Zur Story: Vikram (Sanjay Dutt) muss seit frühester Kindheit mit dem Stigma leben, der Sohn eines Mörders zu sein, der ihn und seine Mutter Shalini (Reema Lagoo) im Stich gelassen hat, weswegen er an seinen Vater nur voller Hass denken kann. Auf der Suche nach einem Job stößt er auf die Anzeige des reichen Unternehmers Sardar Rajpal (Alok Nath), der einen Manager sucht. Als Vikram bei ihm eintrifft, ist die Stelle schon vergeben – an Shakti (Shakti Kapoor), der sich als Rajpals verschollener Sohn Vicky ausgibt. Im Gegensatz zu Vikram kennt Shakti nämlich die Wahrheit um Rajpal: Dieser ist in Wirklichkeit Virendra Singh, Vikrams Vater, der einst in Notwehr Shaktis Onkel getötet hat und fliehen musste; nachdem er erfuhr, dass Gajendra Singh (Raza Murad), der Bruder seines Opfers, sein Haus samt seiner Frau und seinem kleinen Sohn niedergebrannt hatte, begann er unter dem Namen Rajpal ein neues Leben und zog die elternlose Anju (Raveena Tandon) bei sich auf – ohne zu ahnen, dass seine Familie den Anschlag überlebt hat. Nun sehen Gajendra und Shakti die Gelegenheit gekommen, sich an Rajpal/Virendra zu rächen und sein Vermögen in ihren Besitz zu bekommen. Rajpal jedoch fasst eine besondere Zuneigung zu Vikram, der sich als ehrlicher und loyaler Arbeiter erweist und dem es sogar gelingt, nach ein paar handfesten Scharmützeln die Aversion der arroganten Anju gegen ihn in Liebe zu verwandeln. Als Gajendra und Shakti herausfinden, dass Vikram Rajpals Sohn ist (was die beiden nicht wissen), sehen sie ihren Racheplan in Gefahr und beginnen erfolgreich, gegen Vikram zu intrigieren und ihn bei Rajpal in Misskredit zu bringen...
Vor der Kamera gelang Sanjay Anfang der 90er einfach alles. Souverän, mit großem Charisma und in blendender Spiel- und Tanzlaune verkörperte er verschiedenste Charaktere, wobei ihm der sympathische und ehrliche junge Mann, der durch Liebe, Aufrichtigkeit und Mut jedes Ziel erreicht, besonders gut stand. Vikram ist ein Paradebeispiel für diesen Rollentyp: ein liebenswerter Mann mit noblen ethischen Werten und mit Zivilcourage, die er in der ersten Szene zwar dummerweise noch in den falschen Mann investiert, die ihm danach aber regelmäßig neue Wege öffnet. Selbst die Szene, in der Sanjay bei seiner widerborstigen Partnerin der Kragen platzt und er ihr eine Lektion verpasst, schmälert den positiven Gesamteindruck seiner Figur nicht (im Gegensatz zu einer vergleichbaren Szene in dem Film Dil, in der Aamir Khans Figur durch ihr krasses Vorgehen bei mir beinahe sämtliche Sympathiepunkte verspielte).
Davon abgesehen sind Sanjay und Raveena nach Jeena Marna Tere Sang erneut ein wunderbares Paar; diesmal jedoch unter genau den umgekehrten Vorzeichen: damals war er anfangs noch das Ekelpaket und sie das bedauernswerte Mädchen, diesmal ist Raveena anfangs die reiche arrogante Zicke, die mit fortschreitender Dauer des Filmes immer noch exzentrischer in ihren Aktionen gegen Sanjay wird (wobei man mit der Negativzeichnung ihrer Figur teilweise ziemlich übertrieben hat, wie ich finde), während Sanju der nette Kerl ist, der sich zwar nicht alles widerspruchslos gefallen lässt, aber angesichts dessen, was Raveena alles mit ihm veranstaltet, kann man ihm direkt noch Zurückhaltung bescheinigen. Alok Nath ist ein Spezialist für Vaterfiguren jeglicher Couleur und überzeugt als zwischen zwei potentiellen Söhnen hin- und hergerissener Vater mit Schuldgefühlen und Gewissensqualen. Und die Zigeunersippe des Bhairon Singh (Gulshan Grover) bringt Farbe in die Geschichte sowie eine von mehreren flotten Tanznummern, in denen samt und sonders Sanjay und Raveena im Mittelpunkt stehen bzw. tanzen.
Die Story ist gut aufgebaut, ohne überflüssigen Schnickschnack (abgesehen von der albernen Stierszene, die Shakti Kapoor absolvieren muss) oder Logiklöcher – höchstens dass man sich bisweilen fragt, woher Vikram immer so genau weiß, wo er gerade mal wieder gebraucht wird, um jemandem zu Hilfe zu kommen. Aber will man das wirklich so genau wissen? Hauptsache ist doch, Sanju kommt und schreitet ein, was er in diesem Film auch ausgiebigst tun darf (offenbar gehörte das damals beim Publikum einfach zu seinem Hero-Image, das eben bedient werden musste). Zamane Se Kya Darna ist ein Fest für jeden Sanjay-Fan und auch insgesamt eine echte Empfehlung – nicht weil der Film etwa grandios oder genial ist, aber weil es Spaß macht, ihn anzusehen – und anzuhören. Denn Sanju wurde in den 90ern auch im Umgang mit seiner Sprechstimme zusehends besser, setzte sie immer gezielter als zusätzliches Ausdrucksmittel ein. Extrem war das in Khalnayak zu hören, aber auch z.B. in Gumrah oder eben hier; ich nenne als ein Beispiel von vielen mal nur die köstliche Szene im Zug mit dem hinterhältigen „prooomise?“ – so etwas ist einfach Sanju live!
Nur über eines wollen wir am Ende denn doch den gnädigen Mantel des Schweigens breiten: über die Kostüme von Anjus Gruppentänzerinnen und vor allem von Vikrams Gruppentänzern in dem Clip „Hey Doston“. Was der Kostümbildner sich dabei gedacht hat, würde ich zu gerne wissen...
Produktion und Regie: Bobby Raaj
157 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs)
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