, aber die Tränen liefen nur so herunter“, erzählt Sanju mit erstickter Stimme.
(Deutsch von Diwali)
Mit Parineeta (= verheiratete Frau) ist Vidhu Vinod Chopra und Pradeep Sarkar eine beeindruckende und stimmige Literaturverfilmung gelungen. Ein besonderer Coup war die Verlegung der Handlung aus dem 1914 entstandenen Chattopadhyay-Roman in das Kalkutta der 1960er Jahre; Chopra löste die Erzählung dadurch aus jeder Zeitverhaftung und beließ sie dennoch in einer vergangenen Epoche, so dass er sie nicht ihres Nostalgiefaktors beraubte. Das Flair der eleganten und prachtvollen Wohnpaläste, der liebenswerten historischen Eisenbahn (in der einst schon Saif Ali Khans Mutter Sharmila Tagore für Aradhana an Filmkameras vorbeigefahren war) und des glamourösen „Moulin Rouge“-Nachtclubs prägt den Film und macht ihn zugleich zu mehr als nur einer Augenweide – man fühlt sich in diesem stilvoll-nostalgischen Ambiente einfach nur wohl.
Ebenfalls rundum gelungen ist die Besetzung – selten erlebt man einen derart geschlossenen und harmonierenden Cast, in dem es keinen einzigen Ausfall gibt. Das gilt für jedes einzelne Mitglied der beiden Familien über die wenigen zusätzlichen Nebenfiguren bis hin zu Diya Mirza in der kleinen Rolle der verwöhnt-eleganten Gayatri Tantiya, die mehr als nur ein begehrliches Auge auf Shekhar geworfen hat. Was nur zu verständlich ist, denn Saif Ali Khan ist ein ausgesprochen attraktives Mannsbild und bringt noch dazu schon von Natur aus genau die aristokratische Note mit, die seine Figur verlangt. Sein Spiel ist ausdrucksstark und intensiv und verdichtet sich zu einem insgesamt überzeugenden Rollenporträt. Für die größte Überraschung sorgte seinerzeit jedoch Vidya Balan, die Chopra und Sarkar für deren Mut, die weibliche Hauptrolle in ihrem teuren Prestigeprojekt mit einer absoluten Newcomerin zu besetzen, mehr als belohnte. Mit dezentem und zugleich – oder vielmehr gerade deshalb sehr eindringlichem Spiel absolvierte sie ein Filmdebüt, das nicht wenige Kollegen, Kritiker und Zuschauer dazu veranlasste, sie mit den ganz großen Vertreterinnen des Hindi Cinema wie z.B. Madhuri Dixit auf eine Stufe zu stellen und ihr eine rauschende Karriere vorauszusagen. Das Zeug dazu hat sie allemal.
Und für die zwar eher kleine, aber dafür umso wichtigere Rolle des sympathischen und lebenserfahrenen Girish jemanden vom Kaliber eines Sanjay Dutt zu haben ist natürlich ein Glücksfall erster Klasse. Mit seiner Präsenz und seinem Charisma verhindert Sanjay, dass Girish neben der zentraleren Figur des Shekhar zur zweiten Geige verkümmert, und spielt zugleich jedoch mit genügend Feingefühl, dass er das Verhältnis seinerseits auch nicht umkehrt. Girish und Shekhar sind zwei absolut gleichwertige Figuren, und selbst in ihrer finalen Auseinandersetzung setzt Sanjay nicht mehr Autorität ein als nötig, wodurch diese Szene zwischen ihm und dem, wie gesagt, ebenfalls stark spielenden Saif eine wunderbare Spannung erhält. Bei seinem klassischen bengalischen Tanz und in der großen Moulin-Rouge-Nummer „Kaisi Paheli Zindegani“ mit Gaststar Rekha beweist Sanjay zudem, dass seine Bewegungen nichts von ihrer Puma-Eleganz der frühen 90er Jahre eingebüßt haben. Und seinen feinsinnigen Humor kann er als Girish mehrfach ausspielen. Die Filmfare, die Stardust und die Zee Cine Awards würdigten diese reife und schöne Leistung mit je einer Nominierung Sanjays als Best Supporting Actor; leider blieb es einmal mehr bei der Nominierung. (Offen gesagt erwarte ich mittlerweile schon gar nichts anderes mehr...)
In der der UTV-DVD beiliegenden Broschüre wird die Rolle des Girish übrigens folgendermaßen geschildert: „Der Traummann aller Frauen. Ausgelassen, spaßliebend, galant, sensibel, selbstständig. Girish verliebt sich Hals über Kopf, ohne dabei denselbigen zu verlieren. Überraschenderweise hat sein aus eigener Kraft erarbeiteter Erfolg ihn nicht arrogant, sondern eher bescheiden und mitfühlend gemacht. In diesem reichen und lebenserfahrenen jungen Mann steckt das Gemüt eines schelmischen Kindes, und ständig spielt Girish irgendwelche Streiche, um ein Lächeln auf die Gesichter seiner Mitmenschen zu zaubern.“
Könnte man Sanju besser beschreiben?
Produktion: Vidhu Vinod Chopra; Regie: Pradeep Sarkar
129 Min.; DVD: UTV, englische UT (inkl. Songs). Bonus DVD mit Making Of, Behind the Scenes, Making of „Yeh Hawayein“, Curtain Raiser, Trailer und Still Gallery. Farbige Broschüre mit Lyrics und Infos zu Film, Darstellern und Machern.
Bonus: Aus dem "Curtain Raiser", Stardust, April 2005:
Sanjay Dutt und Vidhu Vinod Chopra – das erinnert an die grandiose Kombination, die vor zwei Jahren mit dem Blockbuster Munnabhai MBBS für Furore an den Kinokassen sorgte. Nun sind Vidhu und Sanjay zu einem weiteren hungama an den Kassen bereit. „Okay, Parineeta ist eine vollständige Abkehr von der Figur, die ich in Rajus Munnabhai-Film gespielt habe“, sagt Macho Sanjay Dutt. „In diesem Film bin ich ein ausgesprochen gewinnender und emotionaler Typ. Ein Mann, der hart für sein Vermögen gearbeitet hat. Ein Mann, der vieles im Leben gesehen hat, ein sehr viel reiferer Mann. Ich habe auch an meinem Aussehen gearbeitet; meine Haare sind zurückgekämmt, und ich trage lange sherwanis und kurtas. Ich spreche reines Hindi, und meine Emotionen sind eher gedämpft“, informiert Sanju. Er hat für dieses Projekt zugesagt, obwohl er wusste, dass die eigentliche männliche Hauptfigur Saif sein würde, weil seine Rolle Neues für ihn bot: „Ich denke, diese Figur verschafft mir als darstellender Künstler eine Menge Freiraum. Davon abgesehen, dass ich zu Vidhu niemals nein sagen kann. Er ist mein Kumpel. Mit Pradeep zu arbeiten war eine Erfahrung, an die ich mich immer gerne erinnern werde. Ich denke, Parineeta wird mir einen Namen als ernsthafter Schauspieler verschaffen.“
Es war am letzten Drehtag, als die Pre-Climax aufgenommen wurde (Anm. Diwali: gemeint ist die große Szene zwischen Sanju und Saif vor der Hochzeit). Regisseur Pradeep wartete mit angehaltenem Atem, und in der allgemeinen Stille hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Sanju lieferte seinen Text ab, und es entstand eine Pause. Jeder konnte spüren, dass etwas passierte. Sanju hatte Tränen in den Augen. (...) „Die Szene war wirklich bewegend. Ich war völlig in die Szene versunken. Ich hatte vorher in Erwägung gezogen, Glyzerin zu verwenden, aber dann schoss mir etwas durch den Kopf, und ich sagte, lasst uns loslegen. Nachdem ich meinen Text aufgesagt hatte, merkte ich, dass meine Augen feucht waren. Um weitere Verlegenheiten zu vermeiden, schloss ich sofort meine Augen, aber die Tränen liefen nur so herunter“, erzählt Sanju mit erstickter Stimme.
(Deutsch von Diwali)
Mittwoch, 14. Februar 2007
Tango Charlie (2005; Special Appearance)
Zur Story: Squadron Leader Vikram Rathore (Sanjay Dutt) und Flight Lieutenant Shezad Khan (Suniel Shetty) entdecken im Grenzgebiet von Kashmir einen verletzten indischen Soldaten im Schnee und holen ihn an Bord ihres Hubschraubers. Khan versorgt die Wunden des Mannes und entdeckt dabei dessen Tagebuch, dem er den Namen des Soldaten entnimmt: Sepoy Tarun Chauhan, beim Militär "Tango Charlie" genannt (Bobby Deol). Um sich während des Flugs die Zeit zu vertreiben, lesen Rathore und Khan das Tagebuch, in dem Tarun gegen die Verzweiflung angeschrieben hat, die ihn angesichts seiner Einsätze an verschiedenen Orten und gegen verschiedene Gegner immer wieder überkam, z.B. als er zum ersten Mal einen Menschen tötete oder als er während Aufständen in Gujarat einen Unbeteiligten erschoss. Aber auch private Erlebnisse Taruns mit seiner Dauerverlobten Lachchi (Tanisha) und eine spezielle Episode im Leben seines Vorgesetzten Havaldar Mohammed Ali, genannt "Mike Alpha" (Ajay Devgan), in der die schöne Shyamuli (Nandana Sen) eine zentrale Rolle spielt, sind in dem Tagebuch verzeichnet...
"War is mankind’s greatest enemy" steht am Beginn des Filmes; Mani Shankar wollte offensichtlich gar nicht erst irgendwelche Zweifel aufkommen lassen, was Tango Charlie für ihn ist, nämlich ein Anti-Kriegsfilm. Da wird selbst der eine oder andere indische Soldat einmal als Schwein dargestellt, das eine gefangene Frau vergewaltigen will oder auf Taruns entsetzte Frage, ob sie in Gujarat auf Zivilisten schießen müssten, unberührt antwortet, ob das denn einen Unterschied mache. Dass die meisten anderen Soldaten einschließlich der beiden Helden Tarun und Mohammed gute Soldaten sind, sei Shankar geschenkt, denn sein Hauptziel erreicht er durchaus: zu zeigen, dass Krieg kein glorreiches Halleluja ist, sondern dass die meisten darin elend verrecken wie der von einem brutalen Bodo-Rebellenführer (Kelly Dorjee) gefolterte und unter entsetzlichen Schmerzensschreien verblutende Soldat Viju, und dass Töten keinen Spaß macht, zumal wenn es Unbeteiligte trifft; die Szene, in der Tarun, von seinem Gewissen getrieben, reuevoll die Trauerfeier für den von ihm erschossenen Mann in Gujarat aufsucht und dort, statt die erhoffte Absolution zu erlangen, beinahe totgeprügelt wird, geht unter die Haut.
Mani Shankar bettete die verschiedenen Ereignisse aus dem Leben von Tango Charlie und Mike Alpha in eine Rahmenhandlung, für die er seine beiden Rudraksh-Mitstreiter Sanjay Dutt und Suniel Shetty gewinnen konnte. Für die beiden waren die wenigen Szenen, in denen sie im Helikopter über die verschneite Landschaft flogen oder Bobby Deol durch dieselbige schleppten, keine größere Herausforderung, sondern eher mal ein netter Zeitvertreib, und offensichtlich hat diese Special Appearance auch beiden Spaß gemacht – zumal sie am Ende glatt noch einen der besten Dialoge des Films haben, nämlich wenn Tarun klar wird, dass die beiden sein Tagebuch gelesen haben, und ausgerechnet Sanjay, der als Suniels Vorgesetzter diesen zuvor dazu aufgefordert hatte, nun mit einem breiten Grinsen ihm die Schuld gibt und ihn auch noch mit väterlicher Autorität à la "tut man denn sowas, anderer Leute Tagebuch lesen?" zusammenstaucht.
Trotzdem: Viel haben die beiden nicht zu tun; eine längere Szene am Anfang, zwei kurze zwischendrin und noch eine kurze gegen Ende - zu wenig, um den Film nur ihretwegen zu empfehlen. Wer aber einen gut gemachten Film sehen will, der den Krieg nicht glorifiziert, sondern sich auch mit den Gefühlen derer befasst, die mit dem Grauen und dem Leid, das sie darin erleben, fertigwerden müssen, für den tue ich es trotzdem.
Produktion: Nitin Manmohan; Regie: Mani Shankar
143 Min.; DVD: Spark, englische UT (inkl. Songs), kommen oft nur nach dem Zufallsprinzip - meist zu spät. Die DVD enthält zudem ein Making Of des Filmes.
"War is mankind’s greatest enemy" steht am Beginn des Filmes; Mani Shankar wollte offensichtlich gar nicht erst irgendwelche Zweifel aufkommen lassen, was Tango Charlie für ihn ist, nämlich ein Anti-Kriegsfilm. Da wird selbst der eine oder andere indische Soldat einmal als Schwein dargestellt, das eine gefangene Frau vergewaltigen will oder auf Taruns entsetzte Frage, ob sie in Gujarat auf Zivilisten schießen müssten, unberührt antwortet, ob das denn einen Unterschied mache. Dass die meisten anderen Soldaten einschließlich der beiden Helden Tarun und Mohammed gute Soldaten sind, sei Shankar geschenkt, denn sein Hauptziel erreicht er durchaus: zu zeigen, dass Krieg kein glorreiches Halleluja ist, sondern dass die meisten darin elend verrecken wie der von einem brutalen Bodo-Rebellenführer (Kelly Dorjee) gefolterte und unter entsetzlichen Schmerzensschreien verblutende Soldat Viju, und dass Töten keinen Spaß macht, zumal wenn es Unbeteiligte trifft; die Szene, in der Tarun, von seinem Gewissen getrieben, reuevoll die Trauerfeier für den von ihm erschossenen Mann in Gujarat aufsucht und dort, statt die erhoffte Absolution zu erlangen, beinahe totgeprügelt wird, geht unter die Haut.
Mani Shankar bettete die verschiedenen Ereignisse aus dem Leben von Tango Charlie und Mike Alpha in eine Rahmenhandlung, für die er seine beiden Rudraksh-Mitstreiter Sanjay Dutt und Suniel Shetty gewinnen konnte. Für die beiden waren die wenigen Szenen, in denen sie im Helikopter über die verschneite Landschaft flogen oder Bobby Deol durch dieselbige schleppten, keine größere Herausforderung, sondern eher mal ein netter Zeitvertreib, und offensichtlich hat diese Special Appearance auch beiden Spaß gemacht – zumal sie am Ende glatt noch einen der besten Dialoge des Films haben, nämlich wenn Tarun klar wird, dass die beiden sein Tagebuch gelesen haben, und ausgerechnet Sanjay, der als Suniels Vorgesetzter diesen zuvor dazu aufgefordert hatte, nun mit einem breiten Grinsen ihm die Schuld gibt und ihn auch noch mit väterlicher Autorität à la "tut man denn sowas, anderer Leute Tagebuch lesen?" zusammenstaucht.
Trotzdem: Viel haben die beiden nicht zu tun; eine längere Szene am Anfang, zwei kurze zwischendrin und noch eine kurze gegen Ende - zu wenig, um den Film nur ihretwegen zu empfehlen. Wer aber einen gut gemachten Film sehen will, der den Krieg nicht glorifiziert, sondern sich auch mit den Gefühlen derer befasst, die mit dem Grauen und dem Leid, das sie darin erleben, fertigwerden müssen, für den tue ich es trotzdem.
Produktion: Nitin Manmohan; Regie: Mani Shankar
143 Min.; DVD: Spark, englische UT (inkl. Songs), kommen oft nur nach dem Zufallsprinzip - meist zu spät. Die DVD enthält zudem ein Making Of des Filmes.
Shabd (2005)
Zur Story: Der einst gefeierte Schriftsteller Shaukat Vashisht (Sanjay Dutt) steckt in einer Krise: Kritiker und Leser haben seinen Büchern zuletzt mangelnde Realitätsnähe vorgeworfen. Doch nach zwei Jahren scheint Shaukat seine Schreibblockade überwunden zu haben und setzt sich, zur Freude seiner Frau, der Universitäts-Dozentin Antara (Aishwarya Rai), endlich wieder an seine Schreibmaschine. Vor seinen Augen entsteht als Heldin seines neuen Buchs Tamanna (= desire), der Shaukat Züge von Antara verleiht. Diesmal will er nahe an der Realität bleiben und ermuntert Antara, das Leben zu genießen, selbst als der junge Fotografie-Professor Yash (Zayed Khan) sie offen umwirbt. Immer mehr werden Fiktion und Realität für Shaukat eins, immer mehr glaubt er, die Fäden in der Hand zu haben und das Schicksal anderer schreiben zu können. Als Antara das Ausmaß seiner Schizophrenie bewusst wird, klärt sie Yash endlich darüber auf, verheiratet zu sein, und versucht, Shaukat in die Realität und zu ihrer Liebe zurückzuholen. Doch stattdessen treibt sie ihn damit ungewollt endgültig in den Wahnsinn...
„What is reality?“ Diese Frage zieht sich durch den gesamten Film Shabd (= Worte), und Leena Yadav macht es dem Publikum in ihrem Debütfilm als Regisseurin keineswegs leicht, diese Frage zu beantworten. Wo endet die Realität, wo beginnt die Fiktion bzw. umgekehrt? Shabd ist - ich nehme es gleich einmal vorweg - ein hervorragender und hochinteressanter Film. Es passiert selten, dass ein Film mich derart in seinen Bann zieht und am Schluss wie geplättet zurücklässt wie Shabd. Das hat so zuletzt eigentlich nur Raj Kapoor mit seinen 40er/50er Jahre-Filmen geschafft, obwohl diese Filme und Shabd natürlich zwei völlig unterschiedliche Kategorien sind. Aber die Wirkung auf mich war ähnlich. Die Stilmittel - vor allem die "schneienden" und später rot werdenden Buchstaben - mögen nicht jedermanns Sache sein; mich haben sie fasziniert, weil sie zu der geheimnisvoll-künstlichen Atmosphäre der Handlung passten. Ein Schriftsteller ersinnt eine Geschichte, glaubt sie in der Hand zu haben, durch seine Fiktion die Realität zu schreiben und damit zugleich auch uns und unsere Sichtweise zu lenken. Umso verstörender kam dann das Ende, das auch mich beinahe in den Wahnsinn getrieben hätte. Erst beim nochmaligen Ansehen habe ich die Subtilität von Antaras Experiment begriffen, was jedoch an der irrsinnig starken Wirkung des Finales nichts ändert. Was Yadav, Rai und Dutt da geleistet haben, ist allererste Klasse.
Getragen wird der Film von einer schauspielerischen Bravourleistung Sanjay Dutts. Seit Saajan hat man ihn nicht mehr in einer derart ruhigen und verinnerlichten Rolle erlebt - weit entfernt sowohl von seinen Bhais und Gangstern als auch von seinen Munnabhais. Sanju hat in Interviews mehrfach seine Dankbarkeit geäußert, diese hochspannende Figur spielen zu dürfen, und wenn man weiß, wie sehr ihm an einer möglichst breitgefächerten Vielfalt seines Rollenrepertoires gelegen ist, glaubt man ihm das sofort. Shaukat ist wahrscheinlich seine bislang anspruchsvollste Rolle, und er gestaltet sie mit sehr viel darstellerischem Feingefühl. Die allmählich aufkeimende Schizophrenie wird umso glaubwürdiger, da Sanjay sie eben wirklich Schritt für Schritt in sein Spiel einfließen lässt und seine emotionale Energie bewusst zügelt, bis diese Entwicklung ihren Höhepunkt erreicht - um sie danach umso wirkungsvoller zum Ausbruch zu bringen: in seiner Szene mit Antara auf dem Felsen, bei seiner flehentlichen Bitte an sie, ihm zu beweisen, dass Realität und Fiktion eben nicht eins sind, weil diese von ihm erdachte Realität für ihn immer qualvoller wird, und am Ende, als er bei Antaras diesbezüglichem Versuch buchstäblich durchdreht.
Auch Aishwarya Rai ist großartig. Sie verdient sich mehr und mehr meine Anerkennung für ihren Mut bei der Auswahl ungewöhnlicher Filmrollen außerhalb des Mainstreams. In Shabd beweist sie einmal mehr, dass sie nicht nur eine Schönheitskönigin und tolle Tänzerin ist, sondern eben auch eine ernstzunehmende Schauspielerin. Sie verleiht der zwischen ihrem älteren Ehemann und ihrem jüngeren Anbeter stehenden Antara eine Glaubwürdigkeit, die niemanden daran zweifeln lässt, dass ihre Liebe bis zuletzt unverbrüchlich Shaukat gehört. Sanju und Aishwarya harmonieren hervorragend zusammen; ihre gemeinsame Bettszene - o ja, eine solche gibt es, und sie zeigt Sanjus nach wie vor blendenden Body mit wunderbaren Tattoos auf den Schulterblättern - ist sehr dezent und geschmackvoll gefilmt und wirkt dadurch ungemein gefühlvoll und erotisch.
Zayed Khan kann mit der geballten Power seiner beiden Co-Stars zwar nicht mithalten, aber er ist ein liebenswerter Sympathieträger, und mehr wird in diesem Film auch gar nicht von ihm verlangt. Die restlichen Mitwirkenden sind, mit Verlaub, unwichtig. Shabd ist ein ausgewiesenes Kammerspiel, ähnlich wie Saajan – nur dass Saajan wirklich noch eine veritable Dreiecksgeschichte zwischen einer Frau und zwei Männern war, während es Shabd eigentlich nur noch um Shaukats (Geistes-)Welt geht, in der er seine geliebte Frau und einen ihm völlig fremden jungen Mann zu Spielfiguren in seinem Roman macht und über die von ihm intendierte und ihn zugleich quälende Gleichstellung von Realität und Fiktion immer mehr in die Schizophrenie und am Ende in den Wahnsinn abgleitet.
Wie gesagt: ein irre guter Film, der sich vielleicht nicht jedem auf Anhieb erschließt, der jedoch niemanden unberührt lassen dürfte. (Und wer Sanjay Dutt und vor allem seine facettenreiche Stimme mag, sollte sich zudem den Soundtrack zulegen, den er durch Textrezitationen innerhalb der Songs bereichert.). Welcome to Shaukat’s World!
Produktion: Pritish Nandy, Rangita Pritish-Nandy; Regie: Leena Yadav
137 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs), einige wenige Stellen sind nicht untertitelt
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„What is reality?“ Diese Frage zieht sich durch den gesamten Film Shabd (= Worte), und Leena Yadav macht es dem Publikum in ihrem Debütfilm als Regisseurin keineswegs leicht, diese Frage zu beantworten. Wo endet die Realität, wo beginnt die Fiktion bzw. umgekehrt? Shabd ist - ich nehme es gleich einmal vorweg - ein hervorragender und hochinteressanter Film. Es passiert selten, dass ein Film mich derart in seinen Bann zieht und am Schluss wie geplättet zurücklässt wie Shabd. Das hat so zuletzt eigentlich nur Raj Kapoor mit seinen 40er/50er Jahre-Filmen geschafft, obwohl diese Filme und Shabd natürlich zwei völlig unterschiedliche Kategorien sind. Aber die Wirkung auf mich war ähnlich. Die Stilmittel - vor allem die "schneienden" und später rot werdenden Buchstaben - mögen nicht jedermanns Sache sein; mich haben sie fasziniert, weil sie zu der geheimnisvoll-künstlichen Atmosphäre der Handlung passten. Ein Schriftsteller ersinnt eine Geschichte, glaubt sie in der Hand zu haben, durch seine Fiktion die Realität zu schreiben und damit zugleich auch uns und unsere Sichtweise zu lenken. Umso verstörender kam dann das Ende, das auch mich beinahe in den Wahnsinn getrieben hätte. Erst beim nochmaligen Ansehen habe ich die Subtilität von Antaras Experiment begriffen, was jedoch an der irrsinnig starken Wirkung des Finales nichts ändert. Was Yadav, Rai und Dutt da geleistet haben, ist allererste Klasse.
Getragen wird der Film von einer schauspielerischen Bravourleistung Sanjay Dutts. Seit Saajan hat man ihn nicht mehr in einer derart ruhigen und verinnerlichten Rolle erlebt - weit entfernt sowohl von seinen Bhais und Gangstern als auch von seinen Munnabhais. Sanju hat in Interviews mehrfach seine Dankbarkeit geäußert, diese hochspannende Figur spielen zu dürfen, und wenn man weiß, wie sehr ihm an einer möglichst breitgefächerten Vielfalt seines Rollenrepertoires gelegen ist, glaubt man ihm das sofort. Shaukat ist wahrscheinlich seine bislang anspruchsvollste Rolle, und er gestaltet sie mit sehr viel darstellerischem Feingefühl. Die allmählich aufkeimende Schizophrenie wird umso glaubwürdiger, da Sanjay sie eben wirklich Schritt für Schritt in sein Spiel einfließen lässt und seine emotionale Energie bewusst zügelt, bis diese Entwicklung ihren Höhepunkt erreicht - um sie danach umso wirkungsvoller zum Ausbruch zu bringen: in seiner Szene mit Antara auf dem Felsen, bei seiner flehentlichen Bitte an sie, ihm zu beweisen, dass Realität und Fiktion eben nicht eins sind, weil diese von ihm erdachte Realität für ihn immer qualvoller wird, und am Ende, als er bei Antaras diesbezüglichem Versuch buchstäblich durchdreht.
Auch Aishwarya Rai ist großartig. Sie verdient sich mehr und mehr meine Anerkennung für ihren Mut bei der Auswahl ungewöhnlicher Filmrollen außerhalb des Mainstreams. In Shabd beweist sie einmal mehr, dass sie nicht nur eine Schönheitskönigin und tolle Tänzerin ist, sondern eben auch eine ernstzunehmende Schauspielerin. Sie verleiht der zwischen ihrem älteren Ehemann und ihrem jüngeren Anbeter stehenden Antara eine Glaubwürdigkeit, die niemanden daran zweifeln lässt, dass ihre Liebe bis zuletzt unverbrüchlich Shaukat gehört. Sanju und Aishwarya harmonieren hervorragend zusammen; ihre gemeinsame Bettszene - o ja, eine solche gibt es, und sie zeigt Sanjus nach wie vor blendenden Body mit wunderbaren Tattoos auf den Schulterblättern - ist sehr dezent und geschmackvoll gefilmt und wirkt dadurch ungemein gefühlvoll und erotisch.
Zayed Khan kann mit der geballten Power seiner beiden Co-Stars zwar nicht mithalten, aber er ist ein liebenswerter Sympathieträger, und mehr wird in diesem Film auch gar nicht von ihm verlangt. Die restlichen Mitwirkenden sind, mit Verlaub, unwichtig. Shabd ist ein ausgewiesenes Kammerspiel, ähnlich wie Saajan – nur dass Saajan wirklich noch eine veritable Dreiecksgeschichte zwischen einer Frau und zwei Männern war, während es Shabd eigentlich nur noch um Shaukats (Geistes-)Welt geht, in der er seine geliebte Frau und einen ihm völlig fremden jungen Mann zu Spielfiguren in seinem Roman macht und über die von ihm intendierte und ihn zugleich quälende Gleichstellung von Realität und Fiktion immer mehr in die Schizophrenie und am Ende in den Wahnsinn abgleitet.
Wie gesagt: ein irre guter Film, der sich vielleicht nicht jedem auf Anhieb erschließt, der jedoch niemanden unberührt lassen dürfte. (Und wer Sanjay Dutt und vor allem seine facettenreiche Stimme mag, sollte sich zudem den Soundtrack zulegen, den er durch Textrezitationen innerhalb der Songs bereichert.). Welcome to Shaukat’s World!
Produktion: Pritish Nandy, Rangita Pritish-Nandy; Regie: Leena Yadav
137 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs), einige wenige Stellen sind nicht untertitelt
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Musafir (2004)
Zur Story: Bei seinem letzten Coup wird der Betrüger Lucky (Anil Kapoor) selber zum Betrogenen: Seine Freundin Lara (Koena Mitra) macht sich mit dem von ihm ergaunerten Geld aus dem Staub. Damit nicht genug, entpuppt sich Luckys Opfer als ein Helfershelfer des Gangsterbosses Billa Bhai (Sanjay Dutt), und bei so etwas versteht der keinen Spaß. Er nimmt Lucky in die Mangel und bietet ihm eine letzte Chance, seinen Hals zu retten: Er soll in Goa bei Whacko Jacko (Shakti Kapoor) eine Geldtasche abholen und bei Billa abliefern. Doch wieder geht alles schief: Lucky verliert das Geld, bekommt Ärger mit dem fanatischen Cop Tiger (Aditya Pancholi) und verguckt sich in die verheiratete Sam (Sameera Reddy), die ihren Mann Lokha (Mahesh Manjrekar) ebenso loswerden will wie er sie – und beide heuern dafür Lucky an. Zu allem Überfluss kreuzt schließlich auch noch Billa persönlich in Goa auf, um Lucky im Auge zu behalten...
Aller guten Dinge sind drei, dachten sich vermutlich Sanjay Dutt und Sanjay Gupta und präsentierten mit ihrer Produktionsfirma White Feather Films nach Kaante und Plan mit Musafir (= Reisender) den dritten Film, in dem Sanju seine Serie der coolen White-Feather- Gangster-Rollen fortsetzt – oder besser gesagt: in jeder Hinsicht toppt. Er war nie cooler, sang niemals verruchter als in „Tez Dhaar“ (während der Credits) und gestaltete nie einen heißeren Clip als „Saaki Saaki“ – er sieht einfach nur rattenscharf aus darin, und auch Koena Mitra braucht sich mit ihrem Fahrgestell hinter ihren „Vorgängerinnen“ Isha Koppikar und Priyanka Chopra nicht zu verstecken (zumal sie danach zusammen mit Sanju auch noch eine tolle Spielszene hat).
Und noch etwas hat Musafir mit Kaante und Plan gemeinsam: Dutt-Regisseur Mahesh Manjrekar vor der Kamera. Der Mann scheint ein Faible für durchgeknallte Rollen zu haben und überzeugt auch diesmal als zwielichtig-schmieriger Ehemann. Und an seiner Seite Sameera Reddy – holla, die Frau hat ja schauspielerisch richtig Fortschritte gemacht seit ihrem Debüt zwei Jahre zuvor! Sehr gut gemacht. Für die größte Überraschung jedoch sorgt Anil Kapoor, den zumindest ich hier nach unzähligen Filmen zum ersten Mal ohne Drei-Wetter-Taft-Fönfrisur und dafür mit blankrasierter Brust gesehen habe (entre nous, Anil: Dieser unrasiert-und-fern-der-Heimat-Look steht dir ausgezeichnet; solltest du öfters machen!). Zudem spielt er die für ihn eher ungewöhnliche Rolle wirklich gut, und dass er – trotz der meisten Screentime – nicht der herausragende Held des Filmes ist, ist nicht primär seine Schuld; sowas passiert eben, wenn man sich auf Sanjay Dutt als Gegenspieler einlässt...
Denn auch wenn Sanjay in Musafir nicht ganz so oft vorkommt wie Anil – eine Nebenrolle ist sein Billa definitiv nicht. Er ist ganz klar Luckys großer Gegenspieler und bekommt von Sanju soviel Charisma und geniale Power mit, dass er jede Szene, in der er auftritt, souverän beherrscht. Ob er mit seiner Harley Richtung Goa düst, im Kapuzenmantel zu den Klängen von Koyaanisqatsi durch die nächtlichen Straßen schreitet, lässig sein Messer-Werkzeug schlenkert, seine Gegner mit einem braunen und einem blauen Auge fixiert oder seine von einem cool-fiesen Grinsen umrahmten Goldbeißerchen zeigt – Billa ist der Boss. Auch die Damenwelt liegt ihm zu Füßen. Dass dieser superscharfen und gefährlichen Raubkatze der Name Billa = Kater verpasst wurde, mutet zunächst eher wie ein seltsamer Witz an – aber genauer betrachtet hat selbst Billa seine Schmuseseiten. Er zeigt sie nur nicht jedem. Und wenn er seine Gegner mal wieder in der Tasche hat, dann erinnert er tatsächlich an einen so richtig zufrieden schnurrenden Kater. (Den IIFA Awards war diese Leistung immerhin eine Nominierung für die Best Negative Role wert.)
Über die Machart des Filmes kann man streiten, z.B. über die Farbfilter oder die zum Teil frappierenden Schnitt- und Bildeffekte. Mir hat’s gefallen – der ganze Film ist sehr stylish und cool, und letztlich passt alles gut zusammen. Auch die Erzählweisen (Rückblenden, parallele Erzählung der Geschichten von Sam und Lokha) mag ich sehr. Für mich ist Musafir jederzeit eine Empfehlung wert – und sei es nur, um Billa dabei zuzusehen, wie er mit seinen Mitmenschen souverän und mit schönstem Goldzahn-Grinsen seine Spielchen treibt. Oder wegen jener Premiere, die Anil Kapoor bei der Musafir-IIFA-Präsentation angesprochen hat: Zum ersten Mal spielen hier Nayak und Khalnayak zusammen – Anil, der nayak (= Held) vieler Filme (u.a. Nayak), und Sanjay, der khalnayak (= Schurke) vieler Filme (u.a. Khalnayak). Und „Saaki Saaki“ muss man sowieso gesehen haben – wie gesagt: einfach nur rattenscharf!
Produktion und Regie: Sanjay Gupta
145 Min.; DVD: Spark, englische UT (inkl. Songs), nach 126 Min. einige Sekunden Tonausfall; Bonus-DVD (Making of the Movie; White Feather Films – An Intro; Musafir Item Bomb – Zee Music; IIFA Footage)
Screenshots
P.S. Sanjay Dutt hat sich übrigens für Musafir auch als Kostümdesigner betätigt. Der für seinen Modegeschmack und seinen Stil bekannte Schauspieler entwarf den Look für Anil Kapoor, Aditya Pancholi, Mahesh Manjrekar und natürlich auch für sich selbst.
Aller guten Dinge sind drei, dachten sich vermutlich Sanjay Dutt und Sanjay Gupta und präsentierten mit ihrer Produktionsfirma White Feather Films nach Kaante und Plan mit Musafir (= Reisender) den dritten Film, in dem Sanju seine Serie der coolen White-Feather- Gangster-Rollen fortsetzt – oder besser gesagt: in jeder Hinsicht toppt. Er war nie cooler, sang niemals verruchter als in „Tez Dhaar“ (während der Credits) und gestaltete nie einen heißeren Clip als „Saaki Saaki“ – er sieht einfach nur rattenscharf aus darin, und auch Koena Mitra braucht sich mit ihrem Fahrgestell hinter ihren „Vorgängerinnen“ Isha Koppikar und Priyanka Chopra nicht zu verstecken (zumal sie danach zusammen mit Sanju auch noch eine tolle Spielszene hat).
Und noch etwas hat Musafir mit Kaante und Plan gemeinsam: Dutt-Regisseur Mahesh Manjrekar vor der Kamera. Der Mann scheint ein Faible für durchgeknallte Rollen zu haben und überzeugt auch diesmal als zwielichtig-schmieriger Ehemann. Und an seiner Seite Sameera Reddy – holla, die Frau hat ja schauspielerisch richtig Fortschritte gemacht seit ihrem Debüt zwei Jahre zuvor! Sehr gut gemacht. Für die größte Überraschung jedoch sorgt Anil Kapoor, den zumindest ich hier nach unzähligen Filmen zum ersten Mal ohne Drei-Wetter-Taft-Fönfrisur und dafür mit blankrasierter Brust gesehen habe (entre nous, Anil: Dieser unrasiert-und-fern-der-Heimat-Look steht dir ausgezeichnet; solltest du öfters machen!). Zudem spielt er die für ihn eher ungewöhnliche Rolle wirklich gut, und dass er – trotz der meisten Screentime – nicht der herausragende Held des Filmes ist, ist nicht primär seine Schuld; sowas passiert eben, wenn man sich auf Sanjay Dutt als Gegenspieler einlässt...
Denn auch wenn Sanjay in Musafir nicht ganz so oft vorkommt wie Anil – eine Nebenrolle ist sein Billa definitiv nicht. Er ist ganz klar Luckys großer Gegenspieler und bekommt von Sanju soviel Charisma und geniale Power mit, dass er jede Szene, in der er auftritt, souverän beherrscht. Ob er mit seiner Harley Richtung Goa düst, im Kapuzenmantel zu den Klängen von Koyaanisqatsi durch die nächtlichen Straßen schreitet, lässig sein Messer-Werkzeug schlenkert, seine Gegner mit einem braunen und einem blauen Auge fixiert oder seine von einem cool-fiesen Grinsen umrahmten Goldbeißerchen zeigt – Billa ist der Boss. Auch die Damenwelt liegt ihm zu Füßen. Dass dieser superscharfen und gefährlichen Raubkatze der Name Billa = Kater verpasst wurde, mutet zunächst eher wie ein seltsamer Witz an – aber genauer betrachtet hat selbst Billa seine Schmuseseiten. Er zeigt sie nur nicht jedem. Und wenn er seine Gegner mal wieder in der Tasche hat, dann erinnert er tatsächlich an einen so richtig zufrieden schnurrenden Kater. (Den IIFA Awards war diese Leistung immerhin eine Nominierung für die Best Negative Role wert.)
Über die Machart des Filmes kann man streiten, z.B. über die Farbfilter oder die zum Teil frappierenden Schnitt- und Bildeffekte. Mir hat’s gefallen – der ganze Film ist sehr stylish und cool, und letztlich passt alles gut zusammen. Auch die Erzählweisen (Rückblenden, parallele Erzählung der Geschichten von Sam und Lokha) mag ich sehr. Für mich ist Musafir jederzeit eine Empfehlung wert – und sei es nur, um Billa dabei zuzusehen, wie er mit seinen Mitmenschen souverän und mit schönstem Goldzahn-Grinsen seine Spielchen treibt. Oder wegen jener Premiere, die Anil Kapoor bei der Musafir-IIFA-Präsentation angesprochen hat: Zum ersten Mal spielen hier Nayak und Khalnayak zusammen – Anil, der nayak (= Held) vieler Filme (u.a. Nayak), und Sanjay, der khalnayak (= Schurke) vieler Filme (u.a. Khalnayak). Und „Saaki Saaki“ muss man sowieso gesehen haben – wie gesagt: einfach nur rattenscharf!
Produktion und Regie: Sanjay Gupta
145 Min.; DVD: Spark, englische UT (inkl. Songs), nach 126 Min. einige Sekunden Tonausfall; Bonus-DVD (Making of the Movie; White Feather Films – An Intro; Musafir Item Bomb – Zee Music; IIFA Footage)
Screenshots
P.S. Sanjay Dutt hat sich übrigens für Musafir auch als Kostümdesigner betätigt. Der für seinen Modegeschmack und seinen Stil bekannte Schauspieler entwarf den Look für Anil Kapoor, Aditya Pancholi, Mahesh Manjrekar und natürlich auch für sich selbst.
Sonntag, 11. Februar 2007
Rakht (2004)
Zur Story: Drishti (Bipasha Basu) hatte bereits seit ihrer Kindheit Visionen, durch die sie in die Zukunft blicken konnte; dennoch konnte sie nicht verhindern, dass ihr Mann tödlich verunglückte. Nun zieht sie ihren kleinen Sohn Arjun alleine groß und verdient einen Teil ihres Lebensunterhalts als Kartenlegerin. Zwei Männer suchen ihre Freundschaft: der geistig behinderte Mechaniker Mohit (Suniel Shetty) und der Schuldirektor Rahul (Sanjay Dutt), obwohl letzterer verlobt ist – mit Natasha (Amrita Arora), der jungen und lebenslustigen Tochter des Bürgermeisters Raj Bahadur Singh (Sharat Saxena). Als Natasha spurlos verschwindet, gibt Drishti nach einer Vision ACP Ranveer (Rajat Bedi) einen Tipp, dank dessen die Leiche des Mädchens in einem See gefunden wird. Der Verdacht fällt auf den gewalttätigen Sunil Tehan, genannt Sunny (Dino Morea), der seine Frau Rhea (Neha Dhupia) regelmäßig misshandelt und eine Affäre mit Natasha hatte. Obwohl Sunny seine Unschuld beteuert, erreicht Staatsanwalt Abhigyan Gupta (Himanshu Malik) seinen Schuldspruch und die Verurteilung zu lebenslanger Haft. Doch nun kann sich Drishti vor Visionen nicht mehr retten, die alle auf eines hindeuten: Der Mörder ist immer noch in Freiheit...
Rakht ist eine Mischung aus Krimi, Thriller und Gruselschocker und funktioniert als solcher ganz gut - man darf sich nur nicht die ganze Spannung verderben und sich frühzeitig zum Ende durchspoilern, auch wenn's noch so verlockend wäre. Denn sonst dürfte der Film gewaltig an Reiz verlieren; immerhin speist sich seine Spannung in erster Linie aus der Frage nach dem Mörder Natashas. Die wird von Amrita Arora sehr gut als kleines Luder präsentiert, auch Neha Dhupia als misshandelte Ehefrau bietet eine ansprechende Leistung. Leading Lady ist jedoch Bipasha Basu, und Hut ab – ihre Gestaltung der von ihren Visionen gepeinigten Kartenlegerin ist überzeugend, eine gelungene Mischung aus souveräner Lebensweisheit einerseits und angstvoller Panik andererseits, die Bipasha durchaus glaubhaft vermischt.
Unter den Herren ragen insbesondere Sanjay Dutt, Suniel Shetty und Dino Morea heraus. Sanjay spielt zur Abwechslung mal wieder einen ruhigen und besonnenen Charakter, fokussiert seine Energien daher mehr auf die innere Spannung dieser Figur und verleiht ihr dadurch Souveränität und Glaubwürdigkeit. Seiner Energie freien Lauf lassen darf dagegen Dino Morea, der als sadistischer Ehemann, der auch Drishti und Arjun bedroht, ein überzeugendes Ekelpaket ist. Suniel Shetty hatte wohl die schwierigste Rolle von allen; geistig Behinderte darzustellen verführt nur allzu leicht zu (letztlich dann unglaubwürdigem) Overacting. Doch die meiste Zeit über hat sich Suniel gut im Griff und damit auch die Sympathien des Publikums auf seiner Seite – bis zu seiner fürchterlichen Abrechnung mit seinem Vater, einem von mehreren Schockmomenten, die Regisseur Manjrekar mal blitzartig, mal ausgedehnt über seinen Film verteilt. Ein Film zum gemütlich Zurücklehnen und Genießen ist Rakht nicht unbedingt; das kann man eigentlich nur, wenn zwischendurch Abhishek Bachchan als Drishtis Jugendfreund Manav zu seiner Special Appearance antritt, die zwar nett ist, aber – mit Verlaub – nicht nötig gewesen wäre.
Produktion: Cine Blitz Productions Pvt. Ltd.; Regie: Mahesh Manjrekar
150 Min.; DVD: Videosound, englische UT (inkl. Songs), an einer Stelle werden einige viel zu früh in rascher Abfolge eingeblendet – man sollte sie sich merken, um die nächste Szene zu verstehen...
Rakht ist eine Mischung aus Krimi, Thriller und Gruselschocker und funktioniert als solcher ganz gut - man darf sich nur nicht die ganze Spannung verderben und sich frühzeitig zum Ende durchspoilern, auch wenn's noch so verlockend wäre. Denn sonst dürfte der Film gewaltig an Reiz verlieren; immerhin speist sich seine Spannung in erster Linie aus der Frage nach dem Mörder Natashas. Die wird von Amrita Arora sehr gut als kleines Luder präsentiert, auch Neha Dhupia als misshandelte Ehefrau bietet eine ansprechende Leistung. Leading Lady ist jedoch Bipasha Basu, und Hut ab – ihre Gestaltung der von ihren Visionen gepeinigten Kartenlegerin ist überzeugend, eine gelungene Mischung aus souveräner Lebensweisheit einerseits und angstvoller Panik andererseits, die Bipasha durchaus glaubhaft vermischt.
Unter den Herren ragen insbesondere Sanjay Dutt, Suniel Shetty und Dino Morea heraus. Sanjay spielt zur Abwechslung mal wieder einen ruhigen und besonnenen Charakter, fokussiert seine Energien daher mehr auf die innere Spannung dieser Figur und verleiht ihr dadurch Souveränität und Glaubwürdigkeit. Seiner Energie freien Lauf lassen darf dagegen Dino Morea, der als sadistischer Ehemann, der auch Drishti und Arjun bedroht, ein überzeugendes Ekelpaket ist. Suniel Shetty hatte wohl die schwierigste Rolle von allen; geistig Behinderte darzustellen verführt nur allzu leicht zu (letztlich dann unglaubwürdigem) Overacting. Doch die meiste Zeit über hat sich Suniel gut im Griff und damit auch die Sympathien des Publikums auf seiner Seite – bis zu seiner fürchterlichen Abrechnung mit seinem Vater, einem von mehreren Schockmomenten, die Regisseur Manjrekar mal blitzartig, mal ausgedehnt über seinen Film verteilt. Ein Film zum gemütlich Zurücklehnen und Genießen ist Rakht nicht unbedingt; das kann man eigentlich nur, wenn zwischendurch Abhishek Bachchan als Drishtis Jugendfreund Manav zu seiner Special Appearance antritt, die zwar nett ist, aber – mit Verlaub – nicht nötig gewesen wäre.
Produktion: Cine Blitz Productions Pvt. Ltd.; Regie: Mahesh Manjrekar
150 Min.; DVD: Videosound, englische UT (inkl. Songs), an einer Stelle werden einige viel zu früh in rascher Abfolge eingeblendet – man sollte sie sich merken, um die nächste Szene zu verstehen...
Deewaar (2004)
Zur Story: Während des indisch-pakistanischen Krieges im Dezember 1971 geraten 54 indische Soldaten in pakistanische Gefangenschaft. 33 Jahre später ist mehr als die Hälfte immer noch am Leben, darunter Major Ranvir Kaul (Amitabh Bachchan), der nie die Hoffnung aufgegeben hat, Indien wiederzusehen. Endlich gelingt es ihm, seiner Frau (Tanuja) eine Nachricht zukommen zu lassen – doch die Regierung will keine Konflikte mit Pakistan und unternimmt nichts zur Befreiung der Gefangenen. Nun ergreift Major Kauls Sohn Gaurav (Akshaye Khanna) die Initiative und reist nach Pakistan. Dort macht er das Gefangenenlager ausfindig und wird Zeuge eines Massenfluchtversuchs, bei dem jedoch nur einer entkommt: der indische Spion und Einzelgänger Khan (Sanjay Dutt). Zusammen mit ihm entwickelt Gaurav einen Befreiungsplan für die indischen Gefangenen. Um den Major und die anderen entsprechend zu instruieren, lässt sich Khan freiwillig wieder einfangen...
Die Tagline von Deewaar lässt keinen Zweifel an der Gesinnung des Filmes: Let’s bring our heroes home. Wieder einmal werden die ewigen und unsäglichen Klischees "gute und tapfere indische Soldaten gegen grausame und herzlose Pakistani" bedient, was so gar nicht zu den versöhnlicheren Tönen passt, die die indische Filmindustrie seit einiger Zeit gegenüber dem nördlichen Nachbarn bevorzugt anschlug. Immerhin wurden die Pakistani nicht pauschal zu den Buhmännern abqualifiziert; so erweist z.B. der pakistanische Major Qureshi (Piyush Mishera) Major Kaul stets aufrichtigen Respekt, und Gaurav findet bei den muslimischen Freunden Khans Helfer für seine Befreiungsaktion, während auf der anderen Seite die indische Regierung ihre tapferen Soldaten tatenlos im Stich lässt. Insofern kann man mit dem Ergebnis dann doch leben, zumal sich auch die patriotischen Phrasen in erträglichen Grenzen halten.
Das ist natürlich vor allem Amitabh Bachchan zu verdanken, der den unbeugsamen Major Kaul mit einer Intensität spielt, die einem den Atem nimmt. Man wünscht ihm den ganzen Film über nichts mehr als eine erfolgreiche Flucht und die ersehnte Heimkehr nach Indien und zu seiner Frau und seinem Sohn, und man fiebert entsprechend mit ihm und seinen Kameraden mit. Akshaye Khanna ist in solchen eher aktiv-aggressiven Rollen entschieden besser aufgehoben als bei den Liebhabern, wobei er sich auch in Deewaar verlieben darf – in Rhadika, die Tochter seines Gastgebers, die von Amrita Rao bezaubernd und mit viel Charme gestaltet wird. Aber letztlich ist sie ebenso unwichtig wie Tanuja, auch wenn diese in ihren wenigen Szenen stark rüberkommt. Deewaar gehört ganz und gar den Männern, die sich gegenseitig entweder unterstützen oder bekämpfen; die indischen Gefangenen sind ebenso gut besetzt wie die Pakistani mit dem verkrüppelten und sadistischen Lagerkommandanten Sohail (eine sehr gute Leistung von K.K. Menon) an der Spitze. Doch es ist ohne Frage Amitabh, der den Film trägt – unterstützt von Sanjay Dutt, der Amitabh in punkto brillante Rollengestaltung in nichts nachsteht.
Obwohl seine Rolle kleiner ist als die von Amitabh, macht Sanjay sie zu einer gefühlten Hauptrolle. Ähnlich wie in Plan greift er erst nach etwa einer Stunde ins Geschehen ein, doch danach ist er aus dem Film nicht mehr wegzudenken, zumal sein Part als "Allahs Stolz" Khan für den Ausgang der Handlung entscheidend ist. Er muss als Gefangener noch mehr einstecken als Amitabh, verliert dabei jedoch nie sein Selbstbewusstsein und seinen diabolischen Humor. Sanju ist in Deewaar, man verzeihe mir den Ausdruck, einfach saugut und sieht noch dazu verboten attraktiv aus. Wenn er in der flotten "Marhaba"-Nummer mit einer in hellen Flammen stehenden Hand tanzt, dann bleibt einem nur noch die Luft weg. Den Star Screen Awards war diese tolle Leistung immerhin eine Nominierung als bester Nebendarsteller wert.
Amitabh und Sanjay machen Deewaar auf jeden Fall zu einem Erlebnis. Auch wer mit solchen patriotischen Themen eher weniger anfangen kann, kann sich auf eine spannend inszenierte Story freuen mit zwei Hauptdarstellern, die durch ihr intensiv-mitreißendes Spiel und ihr Charisma einmal mehr unter Beweis stellen, dass sie zur unbestrittenen Top-Liga der Schauspieler zählen.
Produktion: Gaurang Doshi; Regie: Milan Luthria
156 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs)
Die Tagline von Deewaar lässt keinen Zweifel an der Gesinnung des Filmes: Let’s bring our heroes home. Wieder einmal werden die ewigen und unsäglichen Klischees "gute und tapfere indische Soldaten gegen grausame und herzlose Pakistani" bedient, was so gar nicht zu den versöhnlicheren Tönen passt, die die indische Filmindustrie seit einiger Zeit gegenüber dem nördlichen Nachbarn bevorzugt anschlug. Immerhin wurden die Pakistani nicht pauschal zu den Buhmännern abqualifiziert; so erweist z.B. der pakistanische Major Qureshi (Piyush Mishera) Major Kaul stets aufrichtigen Respekt, und Gaurav findet bei den muslimischen Freunden Khans Helfer für seine Befreiungsaktion, während auf der anderen Seite die indische Regierung ihre tapferen Soldaten tatenlos im Stich lässt. Insofern kann man mit dem Ergebnis dann doch leben, zumal sich auch die patriotischen Phrasen in erträglichen Grenzen halten.
Das ist natürlich vor allem Amitabh Bachchan zu verdanken, der den unbeugsamen Major Kaul mit einer Intensität spielt, die einem den Atem nimmt. Man wünscht ihm den ganzen Film über nichts mehr als eine erfolgreiche Flucht und die ersehnte Heimkehr nach Indien und zu seiner Frau und seinem Sohn, und man fiebert entsprechend mit ihm und seinen Kameraden mit. Akshaye Khanna ist in solchen eher aktiv-aggressiven Rollen entschieden besser aufgehoben als bei den Liebhabern, wobei er sich auch in Deewaar verlieben darf – in Rhadika, die Tochter seines Gastgebers, die von Amrita Rao bezaubernd und mit viel Charme gestaltet wird. Aber letztlich ist sie ebenso unwichtig wie Tanuja, auch wenn diese in ihren wenigen Szenen stark rüberkommt. Deewaar gehört ganz und gar den Männern, die sich gegenseitig entweder unterstützen oder bekämpfen; die indischen Gefangenen sind ebenso gut besetzt wie die Pakistani mit dem verkrüppelten und sadistischen Lagerkommandanten Sohail (eine sehr gute Leistung von K.K. Menon) an der Spitze. Doch es ist ohne Frage Amitabh, der den Film trägt – unterstützt von Sanjay Dutt, der Amitabh in punkto brillante Rollengestaltung in nichts nachsteht.
Obwohl seine Rolle kleiner ist als die von Amitabh, macht Sanjay sie zu einer gefühlten Hauptrolle. Ähnlich wie in Plan greift er erst nach etwa einer Stunde ins Geschehen ein, doch danach ist er aus dem Film nicht mehr wegzudenken, zumal sein Part als "Allahs Stolz" Khan für den Ausgang der Handlung entscheidend ist. Er muss als Gefangener noch mehr einstecken als Amitabh, verliert dabei jedoch nie sein Selbstbewusstsein und seinen diabolischen Humor. Sanju ist in Deewaar, man verzeihe mir den Ausdruck, einfach saugut und sieht noch dazu verboten attraktiv aus. Wenn er in der flotten "Marhaba"-Nummer mit einer in hellen Flammen stehenden Hand tanzt, dann bleibt einem nur noch die Luft weg. Den Star Screen Awards war diese tolle Leistung immerhin eine Nominierung als bester Nebendarsteller wert.
Amitabh und Sanjay machen Deewaar auf jeden Fall zu einem Erlebnis. Auch wer mit solchen patriotischen Themen eher weniger anfangen kann, kann sich auf eine spannend inszenierte Story freuen mit zwei Hauptdarstellern, die durch ihr intensiv-mitreißendes Spiel und ihr Charisma einmal mehr unter Beweis stellen, dass sie zur unbestrittenen Top-Liga der Schauspieler zählen.
Produktion: Gaurang Doshi; Regie: Milan Luthria
156 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs)
Samstag, 10. Februar 2007
Rudraksh (2004)
Zur Story: Bei Ausgrabungen in Yala auf Sri Lanka im Jahr 1990 nimmt der Arbeiter Bhuria (Suniel Shetty) ein Amulett an sich. Er ahnt nicht, dass es sich um ein Rudraksh handelt – eine der Tränen des Gottes Rudra/Shiva, die zu berühren eine große Gefahr darstellt, da die in ihnen enthaltenen Kräfte jeden zerstören, der ihrer nicht würdig ist. Da in dieses Rudraksh zudem der Dämonenfürst Ravana seine gesammelten dämonischen Kräfte gelegt hat, bevor er einst im Kampf gegen Rama unterlag, ist es um Bhuria geschehen: Das Böse verwandelt ihn und seine Freundin Lali (Isha Koppikar) in Dämonen, die fortan darauf hinarbeiten, eine neue Dämonen-Weltherrschaft zu errichten. Doch nach vierzehn Jahren wird Bhuria klar, dass seine Kräfte allein dafür nicht reichen: Er versucht sich der Hilfe des Heilers Varun (Sanjay Dutt) zu versichern, der von seinem Vater Pandit Ved Bhushan (Kabir Bedi) übersinnliche Kräfte geerbt hat. Doch Varun, den sich die Wissenschaftlerin Dr. Gayatri (Bipasha Basu) zum Studienobjekt erkoren hat, hat nur ein Ziel: Bhuria aufzuhalten...
Das DVD-Cover von Videosound führt definitiv in die Irre: Zwei attraktiv anzusehende Herren (Sanjay und Suniel), mit Schwertern bewaffnet – das sieht zunächst einmal eher nach einem indischen Highlander aus. Doch der Eindruck trügt. Rudraksh ist ein ziemlich krudes Fantasy-Konstrukt, in dem sich indische Mythenwelt und neuzeitlich-globale Computerwelt die Hand geben, ohne dabei dergestalt auf einen Nenner zu kommen, dass sie eine brauchbare Geschichte erzählen würden. Die Story ist entsetzlich verschachtelt, viele Geheimnisse werden nur halbherzig gelöst, und als nicht-indischer Zuschauer, der mit dem Ramayana nicht ganz so vertraut ist oder nicht weiß, was ein Rudraksh ist, wird man zum Teil wirklich im Regen stehen gelassen. So wird zum Beispiel lange Zeit das Wort Rudraksh in den Untertiteln unübersetzt mit „Rudraksh“ wiedergegeben, und wenn es dann später endlich erklärt wird, dann sind schon viel zu viele wichtige Informationen unverstanden vorübergezogen. Hinter den Spezialeffekten steckte bestimmt eine Menge Ehrgeiz, das Ergebnis animiert jedoch größtenteils eher zum Lachen statt zum Staunen. Und die flotten Käfer in den knappen Klamotten, die man als seriöse Wissenschaftlerinnen aus Kalifornien ernst nehmen soll, geben dem Ganzen endgültig den Rest.
Überhaupt, die Äußerlichkeiten! Darüber könnte man Bände schreiben. Kabir Bedi ist bei all seinem eisgrauen Haar- und Bart-Wildwuchs nur noch an den Augen und der Stimme zu erkennen, Suniel Shetty sieht mit Langhaarperücke, mit Verlaub, wie ein Neandertaler aus; erst später darf er sich – mit leuchtend blauen Kontaktlinsen – in seiner ganzen Attraktivität zeigen. Am meisten hat man sich jedoch an Sanjay versündigt. Mit seinen ausdrucksvollen Augen wäre er für die Rolle eines Heilers mit übersinnlichen Fähigkeiten ja wie geschaffen, aber dann darf man diese Augen nicht ständig hinter einem dicken Haarvorhang verstecken. Und wenn Bipasha glaubt, etwas zu retten, indem sie ein paar Zentimeter der Mähne abschneidet, dann hat sie nicht nur die, sondern auch sich selbst geschnitten: Mit dem nur noch knapp über die Schultern reichenden Haarverhau sieht Sanju noch schlimmer aus als mit der langen Wallemähne. Dazu hat man ihn in ein weißes Spitzenhemd gesteckt, das jeder Beschreibung spottet. Später verpasst man ihm zwischenzeitlich ein Crow-Make-up, rotglühende Kontaktlinsen, grüne Katzenaugen, Vampirzähne – keine Scheußlichkeit wird ausgelassen. Wenn sich Sanju nach geschlagenen 105 Minuten endlich der Perücke entledigt und sich mit seiner schicken Plan-Frisur (ohne die blondierten Strähnchen) präsentiert, bricht eine von Bipashas „Girls“ in den intelligenten Ausruf aus: „You’re looking different“. Sorry, Sweetheart – aber das tut er den ganzen Film über!
Schade, denn Sanjay und Suniel sind ein gutes und an sich (wie die letzte Viertelstunde zeigt) überaus attraktives Jodi und hätten aufgrund ihrer Physis mit Sicherheit auch brauchbare Kampfszenen abliefern können. Aber selbst die hat man ihnen durch übertriebenen Einsatz von Spezialeffekten kaputtgemacht. Ein fliegender Schwertkampf ist ein Witz, und über den Showdown am Ende will ich gar nicht erst reden. Auch Bipasha und ihre pseudowissenschaftlichen „Girls“ hätte ich nicht gebraucht, geschweige denn die Szene, in der Sanjay Bipasha vor einem nervenden Stöhn-Klangteppich einölen muss. Nein, jedes weitere Wort wäre zuviel, und ich hoffe für Amitabh Bachchan, dass er sich als Erzähler für Rudraksh zur Verfügung stellte, bevor er das Endergebnis kannte.
Rudraksh kann man wirklich nur denen empfehlen, die unbedingt einmal Kabir Bedi als Gandalf der Graue mit Apple-Laptop oder Sanjay Dutt mit Katzenaugen und Vampirzähnen sehen wollen. Oder denen kein Fantasy-Trash zu viel sein kann. Ansonsten wäre ich mit diesem Machwerk sehr, sehr vorsichtig... obwohl, manche sagen ja, Rudraksh sei so abgefahren, dass er schon wieder gut sei. Und da ist definitiv auch etwas dran.
Produktion und Regie: Mani Shankar
132 Min.; DVD: Videosound, englische UT (inkl. Songs)
Das DVD-Cover von Videosound führt definitiv in die Irre: Zwei attraktiv anzusehende Herren (Sanjay und Suniel), mit Schwertern bewaffnet – das sieht zunächst einmal eher nach einem indischen Highlander aus. Doch der Eindruck trügt. Rudraksh ist ein ziemlich krudes Fantasy-Konstrukt, in dem sich indische Mythenwelt und neuzeitlich-globale Computerwelt die Hand geben, ohne dabei dergestalt auf einen Nenner zu kommen, dass sie eine brauchbare Geschichte erzählen würden. Die Story ist entsetzlich verschachtelt, viele Geheimnisse werden nur halbherzig gelöst, und als nicht-indischer Zuschauer, der mit dem Ramayana nicht ganz so vertraut ist oder nicht weiß, was ein Rudraksh ist, wird man zum Teil wirklich im Regen stehen gelassen. So wird zum Beispiel lange Zeit das Wort Rudraksh in den Untertiteln unübersetzt mit „Rudraksh“ wiedergegeben, und wenn es dann später endlich erklärt wird, dann sind schon viel zu viele wichtige Informationen unverstanden vorübergezogen. Hinter den Spezialeffekten steckte bestimmt eine Menge Ehrgeiz, das Ergebnis animiert jedoch größtenteils eher zum Lachen statt zum Staunen. Und die flotten Käfer in den knappen Klamotten, die man als seriöse Wissenschaftlerinnen aus Kalifornien ernst nehmen soll, geben dem Ganzen endgültig den Rest.
Überhaupt, die Äußerlichkeiten! Darüber könnte man Bände schreiben. Kabir Bedi ist bei all seinem eisgrauen Haar- und Bart-Wildwuchs nur noch an den Augen und der Stimme zu erkennen, Suniel Shetty sieht mit Langhaarperücke, mit Verlaub, wie ein Neandertaler aus; erst später darf er sich – mit leuchtend blauen Kontaktlinsen – in seiner ganzen Attraktivität zeigen. Am meisten hat man sich jedoch an Sanjay versündigt. Mit seinen ausdrucksvollen Augen wäre er für die Rolle eines Heilers mit übersinnlichen Fähigkeiten ja wie geschaffen, aber dann darf man diese Augen nicht ständig hinter einem dicken Haarvorhang verstecken. Und wenn Bipasha glaubt, etwas zu retten, indem sie ein paar Zentimeter der Mähne abschneidet, dann hat sie nicht nur die, sondern auch sich selbst geschnitten: Mit dem nur noch knapp über die Schultern reichenden Haarverhau sieht Sanju noch schlimmer aus als mit der langen Wallemähne. Dazu hat man ihn in ein weißes Spitzenhemd gesteckt, das jeder Beschreibung spottet. Später verpasst man ihm zwischenzeitlich ein Crow-Make-up, rotglühende Kontaktlinsen, grüne Katzenaugen, Vampirzähne – keine Scheußlichkeit wird ausgelassen. Wenn sich Sanju nach geschlagenen 105 Minuten endlich der Perücke entledigt und sich mit seiner schicken Plan-Frisur (ohne die blondierten Strähnchen) präsentiert, bricht eine von Bipashas „Girls“ in den intelligenten Ausruf aus: „You’re looking different“. Sorry, Sweetheart – aber das tut er den ganzen Film über!
Schade, denn Sanjay und Suniel sind ein gutes und an sich (wie die letzte Viertelstunde zeigt) überaus attraktives Jodi und hätten aufgrund ihrer Physis mit Sicherheit auch brauchbare Kampfszenen abliefern können. Aber selbst die hat man ihnen durch übertriebenen Einsatz von Spezialeffekten kaputtgemacht. Ein fliegender Schwertkampf ist ein Witz, und über den Showdown am Ende will ich gar nicht erst reden. Auch Bipasha und ihre pseudowissenschaftlichen „Girls“ hätte ich nicht gebraucht, geschweige denn die Szene, in der Sanjay Bipasha vor einem nervenden Stöhn-Klangteppich einölen muss. Nein, jedes weitere Wort wäre zuviel, und ich hoffe für Amitabh Bachchan, dass er sich als Erzähler für Rudraksh zur Verfügung stellte, bevor er das Endergebnis kannte.
Rudraksh kann man wirklich nur denen empfehlen, die unbedingt einmal Kabir Bedi als Gandalf der Graue mit Apple-Laptop oder Sanjay Dutt mit Katzenaugen und Vampirzähnen sehen wollen. Oder denen kein Fantasy-Trash zu viel sein kann. Ansonsten wäre ich mit diesem Machwerk sehr, sehr vorsichtig... obwohl, manche sagen ja, Rudraksh sei so abgefahren, dass er schon wieder gut sei. Und da ist definitiv auch etwas dran.
Produktion und Regie: Mani Shankar
132 Min.; DVD: Videosound, englische UT (inkl. Songs)
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