Samstag, 6. Januar 2007

Do Matwale (1991)

Zur Story: Amar (Chunky Pandey) bringt seine krebskranke Mutter (Sushma Seth) zur Behandlung nach Bombay. Schon am ersten Tag beraubt ihn ein Taschendieb seiner sämtlichen Ersparnisse, doch durch Ajay (Sanjay Dutt), der zwar ebenfalls ein Dieb ist, sich jedoch in bester Robin-Hood-Manier nur Reiche als Opfer wählt und es auf den Tod nicht leiden kann, wenn Arme bestohlen werden, erhält Amar sein Geld zurück. Als Ajay jedoch kurze Zeit später den reichen Drogenhändler Gorakh Nath (Kader Khan) beraubt, will Amar ihn daran hindern – mit dem Ergebnis, dass Ajay im Gefängnis landet und Amar fortan als Feind hasst. Der wiederum sieht sich bald gezwungen, für Gorakh Nath und dessen Komplizen Kasturi (Kiran Kumar) und Pyaremohan (Gulshan Grover) zu arbeiten, um die Operation seiner Mutter finanzieren zu können. Zugleich verliebt er sich in die Ärztin Pooja (Shilpa Shirodkar), die Schwester von Ajay, der, mittlerweile wieder frei, natürlich prompt seine Erlaubnis zur Heirat Poojas mit einem in Drogengeschäfte verwickelten Kriminellen verweigert; auch seine Freundin Sonu (Sonam) kann ihn nicht umstimmen. Bevor Ajay Pooja jedoch mit einem Anderen verheiraten kann, flieht Amar mit ihr und heiratet sie. Amars Mutter macht ihm deswegen schwere Vorwürfe und fordert ihn auf, Pooja zu Ajay zurückzubringen. Ajay, der Amar in diesem Moment nach wild-verzweifelter Suche wiederfindet, ist bereit, auf ihr Wort zu vertrauen, und lässt Amar gehen, um Pooja zu holen. Doch zur gleichen Zeit bricht eine Katastrophe über die Familie herein...

Gott, was für ein Machwerk! Ich bin in punkto Storyunebenheiten und Trash im Hindi Cinema ja einiges gewohnt, und es dauert lange, bis meine diesbezügliche Toleranzgrenze überschritten ist, aber Do Matwale schafft das gleich in mehrfacher Hinsicht. Die beiden weibergeilen Schufte Kasturi und Pyare gehen bald ebenso auf die Nerven wie die Knallchargen, die Shakti Kapoor diesmal gleich im Doppelpack serviert – man darf direkt dankbar sein, dass wenigstens die dritte seiner drei Rollen in diesem Film eine normale ist; über die anderen beiden hätte ich gerne den Mantel des Schweigens gebreitet, aber sorry, vor allem Shaktis Schlussauftritte erträgt vermutlich nur, wer indischen Sinn für Humor in die Wiege gelegt bekommen hat. Zudem ist der dramaturgische Aufbau des Filmes mehr als schwach; man hat manchmal das Gefühl, dass alle Szenen abgedreht und dann in eine große Lostrommel geworfen wurden, aus der dann willkürlich die Abfolge gezogen wurde. Tut mir leid, aber unter einer stringenten Dramaturgie verstehe ich etwas anderes.

Ein weiteres Problem ist die Besetzung der Hauptfiguren. Mit seinen männlichen Partnern und Gegenspielern hatte Sanju nicht immer soviel Glück wie mit Govinda, aber selbst ein Sunny Deol darf im Nachhinein noch als ein Glücksfall gelten, wenn man plötzlich mit einem Typen wie Chunky Pandey konfrontiert wird. Etwas Talentfreieres hat sich wohl selten neben Sanjay vor die Kamera gewagt, was in diesem Fall umso fataler ist, da Do Matwale zwei gleich starke Hauptdarsteller verlangt. Um es deutlich zu sagen: Man hätte für diesen Film zwei Sanjay Dutts gebraucht – sowohl für den Amar, der aus Liebe zu seiner Mutter zum Kriminellen wird, als auch für den Ajay, der sich aus Liebe zu seiner Schwester ins Unrecht setzt. Nun konnte aber eben nur eine der beiden Rollen mit Sanjay besetzt werden, und auch wenn er in seiner Figur restlos überzeugt und mit Sicherheit keine Fehlbesetzung ist, so wünscht man sich doch bisweilen, er hätte die andere gespielt – nicht nur, weil Chunky sie eben ziemlich vermasselt, sondern auch, weil es letzten Endes die bessere Rolle mit mehr Screentime ist. Dass Sanju dennoch in den Credits als erster genannt wurde, war zwar aus werbetechnischen Gründen verständlich, aber zugleich auch bewusste Irreführung des Publikums. Da nützt es auch nichts mehr, dass man Sanjus Ajay-Rolle den Beinamen „James Bond Sean Connery 009“ verpasst hat, zumal er a) nur ein einziges Mal genannt wird und b) mit der Figur nicht das Geringste zu tun hat.

Sanjay-Fans werden trotz allem ihre Freude an dem Film haben, da Sanju – wie in so ziemlich allen seinen Filmen Anfang der 90er – wunderbar aussieht, souverän aufspielt und auch eine flotte Hüftschwung-Tanznummer hinlegt. Sonst jedoch gibt es eigentlich nur zwei weitere Elemente, die den Film sehenswert machen: Ajays Freundin Sonu, die für einmal kein fast unnötiges Beiwerk zur männlichen Hauptfigur ist, sondern ein bewundernswert starker Charakter, der Ajay wirklich Paroli bietet (schade, dass man Sonam für diese schöne Leistung nicht mehr Screentime vergönnt hat), und die überraschend gut durchdachte Figur des Gorakh, dessen ständiges Schwanken zwischen Gut und Böse Kader Khan sehr fein herausarbeitet. Zu dumm, dass man vor lauter Trash verabsäumt hat, diesem Film noch mehr solcher Sternstündchen zu schenken.

Produktion: Pushpa S. Choudhary; Regie: Ajay Kashyap
156 Min.; DVD: Madhu, englische UT (inkl. Songs), gegen Ende leicht versetzt
Haarfaktor

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