Zur Story: Ein Filmregisseur (Tinnu Anand) stößt bei einer Ortsbesichtigung in der Nähe eines Dorfes auf zwei namenlose Gräber und einen alten Mann, der ihnen die damit verbundene Geschichte erzählt: die Geschichte der Liebe zwischen der Dorfschönheit Sahibaan (Madhuri Dixit) und dem Hirten Gopi (Rishi Kapoor). Eines Tages gerät Sahibaan ins Blickfeld des selbstherrlichen Prinzen Vijay Pal Singh (Sanjay Dutt), der gerne dem Alkohol zuspricht, sich trotz vieler Affären nach der großen wahren Liebe sehnt und in Sahibaan die Erfüllung seiner Träume sieht. Er schickt Brautwerber zu Sahibaans Eltern und kommt damit Gopi knapp zuvor: Die Eltern akzeptieren die glänzende Partie für ihre Tochter. Als Vijay von seinem Rivalen erfährt, sucht er ihn mitten in der Nacht auf: Er schluckt seinen Stolz als Prinz hinunter und bittet Gopi demütig, ihm Sahibaan zu überlassen; doch als Gopi ihm erklärt, dass Sahibaans Liebe, selbst wenn er einwilligen würde, in diesem Leben niemals Vijay gehören könne, rastet dieser aus, schlägt Gopi zusammen und schleudert ihn in den reißenden Fluss. Als er danach mit dem Verlobungsring in Sahibaans Haus kommt, weist diese ihn zurück und beschimpft ihn öffentlich als Trinker und Weiberheld. Daraufhin verändert Vijay sein Leben von Grund auf, um Sahibaans Liebe würdig zu sein. Doch am Tag der Hochzeit taucht plötzlich Gopi wieder auf...
Achtmal haben Sanjay und Madhuri miteinander gedreht, und immerhin dreimal wurde aus den beiden dabei kein Paar. Sahibaan ist einer dieser drei Filme (das ist kein Spoiler, weil man das bereits in der Anfangsszene der Rahmenhandlung erfährt) und zudem der, bei dem man es am wenigsten fassen kann. Rishi Kapoor war damals 41, übergewichtig und so gar nicht der Inbegriff eines jugendlichen Liebhabers, schon gar nicht an der Seite einer fünfzehn Jahre jüngeren Madhuri Dixit. Zugestanden: Bei der Wahl des Lebenspartners sind andere Kriterien wichtiger und entscheidender als das Aussehen, und zum Glück ist Gopi ein nettes Kerlchen und mit Sicherheit auch das bessere husband material; dennoch konnte ich es schon vor meiner Die-Hard-Sanju-Zeit nicht begreifen, dass dieser hochattraktive Märchenprinz Vijay im Kampf um Sahibaan den Kürzeren ziehen muss. Sanju sieht sagenhaft schön aus, in seinen kostbaren Prinzengewändern (Seidensari-Kreationen von Bhanu Athaiya) ist er ein Traum, und wenn er mit seinem Haustierchen - einer Pythonschlange - rumschmust, dann empfinde ich einen unsagbaren Neid auf dieses Reptil... *g* Da kann man es fast verzeihen, dass man ihn in der Rahmenhandlung, in der er als alter Mann auftritt, zu einer Art Charlton-Heston-Moses verunstaltet hat.
Aber Sanjay ist nur scheinbar die Nummer zwei hinter Madhuri-Eroberer Rishi: Er hat definitiv die bessere Rolle und spielt den entschieden interessanteren Charakter, der sich von Szene zu Szene weiterentwickelt (dass er dabei keinen einzigen Schritt tanzt, stört diesmal überhaupt nicht – es hätte zu dieser Figur einfach nicht gepasst). Den ganzen Film hindurch schwankt er ständig zwischen gut und böse ("I'm a volcano - I cause a tremor when I erupt!"). Er trinkt, verführt Frauen und wirft sie am nächsten Morgen weg wie ein kaputtes Spielzeug. Andererseits hat er ein offenes Ohr für die Nöte seiner Arbeiter und gewährt ihnen seine Hilfe. Er hat keine Skrupel, Handlanger seines Gegners (Kiran Kumar als Tika) zu töten, aber für seine große Liebe vermag er alle seine schlechten Gewohnheiten aufzugeben. In den Szenen, in denen er sich verzweifelt nach Sahibaan sehnt, seinen Kummer mit Alkohol betäubt und dann plötzlich seine gesamten Alkoholvorräte zerstört, läuft Sanju erwartungsgemäß zu Hochform auf; hier kann er seine ganze Emotionalität ausspielen, ebenso wie in einer späteren Szene, deren Inhalt ich hier jedoch nicht spoilern möchte.
Fazit: Rishi-Fans können diesen Film getrost auslassen (er ist nett, aber die Rolle gibt nicht viel her); Madhuri-Fans können ihn sich gerne ansehen, wenn sie Lust haben (immerhin spielt sie die Titelrolle und hat einige gute Szenen, mehr aber auch nicht) - aber für Sanju-Fans würde ich ihn glatt als Must-See bezeichnen aufgrund der oben angeführten Argumente. Auch wenn Sahibaan ohne ihn trotz Madhuri Dixit glatt ein Film zum Vergessen wäre (und das sage ich als ausgewiesener Madhuri-Fan) – aber ein Sanju in Bestform, der den Rest der Belegschaft (einschließlich Sonu Walia als Rajkumari Razee und Bharat Kapoor als Durga Singh) mühelos an die Wand spielt, ist jeden Film wert.
Produktion: D.K. Chawla; Regie: Ramesh Talwar
143 Min.; DVD: Eros, englische UT (Songs nicht untertitelt)
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