Zur Story: Ravi Verma (Chandrachur Singh) ist ein skrupel- und gewissenloser Anwalt. Seine besten Kunden sind sein Schwiegervater Tejeshwar Singhal (Raj Babbar) und dessen Freunde, denen Ravi ihre illegalen Geschäfte führt. Als der städtische Commissioner Satya Prakash (Shivaji Satham) sich ihren Machenschaften in den Weg stellt, bringt Ravi ihn unter falschen und entehrenden Anschuldigungen ins Gefängnis, wo Singhal ihn ermorden und das Ganze als Selbstmord darstellen lässt. Prakashs Sohn, der Elitesoldat Karan (Sanjay Dutt), ist von der Unschuld seines Vaters überzeugt und schwört den Mördern bittere Rache. Kaltblütig schießt er Ravi auf offener Straße nieder, wobei auch dessen Frau Kajal (Mahima Chaudhary) tödlich getroffen wird. Während Karan sich der Polizei, angeführt von seinem zukünftigen Schwager Inspector Vinay (Sachin Khedekar), durch Flucht entzieht, kann Ravi gerettet werden, verliert jedoch sein Gedächtnis. Als er es im Sanatorium von Dr. Anand (Shakti Kapoor) mit Hilfe der Tänzerin Kajri (Mahima Chaudhary), einem Ebenbild seiner toten Frau, wiedererlangt, ist er ein veränderter Mensch, der seine früheren Sünden bereut und büßen möchte. Doch in Karan brennt nach wie vor das Feuer der Rache...
Ich sehe ja ein, dass Sanju nicht immer die große Hauptrolle spielen muss, und wenn ein kleinerer Part eine interessante Aufgabe für ihn darstellt, dann bin ich die Letzte, die da etwas dagegen hätte. Aber dann sollte es ihm wenigstens vergönnt sein, gegen einen starken Partner anzuspielen und nicht gegen einen Chandrachur Singh, der über weite Strecken die Ausstrahlung einer Schlaftablette hat (auch wenn Daag neben Maachis sogar eine der besseren Leistungen von ihm ist, die ich kenne) und kein wirklicher Gegner für einen intensiv aufspielenden Sanjay Dutt ist. Was hätte Daag für ein Top-Film werden können, hätte man den Ravi z.B. mit einem Shahrukh Khan oder Aamir Khan besetzt – da wäre die Post abgegangen, wenn die auf einen rachefunkelnden Gegenspieler wie Sanjay getroffen wären. Wenigstens stand an der Seite von Chandrachur mit Mahima Chaudhary eine tolle Frau, die die Doppelrolle der sanften Kajal, die vergeblich versucht, ihrem Mann ins Gewissen zu reden, und der temperamentvollen Kajri famos bewältigt. Ein kleines Sonderlob geht an Sachin Khedekar, der die Gewissensbisse des Mannes, der in seinem Dienst ausgerechnet gegen die Familie vorgehen muss, in die er einheiraten will, berührend durchscheinen lässt, und an Shakti Kapoor, der in der ruhigen Rolle des Arztes gegenüber seinen früheren, oft schrillen Schurkenrollen kaum wiederzuerkennen ist.
Sanju selbst wirkt auf den ersten Blick eigentlich fast unterfordert. Nach der Beisetzung seines Vaters sieht man ihn fast nur noch wild entschlossen und unaufhaltsam durch die Gegend laufen und aus beiden Händen Pistolen abfeuern. Eine Rückkehr zum früheren Action-Hero? Nein, eben nicht. Auch wenn das Rachefeuer in ihm noch so verständlich ist, aber das macht den Elitesoldaten, der nach den Worten seines Vaters sein Leben für die Wahrheit opfern kann, selbst gegenüber dem verbrecherischen Anwalt Ravi nicht zum moralisch überlegenen Helden. Als solcher hätte er bei seinem ersten Mordanschlag auf Ravi in dem Moment aufhören müssen zu feuern, als die erste Kugel Kajal traf, anstatt beide Magazine bewusst und gnadenlos in seine beiden Opfer zu pumpen. Er lässt auch niemals nur ansatzweise Reue erkennen, dass eine Unschuldige seiner Rachsucht zum Opfer gefallen ist. Natürlich lässt er immer wieder auch seine ehrenhaften Züge aufblitzen, aber insgesamt macht auch er Fehler und sieht sich am Ende gezwungen, gewaltig umzudenken. So wird der Karan für Sanju denn doch zu einer interessanten Charakterstudie. Vor allem in der Szene, in der er seinen Vater im Gefängnis aufsuchen will und findet, kann Sanju seine Emotionen wieder einmal voll ausspielen; vor allem aber ist Daag ein perfektes Studienmaterial, wenn man sich einmal mit der Ausdrucksvielfalt von Sanjus Augen befassen will. Diese Blicke! Diese unsagbar faszinierenden großen Augen! Selten wurden sie so intensiv in den Blickpunkt gerückt wie in Daag. Um das erleben zu können, kann man auch einen Chandrachur Singh mitnehmen.
Produktion und Regie: Raj Kanwar
165 Min.; DVD: Spark, englische UT (inkl. Songs), z.T. leicht versetzt
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