Zur Story: Aniket (Govinda) wurde als Waisenkind in die Familie des Fabrikarbeiters Pradhan (Vikram Gokhale) und dessen Frau Bharti (Farida Jalal) aufgenommen und fand dort in Adarsh (Sanjay Dutt) einen liebevollen Bruder. Im College erobert der selbstbewusste Adarsh die hübsche Anita (Somy Ali) schnell für sich, während er bei Aniket und der schüchternen Guddi (Mamta Kulkarni) ein bisschen nachhelfen muss. Auch wenn er am College nur Unfug im Kopf hatte, ist Adarsh ein grundehrlicher Charakter, der auf der Seite der Armen und der Arbeiter steht und für sie nicht einmal davor zurückschreckt, sich öffentlich mit dem Don Baba Naik (Rami Reddy) anzulegen. Doch dadurch macht er sich natürlich Feinde – allen voran den skrupellosen Fabrikbesitzer Sabra (Dalip Tahil), der die Gunst des Ministers Dalvi genießt – und muss schließlich hilflos mit ansehen, wie der Don (auf Anordnung Sabras) in Zusammenarbeit mit korrupten Polizisten das Lebenswerk seiner Eltern zerstört. Pradhan wird getötet, Adarsh von den Polizisten festgenommen und brutal gefoltert. Wieder frei, startet er einen blutigen Vergeltungszug gegen die Peiniger seiner Familie, wodurch er erneut in den Mühlen der Justiz landet - und in die des Verbrechens gerät. Denn der Politiker Azad Deshpande (Ishrat Ali), der ihn auf Kaution rausholt, macht ihm klar, dass man mit blinder Wut allein keinen Krieg gegen die Unterwelt gewinnt, sondern nur, wenn man ihnen ein gleichwertiger Gegner wird. Unter seiner Patronage wird Adarsh zum reichen Unternehmer; er verändert sich von Grund auf, verliert jeden Glauben an die Werte seines Vaters, wird hart und gefühllos. Doch als Adarsh versucht, Aniket für seine korrupten Geschäfte zu benutzen, zerbricht das Vertrauensverhältnis zwischen den Brüdern. Die Welt der Korruption, die sich vor Aniket auftut, schockiert ihn zutiefst und er ist entschlossen, sie zu bekämpfen. Aniket verlässt Adarsh, aus den Brüdern werden Gegner...
Nicht alle Filme mit dem Duo Sanjay-Govinda sind Buddy-Komödien à la Jodi No.1, und Andolan (= Revolution) ist das wohl eindringlichste Gegenbeispiel dafür. Zwar beginnt auch dieser Film eher heiter-witzig - mit Sanju als College-Studenten, der ständig verrückte Streiche spielt -, aber er nimmt schon bald eine ernsthafte Wendung und wird zum Action-Thriller um Verbrechen und Korruption. Symptomatisch für diese Entwicklung sind Anikets College-Freund Subhash, der als Police Inspector die Korruption seiner Welt nur noch mit Hilfe von Alkohol erträgt, und Adarshs bittere Anklagen gegen das System, in dem jeder Mensch käuflich ist und es gar keinen Sinn hat, ein anständiges Leben nach Werten und Prinzipien zu führen, weil man dabei nur unglücklich werden kann - denn die Großen und Korrupten werden immer den Sieg davontragen. Wenn dann selbst ein redlicher Mensch wie Aniket am Ende den legalen Mitteln gegen Korruption keine Chance mehr gibt, hat die Desillusionierung ihren Höhepunkt erreicht, dem der Film nur noch mit aus unserer Sicht ziemlich heftigen patriotischen Phrasen entgegenwirken kann.
Andolan kam 1995 in die Kinos und wurde demnach vor Juli 1994 gedreht, also zu Sanjus glanzvollsten Pumazeiten. Er strotzt nur so vor Selbstbewusstsein, und es ist ein Genuss, ihm zuzusehen, selbst wenn er später nur noch der kalte, gefühllose Racheengel ist, der seinen Gegnern in heftigen Actionszenen das Lebenslicht auspustet. Und Govinda (schlanker als in seinen späteren Filmen) beweist, dass er durchaus mehr draufhat als nur den Komiker, als der er heute allgemein abgestempelt ist - er kann auch ernsthafte Rollen spielen. Somy Ali hat ein traumhaftes Fahrgestell, und Mamta Kulkarni (die die Rolle nach dem Tod von Divya Bharati bekommen hatte) ist einfach nur entzückend, aber beide werden nach den College-Szenen mehr oder weniger vergessen. Trotz Govindas guter Leistung: Der Film gehört vor allem Sanju. Er schafft es sogar, trotz seines Abgleitens ins Kriminelle die Sympathien des Publikums zu behalten, da sein Rachefeldzug ja den eigentlichen Schweinen des Filmes gilt und man ihn letztlich dafür bedauert, dass sein Leben auf so sinnlose Weise zerstört wurde.
Ein sehenswerter, starker Film. Der Showdown ist zwar supertrashig, aber wer das Finale von Koyla mag, wird auch mit dem von Andolan klarkommen.
Produktion: Sajid Nadiadwala; Regie: Aziz Sajawal
162 Min.; DVD: WEG, englische UT (Songs nicht untertitelt)
P.S. Ähnlich wie Jai Vikraanta war auch Andolan noch nicht ganz fertig gewesen, als Sanjay 1994 inhaftiert wurde. Es ehrt Sajid Nadiadwala, dass er neun Monate gewartet hat in der Hoffnung, Sanjay würde auf Kaution freikommen und den Film selber vollenden, bevor er den einen Song von Sanjay, der noch fehlte, auf Govinda übertrug und den professionellen Synchronsprecher Chetan Sashital für das Dubbing von Sanjays Rolle engagierte. Hut ab vor Sajids Loyalität - und vor Chetans Leistung, der den Tonfall von Sanjay verdammt gut hingekriegt hat.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen