Zur Story: Das glückliche Leben des LKW-Fahrers Balwant (Dharmendra) wird auf einen Schlag zerstört: Skrupellose Schmuggler (Sadashiv Amrapurkar, Paresh Rawal) töten seinen geliebten Bruder, schieben ihm den Mord in die Schuhe und verbrennen sein Haus mitsamt seiner hochschwangeren Frau. Da die Polizei offen mit den Mördern zusammenarbeit, kann Balwant für sich keine Gerechtigkeit erhoffen: Er flieht aus dem Gefängnis und richtet unter den Mördern ein Blutbad an. Seitdem ist er in Gestalt eines schwarzgekleideten maskierten Mannes als "Substitute Court" (= Ersatzgericht) immer dann zur Stelle, wenn Verbrecher durch Bestechung und Korruption ihrer Strafe entgehen, um sie im Namen der Gerechtigkeit zu töten. Als mehrfacher Mörder wird er dafür seit Jahren vergeblich von der Polizei gejagt. Die Mörder seines Bruders sind jedoch noch am Leben. Der kostbare Schmuck von Sadashivs Tochter Kavita (Madhuri Dixit) sticht eines Tages Rajesh (Sanjay Dutt) in die Augen, der sich als Dieb durchs Leben schlägt; allerdings nur deshalb, um Geld für die Behandlung seiner schwerkranken Mutter zusammenzusparen - wodurch er letztlich Kavitas Herz gewinnt. Als Rajesh den Diamantenräuber Jwala bestehlen will, trifft er dort auf den "Substitute Court", der mit Jwala eine alte Rechnung offen hat, und auf den gesetzestreuen Mahesh (Chunky Pandey). Rajesh ahnt nicht, dass diese Begegnungen sein Leben verändern werden...
Ein einziges blödes Element kann einen ansonsten ganz brauchbaren, vielleicht sogar guten Film ruinieren. Dies ist so ein Fall. So sehr mir Balwants Geschichte und die seiner Umgebung ans Herz geht - aber jedesmal, wenn Dharmendra als maskierter Gerechtigkeits-Superman-Zorro mit wehendem Umhang und Maschinengewehr daherkommt, ist jede Stimmung beim Teufel, weil ich nur noch mit der Frage beschäftigt bin, ob ich lachen oder weinen soll. Meist tendiere ich zu letzterem, weil es einfach wehtut, den von mir sehr geschätzten Dharmendra in dieser peinlichen Aufmachung zu sehen. Zudem geht der "Substitute Court" nach einer sehr fragwürdigen Moral vor: Er stellt sich als Gerechtigkeitslieferant dar, hält aber Beweise für unnötig. Damit setzt er sich als Rechtfertigung für seine Selbstjustizakte mit Gott gleich. Das mag akzeptieren, wer will, ich tue es nicht, auch wenn diese Einstellung von einem altgedienten Hero wie Dharmendra verkörpert wird.
Sanjay und Madhuri werden in diesem Film ebensowenig gefordert wie das zweite junge Pärchen, Neelam und Chunky Pandey. Das dramatische Potential der Handlung wird viel zu schnell und effektlos verpulvert, um den jungen Figuren größere Profilierungsmöglichkeiten zu bieten. Madhuri-Liebhaber werden zwar dennoch dahinschmelzen, denn als juwelengeschmückte Schönheit schimmert Madhuri dermaßen schön durch die Gegend, dass es bei den Dreharbeiten mehrere Kameralinsen zerrissen haben dürfte; aber sie hat eben nicht viel zu tun. Sanjay ist der sympathische jugendliche Held und spielt diesen überwiegend sehr gefühlvoll - eine solide Leistung, nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Eine wirkliche Empfehlung kann Khatron Ke Khiladi trotz guter Ansätze nicht sein, auch wenn er zweifellos seine Momente hat. Zuviel Trash. Zuviel Unglaubwürdigkeiten (den ganzen Film über werden Chunky und Sanjay in ihren Kampfszenen spielend mit ganzen Horden fertig, und dann schaffen sie zu zweit Dharmendra nicht?). Und eben dieser unsägliche Maschinengewehr-Zorro für Arme.
(Eine Stelle aus dem Film sollte sich übrigens als quasi aus dem Leben gegriffen erweisen: Als Kavita Rajesh nach ihrem ersten Clip für seinen Tanzstil lobt, wehrt er ab: Nicht er sei ein guter Tänzer, sondern sie - Gott habe ihr ein solches Charisma verliehen, dass sie allein schon durch ihre Berührung leblose Statuen zum Tanzen bringen könne. Wie wahr - nach dieser ersten gemeinsamen Arbeit mit Madhuri verbesserten sich Sanjays Tanzkünste in den folgenden Jahren rapide...)
Produktion: V.B. Rajendra Prasad; Regie: T. Rama Rao
156 Min.; DVD: GVI, englische UT (inkl. Songs)
P.S. Hihi, nach der Lektüre der Stardust vom Oktober 1993 fühle ich mich ja sowas von bestätigt in meiner Ansicht, dass sich Sanju erst nach dieser seiner ersten Zusammenarbeit mit Madhuri als Tänzer rapide verbessert hat - vorher jedoch... *g*
Sanjay Dutt: Angry Young Man
Sanjay Dutt hat sich erst vor kurzem zu einem guten Tänzer entwickelt. Vorher hatte der Dutt zwei linke Füße, brach schon beim Gedanken an das Tanzen in kalten Schweiß aus und brauchte dann Stunden, um selbst einen einfachen Schritt richtig hinzukriegen. Regisseur T. Rama Rao musste am Set von Khatron Ke Khiladi entdecken, dass sein Hero kein John Travolta war. Sanjay, Madhuri, Neelam und Chunky mussten einen Song auf einer Rennbahn drehen, und man buchte gleich das ganze Stadion, um Zuschauer zu vermeiden. Deshalb hatte man es eilig, den Clip innerhalb der vier zur Verfügung stehenden Tage fertigzudrehen. Und damit begann der Ärger. Denn obwohl Sanju baba sein Bestes gab, kriegte er seine Schritte einfach nicht richtig hin. Als er einen einfachen Schritt selbst nach Dutzenden von Takes nicht ordentlich abliefern konnte, flippte der südindische Regisseur aus und schrie wütend und frustriert: „Du nennst dich selbst Schauspieler? Wer hat dich zu einem Schauspieler gemacht? Du kannst nicht mal den einfachsten Schritt richtig tanzen. Deine Mutter war so eine anmutige Tänzerin, und du bist in etwa so anmutig wie ein Holzklotz.“ Alle waren schockiert über Raos Ausbruch, da sie Sanjus Empfindlichkeit, wenn es um seine Mutter ging, kannten, und warteten ängstlich auf Deadly Dutts Vergeltung. Und die folgte so sicher wie das Amen in der Kirche. Der Schauspieler brauste auf den Regisseur zu, blieb nur Zentimeter vor ihm stehen und brüllte: „Wie kannst du es wagen, den Namen meiner Mutter da mit reinzuziehen?“, und um nicht womöglich handgreiflich zu werden, was er später bereuen würde, stürmte er vom Set. Am nächsten Tag schien zwar alles wieder in Butter zu sein, doch das war es keineswegs. Denn der Mann, den Sanjay vor diesem Zwischenfall noch respektvoll „Sir“ nannte, wurde für ihn nun zum „saala“ und dergleichen. Sanjay verlor jeden Respekt vor Rama Rao und schwor, nie wieder mit ihm zu arbeiten. Angesichts von Dutts derzeitigem Box-Office-Status kann man nur sagen, dass der Verlust in diesem Fall ganz und gar auf Rama Raos Seite liegt. Oder?
(Deutsch von Diwali)
P.P.S. Übrigens: In Chunky Pandeys erster Raufszene sind im Hintergrund mehrere Filmplakate zu sehen - darunter ausgerechnet auch eines von Sanjay Dutts frühem Film Bekaraar.
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