Zur Story: Jagan Nath, genannt Jaggu (Sanjay Dutt), Schwarzmarkthändler und Gelegenheitsganove, ist derart in den Gesangsstar Roshni Chadha (Sridevi) verliebt, dass er ihr überallhin nachreist und sie bereits als seine zukünftige Frau betrachtet. Als sie ihm unmissverständlich klar macht, dass er als armer Kerl bei ihr keine Chancen hat, verlässt Jaggu (zumal da er ein paar Delikte auf dem Kasten und damit die Polizei auf den Fersen hat) das Land und geht nach Hongkong, um dort Geld zu verdienen. Zugleich reist auch Roshni nach Hongkong - nicht ahnend, dass ihr Freund Rahul Malhotra (Rahul Roy) sie als Drogenkurier missbraucht und ihr Kokain ins Gepäck schmuggelt. Prompt wird sie am Flughafen geschnappt, landet im Gefängnis und muss mit dem Todesurteil rechnen. Durch einen Zeitungsbericht erfährt Jaggu davon und vermittelt ihr einen Anwalt: Es ist Roshnis Vater Prakash Chadha (Anupam Kher), der vor Jahren, unschuldig des Betrugs bezichtigt, aus Indien hatte fliehen und seine Frau Sharda (Reema Lagoo) unmittelbar nach ihrer Hochzeit im Stich hatte lassen müssen. Ohne Roshni zu entdecken, dass er ihr Vater ist, versucht Prakash alles, um sie vor dem Todesurteil zu bewahren - und als nichts mehr hilft, lässt sich Jaggu verhaften, um Roshni im Gefängnis zu finden und ihr zur Flucht zu verhelfen...
Gumrah (= vom rechten Weg abgekommen) ist ein wunderbarer Film. Er enthält die gesamte Palette von Heiterkeit und Komik über Liebe und Romantik bis hin zu fingernägelgefährdender Spannung und Dramatik, und dazu noch eine Handvoll gut gemachter Musik- und Tanznummern. Sridevi ist bezaubernd und vor allem in den Gefängnisszenen sehr intensiv und ausdrucksstark; wobei hier auch ein Extra-Kompliment an Soni Razdan geht für ihr überzeugendes Porträt von Roshnis zum Tode verurteilter Zellengenossin Angela. Sanjay – zum Auffressen in seinem saloppen Outfit mit Mantel und Hut – ist durch und durch sympathisch und liebenswert, nicht zuletzt aufgrund der Stärke, mit der er um die Frau, die er liebt, kämpft und selbst in (auch für ihn) schwierigsten Situationen unerschütterlich zu ihr hält. Vielleicht neben den späteren Munnabhais seine beste positive Kleinganovenrolle überhaupt, für die die Filmfare-Nominierung als Best Actor mehr als verdient war. Und sehr beeindruckt hat mich Anupam Kher, der hier zur Abwechslung endlich mal wieder eine wirklich ernsthafte und schöne Charakterrolle spielen durfte und dessen Darstellung des von Angst und Gewissensqualen zerrissenen Vaters mir teilweise echt unter die Haut ging.
Es spricht übrigens für Sanjus Darstellungskunst und vermutlich noch mehr für sein Charisma, dass man als Zuschauer von Anfang an auf seiner Seite steht, obwohl er da als veritabler Stalker auftritt - bei einem schwächeren Darsteller hätte man wohl eher zu dem Stalking-Opfer Sridevi gehalten und sie wegen dieses nervigen Kerls bemitleidet. So aber bemitleidet man Sanju, dass Sridevi ihn nicht erhört (was mir sowieso unbegreiflich ist *g*). Und wer da jetzt der Ansicht ist, dass bei dem vielen Lob für Sanju wieder einmal der Fan in mir überströmt, der höre und staune: Ursprünglich war eigentlich Rahul Roy als Leading Man des Filmes vorgesehen, während Sanjus Part nur als kleine Gastrolle gedacht war. Doch während der Dreharbeiten fiel Yash Johar und Mahesh Bhatt schnell auf, was für einen liebenswerten Charakter Sanju aus seiner kleinen Cameo-Rolle machte – und flugs wurde das Drehbuch umgeschrieben: Jaggu wurde der große Held an der Seite Sridevis, während Rahul zum Nebenpart degradiert wurde; sogar sein einziger, bereits aufgenommener Song "Zindagi Ka Safar" wurde gestrichen, und ich bin mir sicher: Das wäre ein Duett mit Sridevi gewesen, das in der zehnten Minute des Filmes drangewesen wäre – die ganze Szene schreit förmlich danach, und man merkt genau, dass hier etwas fehlt. Rahul Roy war verständlicherweise ziemlich verärgert und bestand darauf, als „Friendly Appearance“ in den Credits angekündigt zu werden. Ich glaube allerdings kaum, dass Sanju deswegen ein schlechtes Gewissen hatte. Warum sollte er auch.
Produktion: Yash Johar; Regie: Mahesh Bhatt
142 Min.; DVD: Eros, englische UT (Songs nicht untertitelt), leider meist etwas versetzt
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