Zur Story: Mahendra Ashwini Kumar (Mukesh Khanna) und Raj Pratab Singhaal (Kabir Bedi) waren in ihrer Kindheit Freunde, doch dann gingen sie getrennte Wege: Mahendra gehört mitsamt seinen Söhnen Brajesh und Rajesh (Feroz Khan) mit Leib und Seele dem Polizeikorps, während Singhaal das Oberhaupt eines kriminellen Syndikats ist. Brajesh wird im Dienst ermordet und hinterlässt seine Frau Kaushalya (Neena Gupta) und seine Tochter Meghna (Manisha Koirala) in Mahendras Obhut. Der hitzige Rajesh hat Singhaal im Verdacht, jedoch keine Beweise gegen ihn. Singhaal wiederum ahnt Unheil, als Mahendra zum Police Commissioner in seinem Distrikt ernannt wird. Sein Sohn Vishal (Sanjay Dutt), dem Singhaal stets die ersehnte väterliche Liebe und Anerkennung verweigert, kann trotz intensiver Bemühungen nicht verhindern, dass Mahendra sein Amt antritt. Als Mahendra endlich Beweise für Singhaals Verbrechen findet und ihn festnimmt, lässt Vishal ihn durch einen Killer töten. Um weiterer Verfolgung durch Rajesh zu entgehen, setzt sich Singhaal (der durch Korruption freigekommen ist) mit seiner Frau Bharati (Maya Alagh), Vishal und dessen Frau Anu (Nagma) nach Dubai ab und nimmt als Pfand für seine Sicherheit Rajeshs Nichte Meghna mit, die sich in den jungen Vicky (Vicky Arora) verliebt hat – ohne zu ahnen, dass er Singhaals jüngerer Sohn ist...
Yalgaar muss man gesehen haben – ohne Wenn und Aber. Er dauert über drei Stunden, ist aber keine Minute zu lang, denn die Story ist stark und wird rundum überzeugend erzählt bis hin zum grandiosen Showdown und Finale. Feroz Khan, der den Film nicht nur produziert und inszeniert, sondern gleich auch noch den heißblütigen Rajesh selber gespielt hat, hat ganz offensichtlich sehr viel Sorgfalt und Liebe in diese Produktion gelegt, und das zahlt sich aus. Vor allem steht ihm ein blendend aufgelegter Cast zur Verfügung: Mukesh Khanna und Kabir Bedi schenken sich gegenseitig ebenso wenig wie ihren Söhnen in ihren Auseinandersetzungen, wobei Mukeshs Szenen mit seinem Filmsohn Feroz noch um Längen übertroffen werden von dem, was Kabir und Sanjay miteinander auf die Leinwand zaubern – Kabir als der strenge Vater, der seine ganze Liebe seinem jüngeren Sohn schenkt und für seinen älteren Sohn immer nur Vorwürfe übrig hat, und Sanju als der ältere Sohn, der sich nach väterlicher Liebe und Anerkennung über alles sehnt und hilflos zusehen muss, wie all dies nur seinem kleinen Bruder zuteil wird, während er seinem Vater nichts recht machen kann und alles, was er unternimmt, sich im Nachhinein als nachteilig erweist. Die hinreißende Manisha Koirala liefert in ihrem erst dritten Film eine tolle Leistung ab, und auch Nagma ist wunderbar; nur über Vicky Arora möchte ich gerne den Mantel des Schweigens breiten – der damalige Newcomer verschwand nach Yalgaar umgehend wieder sang- und klanglos in der Versenkung, und das ist auch gut so.
Aber noch ein Wort zu Sanju – schließlich geht es hier ja zuvörderst um ihn: Es ist in meinen Augen bezeichnend, dass der Mann, der heute in erster Linie als Spezialist für Macho- und Gangsterrollen gilt, zu der Zeit, als er actionmäßig auf dem Gipfelpunkt war, immer wieder auch in Loserrollen brillierte. Obwohl Sanjay alle Voraussetzungen für strahlende Siegerrollen mitbrachte: Er war damals durchtrainiert und fit bis zum Gehtnichtmehr, und by the way: Sein Body dürfte wohl selten so exponiert und in seiner ganzen Pracht und Puma-Schönheit gezeigt worden sein wie gerade in Yalgaar. Aber in diesem starken Körper steckt eben auch ein wahnsinnig gefühlvoller und verletzlicher Mensch. Und das macht Sanju selbst in seinen vom Ansatz her eher harten Rollen so einzigartig - weil er ihnen soviel Menschlichkeit verleiht. Es ist unglaublich, was dieser Mann allein mit seinen Augen alles ausdrücken kann, in denen er auch in Yalgaar das komplette seelische Desaster des Vishal immer wieder sichtbar werden lässt. Der einzige Lichtblick in Vishals Leben ist seine Ehe mit Anu, nachdem eine anfängliche Ehekrise im Lauf des Films (vor allem in einer schönen Tanzszene bei strömendem Regen, die mit einem ausgiebigen Lippenkuss im Pool endet) behoben wird, und die Szene, in der Sanjay erfährt, dass er Vater wird, und daraufhin mit dem Ungeborenen im Bauch seiner Frau eine vor Liebe überströmende Zwiesprache hält, ist eine der schönsten Szenen des Filmes.
Egal, wie abschätzig viele Zeitgenossen über den Film urteilten: Für mich ist Yalgaar eine der besten und überzeugendsten Leistungen Sanjus aus seinen Pumajahren. (Das Wort Pumajahre ist übrigens eine Eigenkreation von mir, abgeleitet von einem Zitat des Fotografen Gautam Rajadhyaksha aus dem Jahr 1997: „Mit seiner langen Mähne und seinem geschmeidigen Puma-Gang zog Sanju die Menschen an wie ein Magnet. Sein jungenhafter Charme und seine entwaffnende Verletzlichkeit machen ihn in der Industrie überaus beliebt.“ Seitdem sind die Jahre zwischen 1991 und 1995 für mich in bezug auf Sanju die Pumajahre – und wer wollte bestreiten, dass er in dieser Zeit in der Tat ein geradezu sündhaft schöner Puma war...)
Produktion und Regie: Feroz Khan
192 Min.; DVD: Eros, englische UT (Songs nicht untertitelt); ärgerlich: Nach Kapitel 20 wird der Film für einen langen B4U-Werbespot unterbrochen, und man kann den Film nur weiter ansehen, wenn man ins Menü geht und über die Kapitelwahl direkt das Kapitel 21 anklickt.
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