Montag, 22. Januar 2007

Khoobsurat (1999)

Zur Story: Der Kleinganove Sanju (Sanjay Dutt) ist in einem Waisenhaus aufgewachsen und hat nie erfahren, wie es ist, in einer richtigen Familie zu leben. Er ist auch jetzt noch dem Waisenhaus verbunden und bedenkt es regelmäßig mit Spenden. Als er eines Tages dem Drogenboss Jogiya Seth (Paresh Rawal) ein Geschäft vermasselt, entführt dieser ein kleines Mädchen aus dem Waisenhaus und erpresst damit Sanju, ihm den Schaden zu ersetzen: Innerhalb eines Monats muss Sanju fünf Millionen Rupien auftreiben. Sein Kumpel Natwar (Johny Lever) hat eine Idee: Sanju soll die Identität von Sanjay Shastri, einem entfernten amerikanischen Verwandten der reichen Industriellenfamilie Choudhary, annehmen, sich damit Zugang zu derem Haus verschaffen und sie berauben. Tatsächlich nimmt die Großfamilie mit Dadaji Dinanath (Anjaan Srivastav) und Dadiji Sudha (Farida Jalal) an der Spitze Sanju bei sich auf, und bald mögen alle den unkonventionellen Kerl, der es mühelos schafft, große und kleine familiäre Probleme zu lösen. Vor allem das schüchterne Mauerblümchen Shivani (Urmila Matondkar), die Tochter von Dinanaths ältestem Sohn Dilip (Om Puri), blüht unter Sanjus Anleitung zu einer lebensfrohen und selbstbewussten Schönheit auf. Sanju wird immer mehr bewusst, wie sehr ihm diese Familie ans Herz gewachsen ist. Aber noch immer hat Jogiya die kleine Munni in seiner Gewalt...

Khoobsurat (= Schön) ist ein richtiger Feelgood-Film, in dem Sanjay als Gauner mit Herz eigentlich eine Familie betrügen will, stattdessen aber Liebe und Sonnenschein in das Haus bringt, in dem jeder mit jedem zerstritten ist, und einen nach dem anderen mit dem Rest der Familie aussöhnt. Und außerdem einem Mauerblümchen beibringt, sich schön zu finden und sich dem Leben zu stellen. Da weht schon ein bisschen der Aman-Geist von Kal Ho Naa Ho voraus (wetten, dass Karan Johar den Film gesehen hat?)... Sanju ist eine sehr liebevoll gestaltete Filmfigur, eine gesunde Mischung aus Engelchen und Teufelchen, und wenn Natwar in der Schlussszene zu Sanju sagt: "Dein Herz ist deine Schwäche und deine Stärke", dann bringt er die Sache exakt auf den Punkt.

Mit Urmila Matondkar harmoniert Sanjay ein zweites Mal nach Daud wunderbar zusammen, und auch der Rest der Choudhary-Familie ist sympathisch besetzt, so dass es einfach Spaß macht, zuzusehen, wie ein Mann, der nie ein Familienleben gekannt hat, zum einen diese neue Erfahrung in seinem Leben genießt und zum anderen auch der Familie selbst neue Lebensinhalte vermittelt. Der einzige kleine Wermutstropfen des Drehbuchs ist die Tatsache, dass während der ganzen zwei Monate, die Sanju bei den Choudharys verbingt, die kleine Munni in Jogiyas Gefangenschaft bleiben muss. An ihre Leiden denkt zum Schluss niemand.

Sanjay kann in diesem Film zur Abwechslung mal wieder seinen Humor und seine Sympathiewerte ausspielen, und natürlich seine Emotionen – vor allem am Ende des Films lässt er sich einmal mehr ins Innerste seiner Seele blicken, wie es so einfach nur er vermag. Seine Outfits sind ein Wechselbad der Gefühle – von Trägershirts, in denen er selbst mit vierzig immer noch hot aussieht, über coole Motorradkluft mit Sonnenbrille (beim von Sanjay selbst gestalteten Song "Aye Shivani") und Schweizerhut (zum Brüllen!) bis zu Spitzen- und Rüschenhemden, die er seinem Kostümbildner um die Ohren hätte hauen sollen, anstatt sie zu tragen. Und wenn wir schon mal am Nörgeln sind: Selten ist es so ärgerlich, wenn die Songs ohne Untertitel bleiben, wie in diesem Fall. Da bringt Sanju Shivani sechs der sieben Schritte zur Liebe bei (den siebten soll sie selbst herausfinden) – aber da dies in einem Song geschieht und WEG Untertitel nicht für nötig gehalten hat, bleiben diese sechs Schritte Sanjus und Shivanis Geheimnis. Eigentlich inakzeptabel.*

Aber sei’s drum. Dem Filmgenuss insgesamt tut dieses Manko keinen Abbruch, dafür sorgt ein glänzend aufgelegtes Ensemble rund um einen herausragenden Sanjay Dutt. Während des Films gibt es viel zu lachen, aber für den Schluss sollte man genügend Taschentücher bereithalten. Einfach nur khoobsurat!

Produktion: Rahul Sughand; Regie: Sanjay Chhel
154 Min.; DVD: WEG, englische UT (Songs nicht untertitelt)
Screenshots

*Zum Glück gibt es mittlerweile auch einen Shemaroo-Release - und der hat es besser gemacht: Die Songs sind untertitelt. Danke!

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