Mittwoch, 3. Januar 2007

Thanedaar (1990)

Zur Story: Der grausame Thakur Ajgar Singh (Kiran Kumar) befiehlt den Mord an seinem Gegner Police Inspector Jagdesh Chandar (Dalip Tahil) und macht dadurch die beiden kleinen Söhne des Inspektors zu Waisen. Der ältere, Avinash, wird von einem Kollegen des Vaters adoptiert, während der jüngere, Brijesh, genannt Birju, noch in der Mordnacht spurlos verschwindet: Er hat den Mörder seines Vaters niedergestochen und wurde danach von den beiden Auftraggebern verschleppt. Birju (Sanjay Dutt) wächst bei ihnen auf und wird zum Dieb, der ihren Lebensunterhalt bestreitet, während Avinash (Jeetendra) in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Auf einer Bahnfahrt in das Dorf des Thakurs, wo er seine Stelle als neuer Polizeioffizier (= Thanedaar) antreten soll, trifft Avinash auf Birju, der soeben mit Hilfe seiner Freundin Chanda (Madhuri Dixit) einen Juwelierladen ausgeraubt hat. Während eines Handgemenges schleudert Birju Avinash aus dem Zug. Im Dorf angekommen, hält man nun ihn für den neuen Thanedaar. Das kostet Birju zunächst erstmal weidlich aus, doch durch die Untaten des Thakurs wächst in ihm das Verantwortungsbewusstsein, und er beschließt, den Thakur herauszufordern...

Madhuri und Sanjay haben sich ganz offensichtlich blendend verstanden; die Harmonie der beiden erstreckt sich bis in die Nummer "Tamma Tamma Loge", die damals als Sanjays bis dahin beste Tanzszene erachtet wurde und in der er an der Seite von Bollywoods Tanzgöttin in der Tat eine nicht nur buchstäblich, sondern auch tänzerisch tolle Figur macht (wer weiß, wie viele Privatlektionen er bei ihr genommen hat... *g*). Meine Lieblingsszene zwischen den beiden ist die, in der Madhuri sauer auf Sanjay ist und ihn mit einem Besenstiel verdrischt, während Sanjay sich vor Lachen nicht mehr einkriegt und Madhuri mit der Behauptung, kitzlig zu sein, erst recht auf die Palme bringt.

Überhaupt ist Sanju in diesem Film in seinem Element, die Rolle macht ihm sichtlich Spaß, und er genießt es, mal so richtig aufdrehen zu können. Sein Auftritt als Möchtegern-Inspektor im offenen Uniformhemd und sein Mienenspiel in seinen komischen Szenen sind köstlich (und man sollte die Leute von Samrat dafür steinigen, dass sie die Songs nicht untertitelt haben - Sanjays Shaadi-Song, in dem er sich ausmalt, wie er nach einer Heirat mit Madhuri zum Pantoffelhelden wird, macht zwar auch allein schon dank Sanjays umwerfender Performance Spaß, aber es wäre doch auch schön zu wissen, welche Schrecklichkeiten genau er da von Madhuri befürchtet). Mit seinem Thanedaar dürfte Sanju seinerzeit eine Menge Leute verblüfft haben, schließlich gehörten eher komische Rollen damals noch keineswegs zu seinem Repertoire. Dennoch weiß Sanju in jedem Moment, wo die Handbremse ist und wann er sie zu ziehen hat. Seine Emotionen z.B., als ihm bewusst wird, dass sein Opfer bei der Zugfahrt sein eigener Bruder war, sind berührend wie immer.

Natürlich kommen auch Liebhaber von Madhuris Tanzkunst auf ihre Kosten, sei es bei ihrem munteren Laddoo-Song im strömenden Regen, beim Thanedaar-Tanz im Dorf oder eben im besagten "Tamma Tamma". Selbst Trash-Fans können sich nicht beschweren, denn die Rollen von Kiran Kumar und zum Teil von Jeetendra bieten diesbezüglich einiges. Und noch zwei Namen sollten erwähnt werden: zum einen Jaya Pradha (Sanjay-Fans bekannt u.a. als seine Partnerin in Mardon Wali Baat und als Dr. Nita in Tathastu) als Avinashs Frau, die genug Selbstbewusstsein besitzt, Madhuri den Part der Leading Dancing Lady zumindest nicht kampflos zu überlassen, und der erste Regieassistent: ein gewisser Sanjay Gupta - der zudem angeblich den Film zu Ende gedreht hat, nachdem Raj Sippy ausgestiegen war (Ciné-Blitz 6/1992).

Thanedaar ist insgesamt bestenfalls ein durchschnittlicher Film, der jedoch durch Madhuri und Sanjay enorm aufgewertet wird und sich allein ihretwegen allemal lohnt. Und "Tamma Tamma" sollte man als Sanjay-Fan sowieso gesehen haben.

Produktion: Sanjay Roy; Regie: Raj Sippy
149 Min.; DVD: Samrat, englische UT (Songs nicht untertitelt)
Haarfaktor

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