Zur Story: Der Millionär Seth Amirchand (Kader Khan) hat die Nase voll von seinen beiden nichtsnutzigen Söhnen Sonu (Sanjay Dutt) und Monu (Govinda). Er trennt das verschworene Duo, verdonnert Monu zu Büroarbeit und schickt Sonu nach Goa, um dort Schulden einzutreiben. Dabei gerät Sonu versehentlich in das Haus von Gulzarilal Verma (Anupam Kher), verliebt sich in dessen Tochter Pooja (Pooja Batra), und da er es für keine gute Idee hält, seinen Vater für Heiratsbesprechungen nach Goa zu zitieren, bittet er Monu um Hilfe. Dieser begibt sich umgehend ebenfalls nach Goa und gibt sich, auf alt getrimmt, als Sonus Onkel aus, um die Verlobung voranzutreiben. Dabei ergeben sich für Monu zwei Probleme: Zum einen erkennt er in Poojas jüngerer Schwester Ritu (Karisma Kapoor) das Mädchen wieder, an das er schon lange sein Herz verloren hat, und muss nun fortan ein Doppelleben führen, um sie zu erobern – und zum anderen verliebt sich Gulzarilals Schwester Santo (Aruna Irani) in den Onkel, und Gulzarilal will seine Töchter erst verheiraten, wenn er seine Schwester an den Mann gebracht hat...
Wenn etwas Sanjays Filmkarriere auszeichnet, dann seine Unvoraussagbarkeit. Auch wenn man heute bei seinem Namen meist als erstes an Gangsterrollen denkt, aber Schubladen hat Sanju von Anfang an gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Schaut man sich allein die sieben in den Jahren 1998 und 1999 veröffentlichten Filme an, so findet man so unterschiedliche Rollentypen wie den blinden und innerlichen zerrissenen Major in Dushman, den gnadenlosen Action-Rächer in Daag, den aus Liebe zum Pazifisten konvertierenden Mörder in Kartoos, den sympathischen Dschungel-Haudegen in Safari, den facettenreichen Unterwelt-Don in Vaastav, den Kleinganoven mit Herz in Khoobsurat und den liebenswerten Nichtsnutz in Haseena Maan Jaayegi. Sanjus Vielseitigkeit ist eines seiner Markenzeichen, und das nicht nur in Bezug auf sein Rollen-Repertoire: Er spielt, tanzt – und seit 1999 singt er auch. Der HMJ-Song „Sharmana Chod Daal“, für den er gemeinsam mit Govinda ins Aufnahmestudio ging, war einer von Sanjus ersten Einsätzen als Playback-Sänger; mittlerweile hat er auf diesem Gebiet Fähigkeiten erreicht, die ihm sogar Angebote außerhalb seiner eigenen Soundtracks einbringen.
Schauspielerisch war Haseena Maan Jaayegi für Sanjay jedoch keine Herausforderung. Neben dem Comedy-Timing mit Govinda, das wohl auch aufgrund ihrer früheren mehrfachen Zusammenarbeit bestens funktionierte, bestand die Kunst für ihn vor allem darin, den Zuschauer ernsthaft glauben zu machen, dass man sich auf den ersten Blick in eine langweilige Puppe wie Pooja Batra verlieben kann. Davon abgesehen, dass sich wohl noch nie eine Frau in einem Hindi-Film unmotivierter verliebt hat als diese Pooja: Gerade eben ist sie noch sauer auf Sonu, und dann geht sie hin und küsst ihn ohne Umschweife so richtig verliebt? Sorry, aber das begreife, wer will. Auch ansonsten weist das Drehbuch Züge auf, die einem den Filmgenuss – und insgesamt ist der Film unterhaltend, keine Frage – zwischenzeitlich durchaus verleiden können; dass z.B. die Tante reiferen Alters sich in den angeblichen Onkel verliebt, ist okay, aber das Ganze so weit gehen zu lassen, dass man ernsthaft Verlobung feiert mit allem dazugehörigen Pomp und Tschingdarassa und dann anschließend den Onkel um die Ecke bringt und die Tante mit gebrochenem Herzen vor dem Bild ihres „toten Verlobten“ weinen lässt, das ist für mich nicht mehr komisch, sondern ein böses Spiel mit den Gefühlen anderer, über das ich nicht mehr lachen kann.
Zum Glück halten sich diese Minuspunkte insgesamt in Grenzen, so dass man sich den Film durchaus genehmigen kann, wenn man mal Lust auf anspruchslose Unterhaltung hat – zumal Govinda in seiner Onkelverkleidung wirklich köstlich ist und in Karisma Kapoor eine entschieden talentiertere Partnerin hat als sein Filmbruder. Auch der Rest des Ensembles präsentiert sich in glänzender Spiellaune: Kader Khan ist der sympathische Vater, der sich zwar nicht alles bieten lässt, seinen Söhnen jedoch trotz des Unfugs, den sie auch mit ihm ständig treiben, nie so richtig böse sein kann; Anupam Kher dreht mal wieder volle Pulle auf (warum man seine Aktionen jedoch ständig mit Krähengeschrei begleiten musste, entzieht sich meinem Verständnis); Paresh Rawal gibt den loyalen und übertrieben wachsamen Diener Gulzarilals, während Satish Kaushik als sein Pendant bei Amirchand ein bedauernswertes Würstchen ist, das immer nur einstecken muss; und massenweise Sympathiepunkte sammelt Aruna Irani als (zu Dil To Pagal Hai-Klängen) verliebte Tante, der, wie gesagt, übel mitgespielt wird und die dennoch am Ende verständnisvolle Miene zum bösen Spiel macht. Haseena Maan Jaayegi ist kein Meisterwerk, an den Kinokassen Indiens war er jedoch ein voller Erfolg.
Produktion: Smita Thackeray; Regie: David Dhawan
151 Min.; DVD: Eros, englische UT (Songs nicht untertitelt)
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