Zur Story: Kanu (Govinda) und Manu (Sanjay Dutt) sind zwei Kleinganoven, die schwer miteinander verfeindet sind, seit einer den anderen einmal fies betrogen hat (ich sag nicht wer, sonst spoilere ich den Anfang). Unabhängig voneinander werden sie von dem Drogenboss KK (Amrish Puri) und dessen Sohn Bichu (Gulshan Grover) für einen Drogentransport angeheuert. Dieser geht schief, Kanu und Manu werden festgenommen und mit einer Kette an ihren Handgelenken zusammengekettet. Doch noch im Polizeiwagen gelingt ihnen die Flucht, und nachdem sie sich anfangs bei jeder Gelegenheit an die Gurgel gehen, stellen sie ziemlich bald fest, dass sie in ihrer Lage besser zusammenhalten sollten. Unterdessen ermorden KK und Bichu den ehrenwerten Inspektor Sinha (Suresh Oberoi), der Verdacht fällt auf die beiden Flüchtigen. Doch die Witwe des Ermordeten (Ranjeeta Kaur) weiß, wer die wahren Mörder sind, und mit ihrer Hilfe nehmen Kanu und Manu, aus deren Feindschaft mittlerweile Freundschaft geworden ist, den Kampf gegen das Drogensyndikat auf...
"Flucht in Ketten" auf indisch. Natürlich fehlt hier der Rassenkonflikt des HW-Films, aber die anfängliche gegenseitige Abneigung der beiden Aneinandergeketteten ist auch so nicht von Pappe. Trotzdem lässt einen Do Qaidi (= Zwei Gefangene) in mancherlei Hinsicht unbefriedigt. So sind z.B. die Frauen, wie so oft in den damaligen Filmen, wieder mal nicht mehr als Staffage; die beiden Freundinnen von Kanu und Manu (Farha Naaz und Neelam) haben letztlich keinen anderen Zweck, als ein paarmal nett mit ihnen zu tanzen und am Schluss eine passive Rolle in der Climax zu spielen – umso unverständlicher, als gerade Farha Naaz so vielversprechend eingeführt wird, doch anstatt ihre Möglichkeiten später noch einmal zu nutzen, geht die Figur sang- und klanglos unter. Die absolute Glorifizierung des redlichen Inspektors Sinha (gut, er hat's verdient, aber man kann’s auch übertreiben) und die Heroisierung seiner Frau und seiner Kinder, die in der Gewalt von KK und seinen Schergen tatsächlich in aller Ruhe Papas "Hör nie auf, zu lächeln und zu singen"-Lied anstimmen, lösten in mir nur noch Kopfschütteln aus. Und völlig verschenkt wird der Plot, in dem Manu sich um die verunfallte Mutter seines damals noch Feindes Kanu kümmert (ohne zu wissen, dass sie seine Mutter ist) und Kanu ihn, als er Medikamente für sie holen will, auch noch zusammenschlägt, obwohl Manu ihn um einen Waffenstillstand bittet, da es um das Leben einer alten Frau gehe. Was für ein Potential - nur: der Plot wird danach nie wieder aufgenommen. Nicht zu fassen. Ein Film der verschenkten Möglichkeiten.
Dass Do Qaidi dazu auch noch haarsträubende Fehler hat (um nur einen zu nennen: Govinda ist in der Zeit, in der er noch an Sanjay gekettet ist, mal mit, mal ohne Jacke zu sehen, und ich würde zu gerne wissen, wie er die immer an- und ausgezogen hat), das würde ich noch hingehen lassen - nicht jedoch das absolut unbefriedigende Ende, das für einige der Anwesenden ganz, ganz bittere Konsequenzen haben wird, so dass man sich darüber, dass Kanu und Manu davongekommen sind (soviel darf ich spoilern, davon geht wohl eh jeder aus), nicht mehr richtig freuen kann. Und das kann ja wohl nicht Sinn der Sache sein. Und wenn dann über diesem deprimierenden Schlussbild zu den Endcredits unbekümmert noch mal der fröhliche „Immer schön lächeln und singen“-Song eingespielt wird, fällt einem zu diesem Zynismus nichts mehr ein.
Sanjay - nun ja, er spielt okay. Sorry, aber zu größeren Lobeshymnen will ich mich diesmal nicht aufschwingen. Vielleicht kommt das einfach davon, wenn man zu viele Filme auf einmal dreht, was Sanju damals ja definitiv gemacht hat; in Do Qaidi wirkt er, verglichen mit anderen zeitgleich entstandenen Filmen, teilweise erstaunlich energielos. Zu den besten Momenten zählt das Medley aus Filmsongs u.a. aus Jackie Shroffs Debüt-Film Hero (1983) und aus Amar Akbar Anthony, das auf die Situation von Kanu und Manu umgetextet wurde (um der Polizei zu entgehen, müssen sie einen auf Freundschaft machen, lassen ihren Gegner jedoch keinen Moment im Unklaren, was sie wirklich von ihm halten), und die vielleicht stärkste Szene des Ketten-Jodis: Obwohl noch immer aneinandergekettet, retten Kanu und Manu einem abgestürzten Jungen das Leben, dabei wird Kanu von einem von KKs Männern in den Oberarm geschossen. Die beiden retten sich in einen Tempel, wo Manu die Kugel aus Kanus Arm entfernt und sich dafür, um besser sehen zu können, ein brennendes Kerzenstümpfchen mit dem Wachs in seine Hand klebt, was ihm natürlich Schmerzen bereitet. Als die Kugel endlich draußen ist, drückt ihm Kanu dankbar die Hand - und löscht dadurch die brennende Kerze; der Beginn einer wunderbaren Freundschaft... ;)
Wie der etwa zeitgleich entstandene Film Taaqatwar (und der wenige Jahre später gedrehte Andolan) ist auch Do Qaidi eine Widerlegung der Ansicht, Sanjay und Govinda seien ein reines Buddy-Jodi - sie haben definitiv mehr ernste als komische Filme miteinander gedreht. Dass ihr Zusammenspiel in den späteren Buddy-Komödien wie ein Uhrwerk funktionierte, mag an der Erfahrung liegen, die sie in diesen frühen Filmen miteinander gesammelt haben, aber auch hier ergänzen sie sich bereits sehr gut, und man kann verstehen, warum man die beiden so gerne zusammengecastet hat. Zudem stand Govinda seinerzeit erst am Beginn seiner Karriere (Sanjay war schon fünf Jahre länger als er im Geschäft) und war noch nicht als reiner Komiker abgestempelt, sondern spielte auch ernste Rollen, und das gar nicht schlecht, wie er auch in Do Qaidi wieder zeigt.
Produktion: Pushpa S. Choudhary; Regie: Ajay Kashyap
152 Min.; DVD: Madhu, englische UT (inkl. Songs), leider mit einigen ärgerlichen Fehlern (z.B. wenn Sanjay in den Mund gelegt wird, dass er die Schurken davonkommen lassen will, wo er doch eindeutig das Gegenteil anstrebt)...
Haarfaktor
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