Zur Story: ACP Jay Suryavanshi (Jackie Shroff) ist besessen von seiner Aufgabe, den gefürchteten Terroristen Jagat Jogiya (Gulshan Grover) zur Strecke zu bringen. Da dieser sich jedoch mit seinen engsten Mitarbeitern nach London abgesetzt hat, greift Jay, mit Einverständnis seines Vorgesetzten, zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: Er rettet den mehrfachen Mörder Jeet Balraj (Sanjay Dutt) vor dem Galgen, wobei er den Rest der Welt in dem Glauben lässt, die Hinrichtung sei vollzogen. Nun verschafft er Jeet eine neue Identität als Raja, setzt ihn auf die Terroristen an und verspricht ihm nach vollendeter Mission die Freiheit; dass er ihn stattdessen danach töten will, behält er wohlweislich für sich. Jeet geht auf den Deal ein und begibt sich, von Jay und seinen Mitarbeitern ständig überwacht, nach London. Doch die Begegnung mit der unschuldig-naiven Manpreet Kaur, genannt Minnie (Manisha Koirala), die keine Ahnung von seinem Beruf als Killer hat, verändert Jeets Leben: Mit ihr an seiner Seite fühlt er sich außerstande, weiter zu töten. Als Jay Wind davon bekommt, fliegt auch er nach London, um zu verhindern, dass Jeet aus seiner Mission aussteigt...
Böse Jungs bekehren sich im Hindi Cinema oft erstaunlich schnell, und krasse 180-Grad-Wendungen sind diesbezüglich durchaus üblich. Verglichen damit entwickelt sich Jeet Balrajs Metamorphose vom gnadenlosen Killer zum liebenden Pazifisten geradezu nachvollziehbar: Je mehr ihm bewusst wird, wieviel Minnie ihm bedeutet, desto schwerer tut er sich, den Finger am Abzug zu krümmen; und je unverhohlener ihm Minnie ihr Vertrauen und ihre Liebe schenkt (Manisha verleiht dieser Figur eine hinreißende natürliche Unschuld und ahnungslose Naivität), desto unmöglicher wird es ihm, Menschen zu töten und danach Minnies Augen zu begegnen. Eine Aufgabe wie geschaffen für den Emotionalisten Sanjay Dutt, der denn auch vor allem im letzten Filmdrittel eine starke Szene an die nächste reiht; seien es die Tränen, die ihm nach der Eliminierung eines Schurken über die Wangen laufen, sei es die flehentliche Bitte an Jackie, ihn lieber zu töten als zum Weitermachen zu zwingen, sei es die irrsinnig berührende Szene, in der er Manisha seine wahre Identität enthüllt, oder schließlich der Showdown zwischen ihm, Jackie und Manisha, bei dem noch einmal sämtliche Emotionen hochkochen.
Die bis zuletzt anhaltende Spannung verdankt sich neben Sanjus bewegender Leistung natürlich auch seinem starken Gegenspieler. Von allen Cops, die Jackie Shroff je gespielt hat, dürfte Jay Suryavanshi einer der härtesten und kältesten sein. Die Chemie zwischen Sanjay und ihm hatte einige Jahre zuvor in Khalnayak schon gestimmt, und hier ist sie sogar noch einen Tick besser, weil die beiden mehr direkte Interaktionen haben und sich auch dadurch die Entwicklung von Sanjays Figur sehr gut nachvollziehen lässt.
Kartoos (= Gewehrpatrone) ist dank seiner drei Hauptdarsteller und einiger emotional sehr starker Szenen jederzeit eine Empfehlung wert; daran kann weder eine ästhetisch gar absonderliche Traum-Tanzszene mitten in dem Film etwas ändern noch – Haarphobisten seien gewarnt – Sanjus Look in seinen ersten Szenen, in denen er als zum Tode verurteilter Mörder mit ganz langer Zottelmähne und Vollbart (und mit blauen Kontaktlinsen, deren Sinn und Zweck ich noch nicht durchschaut habe) herumläuft – ein echter Reservechristus von Oberammergau. Nur dass er nicht ganz so heilig ausschaut. *g*
Produktion: Firoz A. Nadiadwala; Regie: Mahesh Bhatt
130 Min.; DVD: 21st Century, englische UT (inkl. Songs)
Haarfaktor
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