Samstag, 27. Januar 2007

Chal Mere Bhai (2000)

Zur Story: Der reiche Unternehmer Balraj Oberoi (Dalip Tahil) lebt zusammen mit seiner Mutter (Sushma Seth) und seinen beiden Söhnen; Vicky (Sanjay Dutt), der ältere, kümmert sich hingebungsvoll um das Familienunternehmen, u.a. auch, um es seinem geliebten jüngeren Bruder Prem (Salman Khan) zu ermöglichen, dem Büro fernzubleiben und stattdessen seiner Leidenschaft als Schauspieler nachzugehen. Die etwas zerfahrene, aber liebenswerte Sapna Mehra (Karisma Kapoor) bewirbt sich um einen Job als Sekretärin bei Oberoi & Sons, ohne die erforderten Fähigkeiten mitzubringen, weswegen Vicky sie ablehnt – doch Balraj ist so entzückt von ihr, dass er sie über den Kopf seines Sohnes hinweg einstellt. Als Vicky eines Abends von Fremden angegriffen und schwer verletzt wird, schafft Sapna es, ihn rechtzeitig in die Klinik zu bringen; zum Dank nimmt die Familie Oberoi sie mit zu einem kleinen Erholungsurlaub auf ihr Landhaus. Dort verlieben sich Sapna und Prem ineinander, während Balraj und seine Mutter Pläne schmieden, Sapna mit Vicky zu verheiraten. Dieser hat sich seit dem tragischen Unfalltod seiner Verlobten (Sonali Bendre) jedem Gedanken an eine Ehe widersetzt, doch mit Sapna könnte er sich einen Neubeginn vorstellen. Aus Liebe zu seinem großen Bruder beschließt Prem daraufhin, seine Beziehung zu Sapna zu beenden...

Sanjay und Salman waren schon in Saajan (wo sie ebenfalls in das gleiche Mädchen verliebt waren und am Ende der eine für den anderen verzichtete) ein gutes Brüdergespann; in Chal Mere Bhai sind sie noch besser, weil sie hier viel mehr Interaktionen haben und diese mit sichtbarem Spaß an der Sache ausspielen. Die beiden sind bestens aufeinander eingespielt (u.a. auch nach den gemeinsamen Dreharbeiten zu dem Film Dus von 1997, der aufgrund des Todes von Regisseur Mukul Anand leider nie vollendet wurde) und werfen sich gegenseitig die Bälle zu, dass es eine Freude ist. Ein Running Gag in der liebevollen Bruderbeziehung von Vicky und Prem sind die Hinweise auf das regelmäßige Fitness-Training der beiden, die in diesem Fall geradezu aus dem Leben gegriffen sind: Wenn Sanjay, der als erster Schauspieler des Hindi Cinema einen durchtrainierten muskulösen Oberkörper auf der Leinwand salonfähig gemacht hat, als großer Bruder den Trainingsstand von Salman checkt, der nach ihm zum Inbegriff des muskelbepackten Bollywood-Hero geworden ist, dann passt das wie die Faust aufs Auge. Es spricht übrigens für das Selbstbewusstsein Sanjays, dass er Salman in diesem Film muskelschaumäßig den Vortritt lässt, obwohl er sich mit seinen mittlerweile 41 Jahren keineswegs hinter seinem sechs Jahre jüngeren Partner zu verstecken brauchte, wie die köstliche Szene am Swimming-Pool beweist, wo sich beide Brüder vor Sapna aufbauen und sie auffordern zu entscheiden, wer von ihnen den besseren Body habe (und Sapna sich mit einer geradezu genialen Antwort aus der Affäre zieht).

Sanjay macht sich einmal mehr wunderbar als Autoritätsfigur, sei es im Büro, wo er durchaus auch den unangenehmen Boss herauskehren kann, wenn es sein muss, oder als großer Bruder mit Beschützerfunktion, um den man Salman nur beneiden kann. Salman ist erneut der quirlige Temperamentsbolzen, über dessen Betrunkenenszenen ich zwar lieber den Mantel des Schweigens breiten möchte – aber dafür ist die Tempelszene, in der Prem um das Leben seines schwer verletzten Bruders betet, umso schöner: eine gelungene Mischung aus Witz und Ernst. Karisma ist schlichtweg bezaubernd: ein liebenswertes Schusselchen, dem man einfach nicht böse sein kann, wenn mal wieder was danebengeht. Auch der Rest des Casts ist in blendender Spiellaune, von Dalip Tahil als angegrautem Papa mit durchaus noch vorhandenen Relikten eines Casanova-Potentials über Shakti Kapoor als Sapnas Onkel Mamaji, der nach einer Anfangsszene, die zu schlimmsten Chargenbefürchtungen Anlass gibt, zum Glück schnell die Kurve kriegt, bis hin zu Sonali Bendre in ihrem Winzauftritt als Vickys Verflossene und zu Twinkle Khanna in einer Special Appearance, für die ich Drehbuchschreiber Ikram Akhtar küssen könnte...

Chal Mere Bhai (= Komm, mein Bruder) ist ein netter kleiner Gute-Laune-Film für zwischendurch. Sollte sich jemand trotz Karisma, Sanju und Sallu langweilen, kann er sich ja die Zeit damit vertreiben, die Anspielungen auf andere Schauspieler und Filme zu zählen; Dilip Kumar und Amitabh Bachchan sind „Dauergäste“ in Chal Mere Bhai, und Sushma Seth blickt bei ihrer Suche nach einer Heiratskandidatin für Vicky auch auf ein Foto des Filmstars Mallika aus Mast. (Schade, dass sie ablehnend reagiert – wo Sanjay und Urmila Matondkar doch in Daud und Khoobsurat jeweils so ein schönes Pärchen waren... *g*)

Produktion: Nitin Manmohan; Regie: David Dhawan
135 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs), setzen an ein paar Stellen viel zu früh ein
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